Hain
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Hain
Hain,
gehegtes Gehölz von mäßigem
Umfang; heiliger Hain
(lat. lucus, auch nemus), ein dem religiösen Kult geweihtes
Gehölz, dergleichen uns fast in allen alten Religionskulten des
Occidents wie des
Orients begegnen und sich dem
uralten
Baumkultus (s. d.) anschließen.
Schon
Abraham baute dem
Jehovah einen
Altar
[* 2] in dem Eichenhain
Mamre bei
Hebron; die
Propheten
aber rügen wiederholt
den
Götzendienst des
Volkes in
Hainen, da das mosaische
Gesetz den Jehovahdienst ausschließlich in die
Stiftshütte und später in den
Tempel
[* 3] wies.
Bei Griechen und Römern wählte man ein Stück natürlichen Waldes aus und weihte dasselbe dem Gott zum Eigentum, dem man bald auch Altäre und Statuen darin errichtete. Später schuf man um die Tempel der Götter Haine durch Anpflanzungen von nicht fruchttragenden Bäumen und umgab dieselben mit einem Zaun. Entweihung und Beschädigung solcher heiligen Haine wurde vom Gesetz mit schweren Strafen geahndet. Der nicht umfriedigte Raum war dagegen der Benutzung nicht entzogen, konnte daher auch mit fruchttragenden Bäumen bepflanzt sein; nur kam der Ertrag derselben dem Heiligtum zu gute und wurde für Bedürfnisse des Kultus, Feste etc. verwendet (so der der Feigenbäume der Athene). [* 4]
Die berühmtesten heiligen
Haine der Griechen waren der
Altis zu
Olympia, der Eumenidenhain
bei dem attischen
Demos
Kolonos, der Hain
der
Artemis
[* 5] zu
Ephesos,
[* 6] in
Italien
[* 7] der Hain
der
Egeria bei
Aricia, der der
Furien bei
Rom,
[* 8] der Musenhain
in
Latium;
aber auch in
Rom selbst
gab es mehrere heilige
Haine, z. B. am
Aventinus. Ähnlich tritt die Verehrung heiliger
Bäume und
Haine bei den übrigen Völkern
Europas, namentlich auch bei den alten
Germanen, auf, und vieler Kapitularbeschlüsse
bedurfte es nachher bei Einführung des
Christentums, sie auszurotten.
Das Bestehen der
Sitte für die heidnische Zeit erwähnt schon
Tacitus, und weiter wird sie oft bestätigt;
so ordnete
Arminius seine
Scharen in einem und in einem solchen versammelte auch
Civilis seine
Bataver zu Schmaus und Beratung.
Auch sonst wurden
Feste und
Opfer gern im
Schatten
[* 9] heiliger
Wälder gehalten. Unter den
Bäumen galt vornehmlich die
Eiche für
heilig, nächstdem die
Ulme,
Linde,
Tanne
[* 10] u. a.
Wer in einen heiligen Hain
floh oder den
Schatten eines heiligen
Baums erreichte, war der
Strafe entronnen.
Bei der Ausbreitung des Christentums wurden oft an der Stätte derartiger heiliger Bäume christliche Kultusstätten errichtet, wie es namentlich noch in Süddeutschland in den an den Marienkult sich knüpfenden Legenden hervortritt. Spuren des alten Baumkultus treten auch noch in der feierlichen Aufrichtung und festlichen Ausschmückung von Bäumen zur Zeit der alten Sonnenwendfeste hervor (Mai-, Johannis- und Weihnachtsbäume).
Vgl. Bötticher, Der Baumkultus der Hellenen (Berl. 1856);
Mannhardt, Der Baumkultus der Germanen etc. (das. 1875);
Schwartz, Indogermanischer Volksglaube (das. 1885). -
Hain
ist auch Bezeichnung der den
Logen der Freimaurer entsprechenden Vereinigungen des sogen.
Druidenordens
(s. d.).