Haargefäße
,
s. Kapillaren.
Haargefäße
320 Wörter, 2'333 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Haargefäße,
s. Kapillaren.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Haargefäße
oder Kapillargefäße (Kapillaren, Vasa capillaria), die feinsten, nur mit dem Mikroskop [* 3] erkennbaren Blutgefäße, welche den Übergang von den Arterien (Schlagadern) zu den Venen (Blutadern) bilden. Sie besitzen bloß eine einfache, äußerst zarte, durchsichtige Wand und haben in den verschiedenen Körpergegenden einen Durchmesser von nur 0,005 bis 0,02 mm, sodaß zwei bis acht nebeneinander erst die Dicke eines Haars ausmachen und die feinsten gerade noch einem Blutkörperchen [* 4] den Durchgang gestatten.
Unter dem Mikroskop betrachtet, erscheint die Wand der Haargefäße
aus zarten, platten, kernhaltigen Zellen zusammengefügt, die als
die direkte Fortsetzung des die Arterien und Venen auskleidenden Zellenhäutchens, des sog. Gefäßendothels, zu betrachten
sind. In den Haargefäße
erlangt das Strombett des Blutes, das durch die fortwährende Teilung der Arterien immer
weiter geworden, seine größte Ausbreitung. Deshalb sowie wegen der durch die Engigkeit der Haargefäße
bedingten
Reibung
[* 5] verliert sich die Blutwelle, welche mit jedem Pulsschlage vom Herzen durch die Arterien fortschreitet, in denselben,
sodaß man den Puls in den Venen nicht mehr fühlt.
Die Haargefäße
selbst stehen untereinander durch zahlreiche Verbindungszweige in der innigsten
Verbindung und bilden so ein dichtes Gefäßnetz, das alle Gewebsteile umgiebt. Letztere werden hierdurch aufs reichlichste
mit Blut versorgt und mit diesem in langdauernden Verkehr gesetzt. Nur sehr wenige Gewebe,
[* 6] wie die Haare,
[* 7] Nägel,
[* 8] Knorpel
[* 9] und
die Linse,
[* 10] besitzen keine Haargefäße.
Durch die dünnen Wände der Haargefäße
werden infolge des hohen Druckes, unter welchem
das Blut steht, beständig Blutbestandteile ausgepreßt, die dann die Gewebsteile umspülen und ernähren.
Der Überschuß des ausgetretenen Blutes und die Gewebstrümmer gehen entweder (durch Endosmose) in den Blutstrom zurück
oder fließen durch die feinsten Lymphgefäße, die sog. Lymphkapillaren, wieder ab. Auf diesem Stoffaustausch
im Kapillarbezirk beruht der Übergang des hellroten arteriellen Blutes in das dunkelrote venöse. Weiterhin spielen die auch
bei der Entzündung eine Rolle, indem unter gewissen Bedingungen die weißen oder farblosen Blutkörperchen die Wandung der
Haargefäße
durchbohren und außerhalb der Gefäße als sog. Eiterkörperchen erscheinen. (S. Eiter, Entzündung.)