Haimonskinder
,
die vier Söhne des Grafen Haimon (Aymon) von Dordogne: Adelhart (Alard), Ritsart (Richard), Witsart (Guichard) und Reinold (Renaut) von Montalban (Montauban), die Haupthelden (namentlich der letztgenannte mit seinem Roß Bayard) einer zum karolingischen Sagenkreis gehörigen Sage, welche deren Kämpfe mit ihrem Lehnsherrn Karl d. Gr. zum Gegenstand hat und wahrscheinlich französischen Ursprungs ist. Die erste dichterische Bearbeitung der Sage ist ein französisches Gedicht aus dem 12. Jahrh.: »Renaut de Montauban«, das früher fälschlich Huon de Villeneuve beigelegt u. von Michelant (Stuttg., Litter. Verein 1862) herausgegeben ward. Später wurde das Gedicht in Prosa aufgelöst, und so entstand der Roman »Les quatre fils Aymon« (Lyon [* 2] 1495; neue Ausgabe von Tarbé, Par. 1861),
von welchem eine deutsche Bearbeitung unter
dem
Titel: »Eyn schön lustig
Geschicht, wie
Keyser
Carle der groß vier gebrüder, Hertzog Aymont von Dordons
Süne, 16 jarlangk
bekrieget«
(Simmern 1535, 164
Bl.) erschien. Dagegen ist das bekanntere deutsche Volksbuch »Die schöne
und lustige Histori von den vier Haymonskindern etc.« aus dem
Niederländischen hervorgegangen und stimmt mit der in den
Niederlanden
noch gangbaren »Historie von den vier Hems-Kindern« (Antw.
1619) überein. Ebenso ist das neuerdings von
Pfaff herausgegebene Gedicht »Rainold von
Montalban« (Stuttg.,
Litter.
Verein 1886) im 15. Jahrh. aus dem
Niederländischen
übertragen worden. Deutsche
[* 3] Nachdichtungen des Volksbuches lieferten
L.
Tieck in
»Peter Leberechts Volksmärchen« (Berl. 1797, Bd.
1) und L.
Bechstein: »Die Haimonskinder«
, Gedicht (Leipz.
1830). Auch in den
»Deutschen
Volksbüchern« von
Simrock (Heft 9, Frankf. 1845) und von
Marbach (Heft 9,
Leipz. 1838) ist die Geschichte enthalten.