Hahn
,
[* 1] das Männchen der hühnerartigen und der Singvögel, insbesondere das männliche Huhn (s. Huhn). Vgl. Gallischer Hahn.
Hahn
3 Seiten, 3'773 Wörter, 26'176 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Hahn,
[* 1] das Männchen der hühnerartigen und der Singvögel, insbesondere das männliche Huhn (s. Huhn). Vgl. Gallischer Hahn.
Hahn,
[* 1] Vorrichtung, welche an
Röhren
[* 2] angebracht ist und durch Drehung die Durchgangsöffnung der
Röhren öffnet oder
schließt. Sie besteht aus dem sogen.
Schlüssel und dem Hahn
gehäuse. Der erstere ist ein abgestumpfter
Kegel mit einer Öffnung,
die entweder quer durchgeht, oder sich nach unten wendet (in welch letzterm
Fall die
Flüssigkeit durch
den
Schlüssel abwärts läuft) und so angebracht ist, daß sie bei einer gewissen
Stellung des
Hahns mit der Rohröffnung kommuniziert.
Ein
Griff bringt den Hahn
in die richtige
Stelle. Das Hahn
gehäuse umschließt ebenfalls mit einer konischen
Bohrung den
Schlüssel und wird entweder auf passende
Weise in das Leitungsrohr eingeschaltet, oder mit einer
Schraube in das
etwa zu entleerende
Gefäß
[* 3] eingeschraubt, oder oft auch nur mittels eines glatten
Kegels eingesteckt. Um bei Metallhähnen
den Hahn
kegel im Gehäuse festzuhalten und die Seitenwände behufs vollständiger Dichtheit etwas aneinander
zu pressen, was durch einen Zug
in der
Richtung der
Spitze des
Kegels geschieht, legt man
[* 1]
(Fig. 1) eine
Platte über die kleinere
Öffnung des Hahn
gehäuses und zieht durch eine
Mutter den Hahn
kegel mehr in das Gehäuse hinein; bei
Hähnen, welche oft gebraucht
werden, schleift sich aber der
Kegel bald ein, geht dann locker, und die
Schraube muß daher von neuem
angezogen werden. Um dies zu vermeiden, legt man öfters zwischen die Unterlagplatte der
Schraube, welche zum Herabziehen
des
Kegels dient, und das Gehäuseende eine kleine gewundene Stahldrahtfeder, welche, durch die
Schraube gespannt, den
Kegel
fortwährend ins Gehäuse zieht, wenn sich derselbe auch nach und nach etwas einschleifen sollte.
Diese
Hähne gehen leicht und schließen
gut. Neuerdings werden
Hähne so konstruiert, daß sie sich selbst um so mehr dichten,
je höher die Pressung der
Flüssigkeit, z. B. des
Dampfes, ist, indem diese den Hahn
kegel in der
Richtung nach der
Spitze in
den Hohlkegel eindrückt, wie
[* 1]
Fig. 2 zeigt
(System
Klein). Gewöhnliche
Hähne, wie der in
[* 1]
Fig. 1 dargestellte, werden bei Temperaturveränderungen
undicht oder setzen sich vollkommen fest wegen der verschiedenen
Ausdehnung
[* 4] des
Schlüssels und des Gehäuses, wodurch eine
axiale
Verschiebung der sonst mit den
Spitzen zusammenfallenden
Kegel eintritt. Um dies zu vermeiden, werden
[* 1]
(Fig. 3) nach Collmann
Schlüssel und Gehäuse so weit verlängert, daß die
Spitzen beider
Kegel in die beiden
Körpern gemeinschaftliche
Ebene
m n fallen, wodurch sie gezwungen werden, beisammenzubleiben.
Bekanntlich kann beim Öffnen eines
Fasses die in demselben enthaltene
Flüssigkeit nicht eher ausfließen, als bis das Spundloch
geöffnet ist; das Öffnen des Spundlochs bringt aber bei moussierenden
Flüssigkeiten häufig einen Verlust
mit sich, und man hat daher
Hähne von der Art konstruiert, daß beim Öffnen des Hahn
kegels, durch welchen die
Flüssigkeit
ausfließen soll, die äußere
Luft in das
Innere des
Gefäßes dringen kann, ohne daß die
Kohlensäure aus
der moussierenden
Flüssigkeit entweichen kann.
Das
Rohr des
Hahns enthält zu diesem
Zweck oberhalb des gewöhnlichen
Kanals noch einen zweiten parallelen
Kanal,
[* 5] welcher bei
geöffnetem unter dem
Griff mündet. Durch Drehung des
Kegels werden hier also zwei
Kanäle geöffnet und geschlossen, die so
liegen, daß durch den obern
Luft eindringt, während durch den untern Hauptkanal die
Flüssigkeit abläuft.
Für schäumende
Flüssigkeiten bedient man sich der sogen. Mousséhähne, d. h.
solcher, deren
Kegel nach
oben verlängert, cylindrisch ausgebohrt und mit einem federnden
Kolben versehen ist, durch dessen
Niederdrücken man die
Luft aus dem
Cylinder in die
Flüssigkeit bringt und mit ihr mischt, während
sie den
Hahn
durchläuft.
Das Tropfen der Hähne wird meist durch die Konstruktion, die Wartung oder unpassende Anwendung veranlaßt. Indem man den Kern des Hahns ebensowohl wie die Hülle rein konisch abdreht, entsteht beim Einschmirgeln oben am Hahnkern und unten in der Hahnhülse ein Absatz, welcher die Berührung der geschliffenen Flächen des Kegels und der Hülle verhindert. Versucht man einen solchen Hahn durch wiederholtes Einschleifen dicht zu machen, so vermehrt man das Übel, dem man am einfachsten dadurch abhilft, daß man den Kegel oben cylindrisch ab- und die Hülse [* 6] unten etwas cylindrisch ausdreht. Das Nachschleifen kann dann beliebig oft und jedesmal mit Erfolg vorgenommen werden. Unpassend ist die Verwendung eines Hahns bei hohem Druck, weil hier
[* 1] ^[Abb.: Fig. 1. Gewöhnlicher Hahn.]
^[Abb.: Fig. 2. Selbstdichtender Hahn.]
[* 1] ^[Abb.: Fig. 3. Collmanns Hahn.] ¶
eine einseitige Abnutzung eintritt und die Bohrung des Gehäuses desto mehr oblong wird, je öfter man den Hahn dreht, wodurch der Hahn dann undicht wird, klafft und unter dem Druck der Flüssigkeit rinnt. Hähne unter hoher Pressung lassen sich auch der großen Reibung [* 8] wegen nur schwer und unsicher bewegen, und dieser Mißstand wächst mit der Größe des Hahns. Daher zieht man bei Dampfleitungen Ventile oder Schieber vor. Auch für Wasser von höherm Druck ist die Verwendung der Hähne nicht passend; aber für fast druckloses Wasser oder Gas gewähren sie den Vorteil, einen ganz geraden Durchgang zu bieten, welcher sich mit andern Absperrapparaten nicht oder nur auf Kosten sonstiger Einfachheit erreichen läßt.
Besondere Konstruktionen von Hähnen dienen zu bestimmten Zwecken. Ein Hahn, bei welchem die gerade Durchbohrung des einfachen Hahns mit einer gekrümmten verbunden ist, so daß beide übereinander liegen, dient dazu, aus einem Gefäß heißes Wasser abzulassen, während gleichzeitig wieder ebensoviel kaltes Wasser in das Gefäß nachfließt. Wird der Hahn in Einer Ebene mit zwei Durchbohrungen, die nicht miteinander in Verbindung stehen, und von denen jede zwei Öffnungen hat, versehen, so entsteht der Vierwegehahn, welcher benutzt wird, um Flüssigkeiten, Dämpfe etc. in oder aus vier Öffnungen strömen zu lassen, so daß er bei einer Umdrehung um einen Viertelskreis einen Wechsel in allen vier Röhren oder Öffnungen bewirkt.
Dieser Hahn fand bei Dampfmaschinen [* 9] Anwendung. Der Regulierungshahn wird benutzt, wenn eine Flüssigkeit in einem Behälter auf demselben Niveau erhalten werden oder in gleichbleibender Menge durchfließen soll. Über Mohrs Quetschhahn s. Bürette. [* 10] Für Gasleitungen benutzt man auch hydraulische Abschlußhähne, welche aus einem Hahngehäuse in Form einer Büchse bestehen, in dessen Boden das Ein- oder Ausgangsrohr der Gasbehälterglocke mit einer vertikalen Verlängerung, [* 11] einem Stutzen, mündet.
Der ringförmige Raum zwischen der Wand, der Büchse und dem Stutzen ist mit Wasser oder Teer gefüllt. Eine Glocke, deren Rand in den Teer taucht, sperrt das Rohr ab. Die Glocke kann aber durch einen vertikalen Stab, [* 12] der durch eine Stopfbüchse [* 13] im Deckel des Hahngehäuses geht, gehoben werden, und das Gas gelangt dann in das Hahngehäuse selbst, in dessen Wandung oben sich eine zweite Öffnung zum Ab- oder Zuströmen des Gases befindet. Eine sehr beachtenswerte Konstruktion besteht darin, Kegel- oder Klappenventile mit dem Hahn zu verbinden. In diesem Fall entstehen die Ventilhähne, welche da angewandt werden, wo Pumpenventile rasch zugängig gehalten werden sollen, wie es beispielsweise bei Feuerspritzen [* 14] etc. verlangt wird. Hier wirkt der eingeschliffene Konus gar nicht mehr als Hahn, sondern nur als schnell auszuhebender und wieder einzubringender Sitz für die Ventile, welche in seinem Innern untergebracht sind (s. Ventilhahn). [* 15]
[* 1] Schlaghahn, der den Schlag ausübende Teil des Perkussionsschlosses an Handfeuerwaffen [* 16] (s. d.).
[* 1] 1) Ludwig Philipp, Dramatiker der Sturm- und Drangperiode, geb. zu Trippstedt in der Pfalz, lebte als Kammersekretär und Rechnungsrevisor zu Zweibrücken, [* 17] wo er auch die »Zweibrücker Zeitung« redigierte und 1814 starb. Seine Trauerspiele: »Der Aufruhr zu Pisa« [* 18] (Ulm [* 19] 1776),
»Graf Karl von Adelsberg« (Leipz. 1776) und »Robert von Hohenecken« (das. 1778),
tragen das Gepräge forcierter Genialität und konnten nur vorübergehend als »shakespearisch« bewundert werden. Er schrieb auch eine komische Oper: »Wallrad und Eva« (Zweibrück. 1782),
und »Lyrische Gedichte« (das. 1786).
Vgl. Werner, L. Ph. ein Beitrag zur Geschichte der Sturm- und Drangzeit (Straßb. 1877). -
Hahn wird oft verwechselt mit Johann Friedrich Hahn, einem Genossen des Göttinger Hainbundes, der um 1750 im Zweibrückischen geboren war und bereits im Mai 1779 als ein Menschenhasser starb. Einzelne seiner Gedichte, die Genie verraten, stehen in den Musenalmanachen.
2) Johann Michael, schwäb. Theosoph, geb. zu Altdorf bei Böblingen als Sohn eines Bauern, hatte seit seinem 17. Jahr Erleuchtungen und Visionen und führte seitdem ein streng asketisches Leben. Durch die Lektüre Böhmes und Ötingers angeregt, entwickelte er teils in Schriften, teils als Sprecher in freien Versammlungen ein eignes, im Gegensatz zur Orthodoxie auf unausgesetzte Bußfertigkeit und thatsächliche Lebensgerechtigkeit zielendes System, welches viele Anhänger fand und auch noch nach seinem Tod in der wohlorganisierten und weitverzweigten, von der Kirche äußerlich nicht getrennten Sekte der Michelianer fortlebt. Er starb in Sindlingen, einem Gute der Herzogin Franziska, wo er seit 1794 in Zurückgezogenheit lebte.
Vgl. Palmer, Die Gemeinschaften und Sekten Württembergs (Tübing. 1877);
»Die Hahnsche Gemeinschaft, ihre Entstehung und Entwickelung« (Stuttg. 1876).
3) Karl Friedrich, Graf von, genannt der Theatergraf, geb. 1782 zu Remplin in Mecklenburg, [* 20] verbrachte in seiner Jugend mehrere Jahre in Hamburg, [* 21] wo eine enthusiastische Neigung für das Theater in [* 22] ihm geweckt wurde, und gründete, nachdem er seine Studien in Greifswald [* 23] vollendet hatte, auf seinem Gut Remplin ein Liebhabertheater im großartigsten Stil, auf welchem Iffland, die Bethmann u. a. auf Hahns Einladung wiederholt wochenlang spielten. Später ließ er eine eigens engagierte Truppe auf seine Rechnung reisen, übernahm 1805 nach seines Vaters Tode das sogen. Hoftheater in Schwerin, mit dem er dem Herzog 1806 auf eigne Kosten nach Altona, [* 24] 1807 wieder nach Mecklenburg folgte, geriet aber bald in so zerrüttete Vermögensumstände, daß er 1808 der Verfügung über seine Besitztümer entsagen mußte.
Nachdem er 1813-14 als Soldat den Krieg mitgemacht und mehrere Auszeichnungen erhalten hatte, kehrte er 1817 zu seinem Steckenpferd, der Theaterdirektion, zurück und führte sie in verschiedenen Städten längere oder kürzere Zeit, so 1821 bis 1824 in Lübeck, [* 25] 1829-31 in Stralsund [* 26] und Greifswald, 1833 in Magdeburg, [* 27] 1834-36 in Altenburg, [* 28] Erfurt, [* 29] Meiningen [* 30] etc., 1837-38 in Altona, später im Hannöverschen und in Holstein, auf St. Pauli in Hamburg, zuletzt 1856 in Sommerhude.
Nachdem er sein kolossales Vermögen der Theaterpassion gänzlich zum Opfer gebracht, starb er, von der Gicht geplagt, in Altona. Als Schauspieler ist Hahn, außer auf seinem Liebhabertheater, nur wenig aufgetreten; doch besorgte er mit großem Eifer das Schminken, Soufflieren, Donnern und Blitzen und war stets der Anführer von Zügen, die über die Bühne gingen.
Vgl. Fr. A. Meyer, Charakterzüge aus dem Leben des Grafen Hahn-Neuhaus (Hamb. 1858).
4) August, Theolog, einer der Hauptbegründer des neuern Konfessionalismus, geb. zu Großosterhausen bei Querfurt, studierte in Leipzig, [* 31] besuchte darauf das neubegründete Predigerseminar zu Wittenberg, [* 32] ward 1819 außerordentlicher Professor der Theologie in Königsberg [* 33] und 1826 Professor ¶
der Theologie und Prediger zu Leipzig. In seiner Antrittsdisputation »De rationalismi, qui dicitur, vera indole et qua cum naturalismo contineatur ratione« (Leipz. 1827) sowie in seiner »Offenen Erklärung an die evangelische Kirche, zunächst in Sachsen [* 35] und Preußen« [* 36] (das. 1827) gab er den Rationalisten den Rat, aus der Kirche auszuscheiden, worüber er mit Bretschneider, an den er das »Sendschreiben über die Lage des Christentums in unsrer Zeit und das Verhältnis christlicher Theologie zur Wissenschaft überhaupt« (1832) richtete, in heftigen Streit geriet. Im J. 1833 wurde er als Konsistorialrat und ordentlicher Professor nach Breslau [* 37] berufen, und 1844 ward ihm das Amt eines Generalsuperintendenten für Schlesien [* 38] übertragen. In dieser Eigenschaft führte er 1845 die Ordinationsverpflichtung auf die Augsburgische Konfession wieder ein. Er starb in Breslau. Sein dogmatisches System enthält sein »Lehrbuch des christlichen Glaubens« (Leipz. 1828; 2. Aufl. 1857-1859, 2 Tle.). Noch sind zu erwähnen seine Ausgabe des hebräischen Textes des Alten Testaments (Leipz. 1831 u. öfter) und die »Bibliothek der Symbole und Glaubensregeln der apostolisch-katholischen Kirche« (das. 1842; 2. Aufl. von G. L. Hahn, 1877). - Sein Sohn Heinrich August, geb. zu Königsberg, habilitierte sich 1845 als Privatdozent der Theologie in Breslau, wurde 1851 außerordentlicher und 1860 ordentlicher Professor in Greifswald, wo er starb. Er schrieb orthodoxe Kommentare über Hiob (Berl. 1850), das Hohelied (Bresl. 1852) und den Prediger Salomos (Leipz. 1860). Sein zweiter Sohn, Georg Ludwig, geb. zu Königsberg, studierte 1841-45 Theologie in Breslau und Berlin, [* 39] wurde 1848 Privatdozent, 1857 außerordentlicher, 1867 ordentlicher Professor in der theologischen Fakultät zu Breslau. Unter seinen Schriften sind hervorzuheben: »Die Theologie des Neuen Testaments« (Leipz. 1854) und »Die Lehre [* 40] von den Sakramenten« (das. 1864).
5) Karl August, Sprachforscher, geb. zu Heidelberg, [* 41] habilitierte sich 1839 daselbst für deutsche Sprache, wurde 1849 als ordentlicher Professor nach Prag, [* 42] 1851 in derselben Eigenschaft nach Wien [* 43] berufen; starb daselbst. In der »Bibliothek der gesamten deutschen Nationallitteratur« erschienen von ihm: Konrad von Würzburgs »Otto mit dem Bart«, »Gedichte des 12. und 13. Jahrhunderts« und der »Jüngere Titurel«. Seine grammatischen Werke sind: »Mittelhochdeutsche Grammatik« (Frankf. 1843-47, 2 Abtlgn.; 4. Aufl., Basel [* 44] 1884);
»Neuhochdeutsche Grammatik« (Frankf. 1848) und »Althochdeutsche Grammatik« (Prag 1852; 5. Aufl. von Strobl, 1882).
Noch gab er heraus: »Lanzelot. Eine Erzählung von Ulrich von Zatzikhoven« (Heidelb. 1845) u. a.
6) Johann Georg von, österreich. Reisender, Bruder von Hahn 10), geb. 1810 zu Jena, [* 45] bereiste mit Unterstützung der Wiener Akademie der Wissenschaften die Türkei, [* 46] namentlich das westliche Albanien, wurde dann österreichischer Konsul, später Generalkonsul in Griechenland, [* 47] zuletzt in Syra und starb in Jena. Hahn hat sich um die Erforschung Albaniens und der albanischen Sprache [* 48] wie überhaupt der europäischen Türkei wesentliche Verdienste erworben. Sein Hauptwerk sind die grundlegenden »Albanesischen Studien« (Jena 1854),
denen »Bemerkungen über das albanesische Alphabet« (Wien 1851) vorhergegangen waren. Außerdem veröffentlichte er: »Reise von Belgrad [* 49] nach Salonichi« (mit Karte von Hahn Kiepert, Wien 1861; 2. Aufl. 1868) und »Reise durch die Gebiete des Drin und Wardar« (ebenfalls mit Karte von Hahn Kiepert, das. 1867). Nach seinem Tod erschienen noch »Sagwissenschaftliche Studien« (Jena 1872-79, 7 Lfgn.).
7) Werner, Schriftsteller, geb. zu Marienburg [* 50] in Westpreußen, [* 51] studierte Theologie und Philosophie zu Berlin und Halle [* 52] und widmete sich dann, seinen Aufenthalt in Berlin nehmend, litterarhistorischen und ästhetischen Studien. Ein warmer preußisch-deutscher Patriot, verfaßte er eine Reihe von vaterländischen Volksschriften, wie: »Friedrich Wilhelm III. und Luise, Königin von Preußen« (Berl. 1850, 3. Aufl. 1877);
»Hans Joachim v. Zieten« (das. 1850, 5. Aufl. 1878);
»Friedrich I., König in Preußen« (das. 1851, 3. Aufl. 1876);
»Kunersdorf« [* 53] (das. 1852);
»Kurprinz Friedrich Wilhelm, Geschichte der Kindheit des nachmaligen Königs Friedrich Wilhelm I.« (das. 1867);
»Der Krieg Deutschlands [* 54] gegen Frankreich« (Leipz. 1871).
Von seinen litterarhistorischen Studien geben Zeugnis: »Geschichte der poetischen Litteratur der Deutschen« (10. Aufl., Berl. 1883);
»Helgi und Sigrun«, zwölf Lieder germanischer Heldensage (das. 1867);
»Deutsche [* 55] Litteraturgeschichte in Tabellen« (3. Aufl., das. 1881);
»Edda, Lieder germanischer Göttersage, bearbeitet und erläutert« (das. 1872);
»Deutsche Poetik« (das. 1879);
»Odin und sein Reich« (das. 1886) u. a. Seit 1870 wohnt Hahn in Sakrow bei Potsdam. [* 56]
8) C. Hugo, Missionär, geb. bei Riga, [* 57] wurde in Barmen [* 58] ausgebildet und 1841 nach Südafrika [* 59] geschickt, wo er zuerst bis 1844 im Lande des Namaquahäuptlings Jonker Afrikaner, dann, seit 1844, im Damaland als erster europäischer Missionär wirkte und die Station Neubarmen gründete. Neben seiner Missionsthätigkeit studierte er die Sprache der dortigen Bewohner, und bei einer Besuchsreise in Europa [* 60] (1854-55) gab er eine Grammatik und ein Lexikon der Hererosprache (Berl. 1858) heraus; auch unterstützte er manchen Reisenden in jenem Gebiet, wie er auch selbst mehrere Forschungsreisen unternahm, namentlich nördlich nach dem Cunene zu. So ging er 1857 und 1859 mit dem Missionär Rath, in letzterm Jahr auch mit dem Elefantenjäger Green, der sich unterwegs angeschlossen hatte, bis nach Ondonga, wo der König Nangoro, erzürnt, daß man ihn bei einem beabsichtigten Raubzug nicht unterstützen wollte, die Weiterreise verbot. 1866 wurde er durch die Einladung Tjikongos, Nangoros Bruder und Nachfolger, der die Errichtung einer Mission wünschte, veranlaßt, nach Otjimbingue zu gehen, und von da aus erreichte er dann auch den Cunene. 1870 gelang es ihm, einen dauernden Frieden zwischen den Namaqua und Herero herzustellen, und sogleich brach er auch wieder nach dem Cunene auf und bereiste 1873 das Hereroland. Nach einer kurzen Besuchsreise in Deutschland [* 61] 1874 kehrte er wieder nach dem alten Feld seiner Thätigkeit zurück.
9) Ludwig Ernst, Geschichtschreiber, geb. zu Breslau, studierte daselbst und in Berlin Theologie, war 1842-48 Erzieher im Haus des Finanzministers Humann in Paris, [* 62] wo er Beziehungen zu hervorragenden Persönlichkeiten, wie Guizot, Cousin, Broglie, Thiers u. a., anknüpfte, und ward 1849 als Hilfsarbeiter in die Schulabteilung der Regierung zu Breslau, dann in das Kultusministerium berufen. 1851 ward er an die Regierung zu Breslau, 1855 als Geheimer Regierungsrat und vortragender Rat in das Ministerium des Innern versetzt, in dem er das litterarische Büreau leitete. Unter dem Ministerium Schwerin wurde als Schulrat an die Regierung in Stralsund versetzt, aber 1862 wieder in das Ministerium zurückberufen und später zum ¶
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
[* 1] Um bei Badeeinrichtungen die Temperatur des Wassers beliebig regulieren zu können, wendet man sogen. Mischhähne an, welche in beliebig zu regelndem Verhältnis von der Wasserleitung [* 63] kaltes und vom Badeofen her warmes Wasser aufnehmen, mischen und zur Wanne oder Brause leiten. Ein Mischhahn von A. Frenger in Charlottenburg [* 64] (Fig. 1 u. 2) hat ein Gehäuse A, an welches sich vier radial angeordnete Rohrleitungen a, b, c, d und der achsial angeordnete Rücklauf x [* 65] (Fig. 1) zum Badeofen anschließen.
Der von dem Gehäuse umschlossene Kegel B ist hohl und hat in seinem als Mischkammer dienenden Vorderteil B1 die Aus- u. Einströmungsöffnungen e, f, g, h, i, k, l, m, n, während seine hintere Abteilung B2, welche mit dem Seitenkanal q der Kaltwasserzuleitung in Verbindung steht, zwei Öffnungen hat, von denen nur eine (o) in [* 65] Fig. 1 sichtbar ist. Wenn der Hahnhebel C lotrecht über dem Worte »zu« einer Skala steht, so ist die Wasserleitung und die Öffnung zur Brause abgeschlossen, und es bleiben nur die Schlitze e und k frei, welche dadurch, daß durch sie Wasser nach der Badewanne austritt, anzeigen, daß das Wasser im
[* 65] ^[Abb.: Frengers Mischhahn.
Fig. 1 Längsschnitt.
Fig. 2 Querschnitt.] ¶
Badeofen kocht. Soll von der Leitung kaltes Wasser in die Wanne eingelassen werden, so dreht man den Hahnhebel nach links auf einen an der Skala befindlichen Buchstaben K, wodurch sich die Öffnungen im Konus B so verschieben, daß f vor das Rohr a und n vor das Rohr d tritt, während k durch Verschiebung über b hinaus geschlossen wird. Das kalte Wasser strömt daher von a durch f nach B1 und von da durch n nach d. Wird jetzt der Hebel [* 67] noch weiter nach links gedreht, so wird dadurch die Öffnung f allmählich an a vorbeibewegt, also mehr und mehr geschlossen, während die Öffnung i sich in gleichem Maße vor b schiebt, also entsprechend öffnet, so daß durch a um so weniger kaltes und zugleich durch i um so mehr heißes Wasser in den Mischraum B1 gelangt, je weiter der Hahn nach links steht.
Dem entsprechend ändert sich auch die Mischtemperatur des durch den hierbei offen bleibenden Schlitz n nach d, bez. in die Wanne tretenden Wassers. Zu gleicher Zeit ist die Öffnung o im hintern Kegelteil B2 frei, so daß durch den Seitenkanal q eine entsprechende Menge kaltes Wasser aus der Leitung nach B2 und weiter durch x zum Badeofen fließt. Die beliebige Regulierung der Temperatur des zur Badewanne strömenden Wassers erfolgt also einfach dadurch, daß der Hahnhebel C mehr oder weniger nach links gestellt wird. In ähnlicher Weise wird durch Drehung des Hahnhebels von der Mittelstellung aus nach rechts der Wasserzutritt nach der Brause hin eröffnet und die Temperatur des Brausewassers geregelt. Die fabrikmäßige Herstellung der Frengerschen Mischhähne hat F. Gäbert in Berlin übernommen.
[* 1] 7) Werner, Schriftsteller, starb in Sakrow bei Potsdam.
Als seine letzte Schrift ist eine abgekürzte Bearbeitung und Übersetzung des Nibelungenliedes zu erwähnen: »Kriemhild. Volksgesang der Deutschen aus dem 12. Jahrhundert« (Eisenach [* 68] 1889, Schulausg. 1890).