Halbaffen
[* 2]
(Prosimii, hierzu Tafel »Halbaffen«
),
Ordnung der
Säugetiere, die vielfach wegen der
Ähnlichkeit
[* 3] in
Erscheinung und Lebensweise mit den
Affen
[* 4] vereinigt, besser jedoch von ihnen getrennt wird, da die
Verwandtschaft mit ihnen
in allen übrigen Beziehungen nur gering ist. Die Halbaffen
haben einen schlanken, schwächlichen
Körper mit weichem, wolligem Haarkleid,
einen raubtierähnlichen
Kopf mit stark hervortretendem
Gesicht,
[* 5] große
Ohren und sehr große
Augen. Das
Gebiß steht zwischen dem der
Raubtiere
[* 6] und der
Insektenfresser.
[* 7]
Stets ist ein
Schlüsselbein vorhanden. Die vordern
Gliedmaßen sind immer kürzer als die hintern;
Daumen und große
Zehe lassen
sich den übrigen
Zehen gegenüberstellen, und hierdurch werden, genau wie bei den
Affen, die Vorderfüße
zu
Händen, die Hinterfüße zu Greiffüßen. Der
Schwanz dient niemals zum
Greifen, was doch bei manchen
Affen der
Fall ist.
Das große
Gehirn
[* 8] hat keine Windungen. Am
Darm
[* 9] befindet sich stets ein
Blinddarm. Meist sind mehrere
Paare
Zitzen vorhanden, von
denen die letzten am
Bauch
[* 10] oder in den
Weichen stehen. - Die Halbaffen
sind fast sämtlich Nachttiere, klettern
sehr geschickt, aber langsam und ernähren sich von
Insekten
[* 11] oder kleinern
Wirbeltieren.
Die meisten
Arten leben auf
Madagaskar
[* 12] und den benachbarten
Inseln, andre auf den ostindischen
Inseln und dem afrikanischen
Festland.
Fossile Reste sind neuerdings in
Frankreich und
Nordamerika
[* 13] und zwar in den Eocänschichten gefunden worden;
die amerikanischen zeichnen sich durch ein vollständiges, lückenloses
Gebiß von 44
Zähnen aus und werden in zwei besondern
Familien untergebracht. Die lebenden Halbaffen
, zu denen man auch wohl die gewöhnlich als
Insektenfresser betrachteten
Pelzflatterer
(s. d.) rechnet, bestehen nach Ausschluß dieser
Familie aus 13
Gattungen mit nahezu 60
Arten und lassen
sich am besten in 3
Familien gruppieren:
1. Familie: Fingertiere (Chiromyidae). An allen Fingern und Zehen, mit Ausnahme der großen Zehen, Krallen; Schwanz lang und buschig. Nur Chiromys madagascariensis (s. Fingertiere). - 2. Familie: Langfüßer (Tarsiidae). Nur die zweite und dritte Zehe mit Krallen, die übrigen mit Nägeln; Fußwurzelknochen stark verlängert; Schwanz sehr lang, dünn behaart. Ähneln in der Lebensweise den Eichhörnchen. Nur Tarsius spectrum, der Koboldmaki (s. d.), auf Sumatra, Borneo und einigen benachbarten Inseln. - 3. Familie: Lemuriden (Lemuridae). Nur die zweite Zehe bekrallt. 11 lebende Gattungen mit über 50 Arten, die gewöhnlich in 4 Unterfamilien gestellt werden; in Afrika, [* 14] Ostindien [* 15] und Südchina; fossil in Frankreich. Hierher unter andern: Lemur (Maki, s. d.), Stenops (Lori, s. d.), Arctocebus (Bärenmaki, s. d.) und Galago (Ohraffe, s. d.).