Häusser
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Ludwig, deutscher Geschichtschreiber, geb. zu Kleeburg im Unterelsaß, wohin sein Vater unter der französischen Herrschaft aus der Pfalz als Pfarrer versetzt worden war, wurde nach dessen frühem Tod (1820) von seiner Mutter in Mannheim [* 2] erzogen und ging 1835 auf die Universität Heidelberg, [* 3] um Philologie zu studieren. Die Bekanntschaft mit Schlosser wandte jedoch seine Vorliebe gleich anfangs den historischen Studien zu, so daß auch später zu Jena [* 4] seine Studien zwischen Philologie und Geschichte geteilt blieben. Nachdem er in Heidelberg promoviert, kurze Zeit als Lehrer am Gymnasium zu Wertheim gewirkt und sich durch zwei Schriften: »Über die teutschen Geschichtschreiber vom Anfang des Frankenreichs bis auf die Hohenstaufen« (Heidelb. 1839) und die »Sage von Tell« (das. 1840), bekannt gemacht, ging er im Frühjahr 1840 nach Paris, [* 5] arbeitete dort in Archiven und Bibliotheken und habilitierte sich im Herbst desselben Jahrs für Geschichte in Heidelberg.
Eine Frucht seiner Forschungen in badischen und bayrischen Archiven war die »Geschichte der rheinischen Pfalz« (Heidelb. 1845, 2 Bde.),
während deren Erscheinen er zum außerordentlichen Professor ernannt ward. An der 1846 beginnenden politischen Bewegung beteiligte er sich unter anderm in der Gelegenheitsschrift »Schleswig-Holstein, [* 6] Dänemark [* 7] und Deutschland« [* 8] (Heidelb. 1846). 1847 in den Redaktionsausschuß für die »Deutsche [* 9] Zeitung« gewählt, führte er seit Anfang 1848 mit Gervinus die Redaktion, deren technische Leitung vom März bis September 1848 ihm allein anheimfiel. Im November 1848 in die badische Zweite Kammer gewählt, verfocht er hier dieselben konstitutionellen und bundesstaatlichen Ansichten, deren Organ jene Zeitung war.
Jedem gewaltsamen, revolutionären Beginnen abhold, blieb er der Mairevolution von 1849 fremd, trat 1850 wieder in die Kammer und nahm eine Wahl zum Unionsparlament in Erfurt [* 10] an, wo er in glänzender Rede das preußische Unionsprojekt verteidigte. Der Gang [* 11] der Dinge überhaupt wie auch die Überzeugung von der Erfolglosigkeit der konstitutionellen Bestrebungen in den kleinen Staaten und aller Versuche friedlicher Verständigung bewogen ihn jedoch, im Oktober 1850 die parlamentarische Laufbahn zu verlassen. Unterdessen war er aus Anlaß eines Rufs an die Universität Zürich [* 12] 1850 zum ordentlichen Professor ernannt worden. Seine Erfahrungen während der Jahre 1848-49 legte er in den »Denkwürdigkeiten zur Geschichte der badischen Revolution« (Heidelb. 1851) nieder.
Schon vorher hatte er
»Lists gesammelte
Schriften« (Stuttg. 1850-51, 3 Bde.)
herausgegeben und mit einer
Biographie desselben begleitet.
Sein Hauptwerk,
dem er vornehmlich seinen
Ruf als Geschichtschreiber
verdankte, war die »Deutsche Geschichte vom
Tod
Friedrichs d. Gr. bis zur
Gründung des
Deutschen
Bundes« (Leipz. 1854-57, 4 Bde.; 4. Aufl.
1869), die erste auf gründlichem
Studium der
Archive, namentlich des preußischen, beruhende und erschöpfende
Geschichte dieses Zeitraums, die sich durch glänzende
Darstellung und edlen
Patriotismus auszeichnet und Häusser
wissenschaftliche
Preise, hohe
Ehren und
Titel eintrug.
Seit dem Wiederaufleben der deutschen Einheitsbestrebungen 1859 beteiligte sich auch wieder an der Politik. Durch seine bedeutende Rednergabe, seine reine Vaterlandsliebe errang er in der kleindeutschen Partei bald eine hervorragende Stellung, und auch in der badischen Zweiten Kammer, in welche er wieder eintrat, spielte er besonders in der kirchlichen Frage eine bedeutende Rolle. Auf dem deutschen Abgeordnetentag 1863 in Frankfurt [* 13] trat er mit Erfolg gegen das österreichische Reformprojekt auf, das er auch in einer besondern Schrift: »Die Reform des deutschen Bundestags« (Frankf. 1863), bekämpfte.
Daneben entfaltete er eine äußerst wirksame Thätigkeit als akademischer Lehrer; seine Vorlesungen zeichneten sich durch seltene Meisterschaft des Vortrags aus und erweckten in den zahlreichen Zuhörern echt patriotische Begeisterung. Um so schmerzlicher war sein unerwarteter Tod infolge eines Herzleidens, dem er erlag. Von seinen Schriften sind noch einige kleine Arbeiten zu nennen: »Karl, Freiherr vom Stein, eine Skizze« (2. Aufl., Leipz. 1861);
»Zur Beurteilung Friedrichs d. Gr., Sendschreiben an Dr. Onno Klopp« (Heidelb. 1862);
seine gesammelten kleinern Schriften, namentlich die wertvollen Aufsätze aus der Augsburger Allgemeinen Zeitung, sind nach seinem Tod (Berl. 1869-70, 2 Bde.) herausgegeben worden;
ebenso sind von seinen Vorlesungen durch Oncken herausgegeben die »Geschichte der französischen Revolution, 1789-99« (das. 1868, 2. Aufl. 1877) und die »Geschichte des Zeitalters der Reformation, 1517-1648« (das. 1868, 2. Aufl. 1880).
Vgl. Wattenbach, Ludwig ein Vortrag (Heidelb. 1867).