Christian Friedr. Samuel, der Begründer der Homöopathie, geb. in Meißen, besuchte die Fürstenschule
daselbst und studierte hierauf zwei Jahre lang in LeipzigMedizin, wozu er sich die Mittel durch Erteilung
von Privatunterricht und Übersetzungen erwarb. 1777 ging er nach Wien und nahm 1778 eine Hausarztstellung in Hermannstadt
[* 19] an. 1779 nahm er das Studium in Erlangen wieder auf und promovierte dort Während der nun folgenden 10 Jahre
war er als Arzt thätig in Hettstädt, Dessau, Gommern und Dresden, am letztern Orte vier Jahre lang. 1791 praktizierte er in
Stötteritz bei Leipzig. Im darauffolgenden Jahre wandte er sich nach Motschleben, wo er eine Irrenanstalt leitete, und von
dort nach Braunschweig, Wolfenbüttel
[* 20] und Königslutter.
Unzufriedenheit mit dem Zustande der innern Medizin hatte Hahnemann veranlaßt, schon von Mitte der achtziger
Jahre ab seinen Lebensunterhalt weniger aus der ärztlichen Praxis als aus litterar. und chem.
Arbeiten zu suchen. Bis 1790 erschienen nicht weniger als 12 Übersetzungen größerer und kleinerer französischer und engl.
Werke, teils medizinischen, teils chem. Inhalts, und außerdem 18 selbständige Werke und Abhandlungen,
letztere meist als Beiträge zu Crells«Chem.
[* 21] Annalen», aus seiner Feder. Anerkennung fanden namentlich folgende Werke: «über
Arsenikvergiftung» (Lpz. 1786),
bekannt als Hahnemannsche Weinprobe, sowie
seine Publikation über eine «Bereitungsart des auflöslichen Quecksilbers» (1789),
welches Präparat
nach ihm als Mercurius solubilis Hahnemanni benannt ist. Bei der Übersetzung der «Materia medica» des Engländers Cullen
(Lpz. 1790) reifte in ihm der Gedanke zur Aufstellung einer neuen Heilmethode. Er wandte sich nunmehr wieder der Praxis zu,
um seinen Gedanken praktisch zu verwirklichen, und da die nach seinen neuen Vorschriften zubereiteten
Mittel in den Apotheken nicht zu haben waren, so verabreichte er diese den Kranken selbst. Hierdurch kollidierte er mit den
Apothekergerechtsamen, und man verklagte ihn überall, wo er sich aufhielt, sodaß er von einem Orte zum andern vertrieben
wurde. 1800 verließ er Hamburg und Altona,
[* 24] wo er zwei Jahre lang thätig war.
Hierauf hielt er sich in Machern bei Wurzen,
[* 25] dann in Eilenburg auf, und erst in Torgau fand er 1802 eine bleibendere Stätte,
denn dort praktizierte er bis 1810. Inzwischen hatte er in seinem «Organon der
rationellen Heilkunde» (Dresd. 1810 u. ö.) sein Heilsystem als Ganzes veröffentlicht, womit
der Kampf um die Homöopathie entbrannte, und Hahnemann zog, um dieselbe Studierenden zugänglicher zu machen, nach Leipzig und habilitierte
sich dort für seine Lehre. Dort war er bis 1821 auch als praktischer Arzt thätig.
Neuer Hader mit den Apothekern veranlaßte um diese Zeit die Regierung, ihm das Selbstdispensieren
seiner Arzneien zu verbieten, und er folgte deshalb einem Rufe des Herzogs von Anhalt-Cöthen als Leibarzt, mit dem Titel eines
Hofrats, nach Cöthen.
[* 26] Hier blieb er bis 1835, wo er sich zum zweitenmal vermählte, mit einer jungen Französin, Melanie d'Hervilly-Gohier,
und dann nach Paris ging. Hier fand er eine gewinnbringende Praxis und starb daselbst
Von H.s zahlreichen Schriften sind noch zu erwähnen: «Fragmenta de viribus medicamentorum positivis» (2 Bde.,
Lpz. 1805),
«Reine Arzneimittellehre» (6 Bde., Dresd. 1811 u. d.),
«Die chronischen Krankheiten, ihre Natur und homöopathische
Heilung» (2. Aufl., Dresd. und Düsseld. 1835-39),