Härĕsie,
Härĕsis (grch.), Wahl, das Erwählte, besonders eine selbsterwählte Lebens- oder Lehrart, Schule oder Sekte. Im kirchlichen Sprachgebrauch erhielt das Wort bald den Nebenbegriff willkürlicher Menschenmeinung und wurde seit Mitte des 2. Jahrh, stehende Bezeichnung für die von dem katholischen, d. h. allgemein geltenden Glauben abweichenden Lehren [* 2] Einzelner oder ganzer, von der kath. Kirche ausgestoßener Parteien oder Sekten. Diejenigen, die sich zu einer solchen Lehre [* 3] hielten, hießen Häretiker. Als Widerstand gegen die ¶
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göttliche Offenbarung galt die Häresie
der Kirche für die ärgste Sünde und seit Ende des 4. Jahrh. als Widerstand gegen die Staatsgesetze
auch für ein polit. Verbrechen, worauf im Mittelalter die Todesstrafe stand. Von der als Verfälschung der kirchlichen Lehre
wurde das Schisma als strafbare Trennung von der Kirche in Verfassung und Gebräuchen unterschieden. So sind
nach der röm.-kath. Auffassung die Protestanten Häretiker, die griech.-orient. Christen nur Schismatiker. Für Häretiker kam
im Mittelalter auch die Benennung Ketzer (s. d.) aus.