Haase
807 Wörter, 5'716 Zeichen
Haase,
Haase,
1)
Name einer angesehenen Buchdruckerfamilie in
Prag.
[* 3] Der Begründer der
Firma war
Gottlieb Haase
(geb. 1763 zu
Halberstadt),
[* 4] der eine Druckerei in
Prag gründete, die sich zu großer Bedeutung aufschwang und bei seinem 1824 erfolgten
Tod 18
Pressen
beschäftigte. Seine
Söhne
Ludwig (geb. 1801) und
Andreas (geb. 1804) führten dieselbe unter der
Firma
»Gottlieb Haase
Söhne« zunächst allein fort; doch traten ihnen später (1831) auch ihre beiden
Brüder
Gottlieb (geb. 1809)
und
Rudolf (geb. 1811) bei, worauf das
Geschäft noch eine wesentliche Erweiterung durch die
Anlage einer Papierfabrik zu Wran
in
Böhmen
[* 5] erhielt.
Als
Andreas 1864 starb, zog sich
Ludwig vom
Geschäft zurück (gest. 1868), und der jüngste der
Söhne,
Rudolf, führte darauf
die Papierfabrik unter der
Firma
»Rudolf Haase
Sohn u.
Neffe« allein fort, während
Gottlieb, welcher inzwischen zu einem Edlen
v. Buchstein erhoben worden war, dem Hauptgeschäft vorstand und in demselben
als
Spezialität den altslawischen
Druck pflegte. 1871 wurde dasselbe in eine
Aktiengesellschaft verwandelt, die sich indes 1879 wieder
auflöste, worauf die Druckerei von
Andreas Haase
jun., Edlen v. Wranau (geb. 1842), unter der
Firma »A. Haase«
übernommen wurde.
Unter den Verlagsunternehmungen der Haase
schen Druckerei ist die
Zeitung
»Bohemia« namhaft zu machen, die 1824 gegründet
wurde und besonders seit den 50er
Jahren als politisches
Journal zu großer Bedeutung gelangte.
2) Friedrich, namhafter Philolog, geb. zu Magdeburg [* 6] als Sohn eines Schneiders, studierte in Halle, [* 7] Greifswald [* 8] und Berlin [* 9] Philologie, ward 1831 nach einer kurzen Thätigkeit am Köllnischen Gymnasium zu Berlin an der Kauerschen Anstalt zu Charlottenburg [* 10] angestellt, kam 1834 als Adjunkt nach Schulpforta, wurde jedoch schon Ostern 1835 wegen Teilnahme an burschenschaftlichen Verbindungen vom Amt suspendiert, 1836 entsetzt und bis 1837 in Festungshaft gehalten.
Hierauf machte er eine wissenschaftliche
Reise über
Heidelberg
[* 11] u.
Straßburg
[* 12] nach
Paris,
[* 13] wurde 1840 außerordentlicher, 1846 ordentlicher
Professor der
Philologie in
Breslau,
[* 14] 1851 auch der
Beredsamkeit und Mitdirektor des philologischen
Seminars u. starb dort Im
J. 1848 in die preußische
Nationalversammlung gewählt,
schloß er sich dem linken
Zentrum an. Haase
gab
Xenophons
Schrift
»De republica
Lacedaemoniorum« (Berl. 1833),
den Thukydides mit lateinischer Übersetzung (Par. 1841),
daneben »Lucubrationes Thucydideae« (Berl. 1841),
Vellejus Paterculus (Leipz. 1851, 2. Aufl. 1863),
Seneca (das. 1852-53, 3 Bde.; 2. Aufl. 1872-1873),
Tacitus (das. 1855, 2 Bde.) heraus.
Zu
Reisigs »Vorlesungen über lateinische Sprachwissenschaft« (Leipz.
1839) fügte Haase
schätzbare Anmerkungen hinzu. Seine eignen »Vorlesungen
über lateinische Sprachwissenschaft« erschienen
aus seinem
Nachlaß (1. Bd. von
Eckstein, Leipz. 1874; 2. Bd.
von Haase
Peter, 1880). Außerdem schrieb er: »Vergangenheit und Zukunft der
Philologie« (Berl. 1835);
»Die athenische Stammverfassung« (das. 1857) und eine Reihe von Aufsätzen und Rezensionen, namentlich zur Litteraturgeschichte und Geschichte der Philologie im Mittelalter und in der Renaissance.
Vgl. Fickert, Fr. Haasii memoria (Programm, Bresl. 1868).
3) Friedrich, namhafter Schauspieler, geb. zu Berlin, erhielt eine sorgfältige Erziehung, genoß zwei Jahre lang den Unterricht Ludwig Tiecks zur Vorbildung für die Bühne und wurde im Januar 1846 nach glücklichem Debüt in Weimar [* 15] engagiert. Durch unablässige Ausdauer besiegte er die sprachlichen Hindernisse, mit denen er zu kämpfen hatte, und rasch entfaltete sich sein Talent. Schon in Prag (1849-51) nahm er eine bevorzugte Stellung ein, ebenso in Karlsruhe [* 16] (1852-55), hierauf in München. [* 17]
Zahlreiche Gastspiele trugen zu seinem schnellen Bekanntwerden bei. Nach dreijährigem Gastspielengagement in
Frankfurt
[* 18] a. M.,
und nachdem er sechs
Winter (bis 1866) in
Petersburg
[* 19] gespielt hatte, zählte Haase
schon zu den damaligen
Bühnenberühmtheiten. Nachdem er 1867-68 als Hoftheaterdirektor in
Koburg
[* 20] fungiert hatte, gastierte er 1869 einige
Monate
in
Amerika,
[* 21] nach seiner Rückkehr ein ganzes Jahr lang an der
Berliner
[* 22] Hofbühne und übernahm 1870 nach
Laubes Weggang die
Direktion des
Leipziger Stadttheaters auf sechs Jahre.
Seitdem zieht er, ausschließlich Gastspiele gebend, umher (1882 von neuem in
Nordamerika
[* 23] bis nach
Kalifornien); sein
Domizil
ist
Berlin. Hier beteiligte er sich 1883 auch als Societär an dem damals begründeten
Deutschen
Theater,
[* 24] trat aber schon im
März des folgenden
Jahres aus dem Societätsverband zurück. Haases
aristokratische Persönlichkeit ist
wie dazu geschaffen, elegante
Typen zu verkörpern; zu seinen Glanzrollen dieser Art gehören der Königsleutnant und der
alte Klingsberg, ferner der
Chevalier Rocheferrier (in der
»Partie
Piquet«),
Lord Harleigh, der
Narr des
Glücks und der unvergleichliche
Marquis v. Seiglière.
Große tragische
Rollen,
[* 25] die er zwar mit Vorliebe spielt, gelingen ihm weniger, auch
hat Haase
seinem
Ruf als großer
Schauspieler durch übertriebene
Betonung
[* 26] des
Details Abbruch gethan.