Gutzkow
,
Karl Ferdinand, Dichter und Schriftsteller, geb. zu Berlin, [* 2] Sohn eines prinzlichen Bereiters, der später einen Subalternposten beim Kriegsministerium bekleidete, besuchte das Friedrichswerdersche Gymnasium seiner Vaterstadt, widmete sich auf der Universität philologischen und theologischen Studien, hatte sich bereits zur Staatsprüfung für Gymnasiallehrer gemeldet und mit der Preisschrift »De diis fatalibus« philologische Auszeichnung gewonnen, als ihn die Eindrücke der Julirevolution und aller an sie geknüpften Zeitbewegungen auf einen andern Weg drängten.
Noch als
Berliner
[* 3]
Student gründete er eine kritische
Zeitschrift:
»Forum
[* 4] der Journallitteratur« (1831), die zwar nach einigen
Heften wieder einging, ihm aber die
Teilnahme eines so tonangebenden Kritikers wie
Wolfgang
Menzel in
Stuttgart
[* 5] eintrug, dessen
deutsch-patriotische,
Goethe und die Herrschaft der reinen Kunstanschauung befehdende
Richtung der jugendliche Gutzkow
teilte. Er
ging 1831 als
Menzels Mitarbeiter bei der Redaktion des »Litteraturblattes« nach
Stuttgart und betrat so die rein litterarische Laufbahn, die er alsbald mit den
»Briefen eines
Narren an eine Närrin« (Hamb.
1832),
dem Roman »Maha-Guru, Geschichte eines Gottes« (Stuttg. 1833, 2 Bde.) und politisch-litterarischen Charakteristiken in der »Allgemeinen Zeitung«, welche als »Öffentliche Charaktere« (Hamb. 1835) gesammelt erschienen, weiter verfolgte.
Auch Gutzkow
war der Überzeugung,
daß die Zeit der reinen Kunstwirkungen vorüber sei, der
Beruf der zeitgenössischen Litteratur vornehmlich in der
Erweckung
und Leitung eines »öffentlichen
Geistes«, ihre eindringlichste Form aber in gemischt poetisch-publizistischen
Arbeiten, angeblichen
Dichtungen, die nur zum
Vehikel politischer und philosophischer
Gedanken dienten, zu suchen sei. Erwiesen
einzelne seiner frühsten
»Novellen« (Hamb. 1843, 2 Bde.)
und das
Drama
»Nero« (Stuttg. 1835) auch, daß ihm eine unbefangenere und erfreulichere poetische
Darstellungskraft zu
Gebote stehe, so fühlte sich der
Autor doch eigentlich nur von den Erregungen und
Kämpfen der Zeit,
nicht von den
Erscheinungen und Zuständen des
Lebens in seiner
Totalität angezogen. Er ward dann von selbst einer der
Führer
und Vorkämpfer der »jungdeutschen«
Bewegung, welche sich (obschon der
Name des »jungen
Deutschland«
[* 6] nichts war als eine vom
Frankfurter deutschen
Bundestag höchst willkürlich erfundene Bezeichnung für eine
Gruppe von verschiedenen
oppositionell gestimmten Schriftstellern) seit dem Beginn der 30er Jahre immer weiter erstreckte und durch den Anschluß
an den politischen Liberalismus und an den materiellen Umschwung der Zeit auch eine ganz neue Litteraturentwickelung hoffte.
In diesem
Sinn schrieb der junge
Autor, welcher inzwischen in
Heidelberg
[* 7] und
München
[* 8]
Rechts- und
Staatswissenschaft studiert
hatte und 1834 nach
Frankfurt
[* 9] a. M. übergesiedelt war, wo er ein »Litteraturblatt«
zur
Zeitschrift
»Phönix« begründete, seine Vorrede zu
Schleiermachers
»Briefen über
Schlegels Lucinde« (Hamb. 1835),
seine »Soireen« (Frankf. a. M. 1835, 2 Bde.) und den Roman »Wally, die Zweiflerin« (Mannh. 1835; spätere Umarbeitung u. d. T.: »Vergangene Tage«, Frankf. 1852), in welch letzterm ein paar schüchterne sinnliche Szenen und eine zum Roman kaum gehörige Polemik gegen den Offenbarungsglauben die Würze für eine dürftige Erfindung und Charakteristik abgeben mußten. Gleichwohl brachte dieser Roman dem Verfasser eine ¶
mehr
Schicksalswendung: auf Wolfgang Menzels heftige, feindselig-gehässige Anklagen ward »Wally« konfisziert, in Baden
[* 11] zu einer dreimonatlichen
Gefängnisstrafe verurteilt, die er in Mannheim
[* 12] verbüßte, seine ganze Zukunft aber durch ein Verbot alles dessen, was er
geschrieben habe und in Zukunft noch schreiben würde, und durch die Entziehung des Rechts, innerhalb des
deutschen Bundesgebiets eine Redaktion zu übernehmen, in Frage gestellt. Überwand er auch mit höchster Energie und mannhaftem
Festhalten an seinen einmal gefaßten Überzeugungen die ihm bereiteten Hindernisse, so wirkten das erwachte Mißtrauen und
der Argwohn, die Furcht, allüberall Feindseligkeiten zu begegnen, in seinem weitern Leben verhängnisvoll nach. Gutzkow
hatte sich 1836 zu
Frankfurt verheiratet, siedelte 1837 nach Hamburg
[* 13] über, wo er seine neubegründete Zeitschrift »Der Telegraph«
[* 14] in Aufnahme brachte,
bis zum großen Brand (1842) verweilte, hauptsächlich durch die Freundschaft der geistvollen Therese v. Lützow (Frau v. Bacheracht)
gefesselt, im übrigen unendlich und nach den verschiedensten Richtungen hin litterarisch thätig war.
Das publizistische Element blieb in seinen damaligen Arbeiten noch überwiegend; die in der Haft zu Mannheim geschriebene Schrift »Zur Philosophie der Geschichte« (Hamb. 1836),
die zuvor unter dem Namen Bulwers edierten »Zeitgenossen, ihre Tendenzen, ihre Schicksale, ihre großen Charaktere« (Stuttg. 1837, 2 Bde.),
die gegen Görres gerichtete Broschüre »Die rote Mütze und die Kapuze« (Hamb. 1838),
die unter dem Titel:
»Götter, Helden und Don Quixote« (das. 1838) gesammelten Aufsätze schließen sich eng an die Interessen des Tags an. Auch die
Schrift »Goethe im Wendepunkt zweier Jahrhunderte« (Berl. 1836) und das panegyrische Buch über »Börnes Leben« (Hamb. 1840) entfernen
sich nur in Einzelheiten von dem Standpunkt, den Gutzkow
früher gewonnen hatte, und von dem aus
der Schriftsteller folgerichtig zur reinen Publizistik hätte gelangen müssen. Was dies verhinderte, waren teils die politischen
Verfolgungen und die Zensur, teils ein wirklich poetischer Darstellungstrieb, der, mannigfach irre gehend, sich doch immer
wieder geltend machte. Romane wie »Seraphine« (Hamb. 1838) oder
wie die satirische Zeitgeschichte in Arabesken: »Blasedow und seine Söhne« (Stuttg. 1838-39, 3 Bde.)
zeigten eine seltsame Mischung von darstellendem Drang und reflektierendem Räsonnement, eine Manier, bei der (nach Gutzkows
eignen Worten) der Autor sich »wie ein aus den Kulissen heraussprechender, seine Akteure mitunter ohrfeigender
Puppenspieler gebärdet«. Gleichwohl entschied sich durch die Einwirkung innerer und äußerer Umstände, daß
Gutzkow
etwa von 1839 an, wo er seine Tragödie »Saul« (Hamb. 1839) veröffentlichte und das Trauerspiel »Richard Savage« über eine
Reihe von Bühnen ging, sich wesentlich der poetischen Produktion zuwandte.
Dieselbe nahm, nachdem er außer mannigfachen Reisen und vorübergehenden Ortswechseln 1842 Hamburg wieder
mit Frankfurt a. M., 1846 Frankfurt mit Dresden
[* 15] vertauscht hatte, einen außerordentlichen Aufschwung, verschaffte Gutzkow
seine
größten Erfolge und eine weitreichende Popularität. Eine Stellung als Dramaturg des Dresdener Hoftheaters, welche er 1847 angenommen,
verließ er schon 1849 infolge der Zeitereignisse wieder, blieb aber in Dresden. Seine erste Gattin hatte
er im März 1848 während eines Aufenthalts in Berlin verloren, 1850 verheiratete er sich zum zweitenmal.
Die Dresdener Jahre, wie sie die schaffensreichsten und erfolgreichsten in Gutzkows
Leben waren, durften auch seine glücklichsten
heißen. Obwohl
in manche litterarische Kämpfe verwickelt (1852 betrat er mit der Herausgabe der Zeitschrift
»Unterhaltungen am häuslichen Herd« das journalistische Gebiet wieder), in mannigfachem Widerspruch zu den Richtungen, die
Politik, Litteratur und soziales Leben nahmen, stand der Autor doch im Vollgefühl seiner Kraft.
[* 16] 1861 siedelte er als Generalsekretär
der Schiller-Stiftung, an deren Zustandekommen und Gedeihen er einen wesentlichen Anteil gehabt, nach Weimar
[* 17] über, fand sich aber schon im November 1864 bewogen, seine Entlassung zu nehmen.
Die Aufregung, in welche ihn die Vorkommnisse innerhalb der Schiller-Stiftung, wirkliche und vermeinte Zerwürfnisse und Gegnerschaften versetzten, führte den Leidenden so weit, daß er (im Februar 1865) in Friedberg [* 18] Hand [* 19] an sein Leben zu legen versuchte. Glücklicherweise gerettet, nach einem kürzern Aufenthalt in der Heilanstalt Gilgenberg bei Baireuth [* 20] und einem längern zu Vevey in der Schweiz [* 21] neugekräftigt, nahm er in Kesselstadt bei Hanau, [* 22] von 1868 bis 1873 in Berlin seinen Aufenthalt.
Wiederkehrende Nervenleiden wurden durch einen Winteraufenthalt in Italien [* 23] (1873/74), durch die Jahre bei und in Heidelberg (1874-77) nur gemildert, nicht aufgehoben. Zuletzt ließ sich der in seiner körperlichen Kraft Gebrochene, geistig mehr und mehr Isolierte in Sachsenhausen bei Frankfurt a. M. nieder, wo er starb. Bis in seine letzten Tage war er, allen körperlichen Leiden [* 24] trotzend, arbeitsam und von litterarischen Interessen erfüllt geblieben, obschon fast alle spätern Arbeiten die Spuren einer vergrämten und verbitterten (vielfach doch mit Recht verbitterten) Anschauung trugen. In natürlicher Folge der Abnahme der eigentlichen Produktionskraft kehrte in der spätern Zeit gern zu den eigentümlichen Mischformen und halb journalistischen Darstellungen seiner ersten Epoche zurück.
Während er in der Zeit seines reichsten und besten dramatischen und epischen Schaffens nur gelegentlich in die Tagesfragen eingegriffen hatte, wurde die Neigung dazu bei ihm gegen den Ausgang seines Lebens wieder stärker. Von seinen spätern mehr oder minder hierher gehörigen Schriften seien die »Briefe aus Paris« [* 25] (Leipz. 1842, 2 Bde.),
»Deutschland am Vorabend seines Falles und seiner Größe« (Frankf. 1848),
»Vor- und Nachmärzliches« (Leipz. 1850),
die »Lebensbilder« (Stuttg. 1870, 3 Bde.),
»Vom Baum der Erkenntnis« (das. 1873),
»In bunter Reihe«, Briefe und Skizzen (Bresl. 1877),
und endlich die letzte polemische
Schrift: »Dionysius Longinus, oder über den ästhetischen Schwulst in der neuern deutschen Litteratur« (Stuttg. 1878),
genannt. Die letztere erwies nur zu deutlich die maßlose persönliche Gereiztheit und fanatische Unduldsamkeit gegen alle
seinem Wesen fremden geistigen Anschauungen, in die sich Gutzkow
allmählich hineingearbeitet hatte. Eine ähnliche Mißstimmung
und unerquickliche Rechthaberei beherrschte auch die autobiographischen »Rückblicke
auf mein Leben« (Berl. 1875),
welche die Fortsetzung der frühern frisch-liebenswürdigen, zu Gutzkows
besten Büchern gehörigen Aufzeichnungen »Aus der Knabenzeit« (Frankf. a. M.
1852) bildeten.
Die unleugbare und bleibende Bedeutung Gutzkows
in der deutschen Litteratur beruhte indes auf seinen größern dramatischen
und erzählenden Dichtungen. Auch in den theatralischen Werken verleugnete er natürlich seinen feinen und fast untrüglichen
Instinkt für die Tagesneigungen und die demnächst bevorstehende Richtung der öffentlichen Meinung nicht,
und der Wert seiner Dramen hing zum guten Teil davon
¶
mehr
ab, ob die in denselben jedesmal vertretene Tendenz eine starke, mächtige, große Konflikte einschließende und darum menschlich naheliegende war, oder ob sie einer Augenblicksstimmung entstammte. In der Reihe seiner Dramen: »Richard Savage«, Trauerspiel (1839),
»Werner, oder Herz und Welt«, Schauspiel (1840),
»Die Schule der Reichen«, Schauspiel (1841),
»Patkul«, Trauerspiel (1842),
»Der 13. November", Trauerspiel (1842), «Ein weißes Blatt«, [* 27] Schauspiel (1843),
»Zopf und Schwert«, historisches Lustspiel (1844),
»Pugatscheff«, Tragödie (1846),
»Das Urbild des Tartuffe«, Lustspiel, und »Uriel Acosta«, Tragödie (1847),
»Jürgen Wullenweber«, Tragödie (1848),
»Der Königsleutnant«, Lustspiel (1849),
»Liesli«, Volkstrauerspiel (1852),
»Philipp und Perez«, Tragödie (1853),
»Ottfried«, Schauspiel (1854),
»Lenz und Söhne, oder die Komödie der Besserungen«, Lustspiel (1855),
»Ella Rosa«, Schauspiel (1856),
»Lorbeer und Myrte«, Lustspiel (1856),
»Der Gefangene von Metz«, [* 28] Schauspiel (1870),
»Dschingiskhan«, Lustspiel (1876), finden sich die schwächsten Versuche, ganz vorübergehenden, in sich nichtigen Tageszufälligkeiten ein poetisches Interesse abzugewinnen, und die glücklichsten Schöpfungen, unter denen die beiden geradezu mustergültigen historischen Lustspiele: »Zopf und Schwert« und »Das Urbild des Tartuffe« sowie die Tragödie »Uriel Acosta« in erster Linie stehen. Aber auch Werken wie »Werner«, »Ein weißes Blatt«, »Ottfried« u. a. bleibt es nachzurühmen, daß sie ernste Anläufe zur notwendigen Gewinnung einer Komödie aus unsern Sitten, gesellschaftlichen Zuständen und Anschauungen heraus waren.
Die gesamte dramatische Dichtung Gutzkows
erhob sich weit über die bloße Theaterroutine und half für ein paar Jahrzehnte
die seit Schillers Tod immer breiter gewordene Kluft zwischen dem deutschen Theater
[* 29] und der wirklich schaffenden Litteratur überbrücken.
Gesammelt wurden Gutzkows
sämtliche Stücke unter dem Titel: »Dramatische Werke« (Leipz. 1842-57, 9 Bde.;
neue umgearbeitete Ausgabe 1861-63, 20 Bdchn.; 4. Aufl., Jena
[* 30] 1880). Die dramatischen Dichtungen erlangten zum Teil glänzende
Erfolge, die beiden historischen Lustspiele, die Tragödie »Uriel Acosta« (welche in alle europäischen Sprachen übertragen ward)
behaupten sich seit einem Menschenalter auf dem Repertoire aller guten Bühnen mit ungeschwächter Anziehungskraft; einzelne
andre, wie »Der Königsleutnant«, »Werner«, wurden durch das Interesse an einer einzelnen
[* 26]
Figur lebendig
erhalten; alle bleiben hochinteressante Zeugnisse, wie in einer Periode der Gärung, der politisch-sozialen Umgestaltungen
selbst die traditionellen und konventionellen Bühnenformen, deren sich Gutzkow
neben vielem Neuen, was er hinzubrachte, mit großem
Geschick bemächtigte, zu Waffen
[* 31] wurden. - Noch unmittelbarer an die Zeit schloß sich der Dichter in den
beiden großen kulturhistorischen Romanen: »Die Ritter vom Geist« (Leipz. 1850-52, 9 Bde.; 6. umgearbeitete
Auflage, Berl. 1881, 4 Bde.) und
»Der Zauberer von Rom«
[* 32] (Leipz. 1858-61, 9 Bde.; 4. völlig
umgearbeitete Auflage, Berl. 1872, 4 Bde.). Erwies
sich auch, daß seine ästhetische Theorie eines Romans des »Nebeneinander«, den er sich wie den Durchschnitt
eines Bergwerks, eines Kriegsschiffs vorstellte, ein Irrtum war, daß er lediglich die Kunstform sprengte und sich schließlich
doch wieder gezwungen sah, zum eben perhorreszierten Roman des »Nacheinander« zurückzukehren, so interessierten die Romane
durch eine seltene Gedankenfülle und charakteristischen Situationsreichtum.
»Die Ritter vom Geist« schildern die Reaktionsperiode, welche
der Revolution von 1848 folgte, spielen ersichtlich in der preußischen
Hauptstadt und boten in Gestalten wie Schlurck, Hackert, Prinz Egon Hohenberg, Pauline v. Harder, Melanie Schlurck, Gräfin d'Azimont
Typen einer Zeit voll verkehrter Richtungen und entfesselter Leidenschaften. »Der Zauberer von Rom« behandelt
die Beziehungen des katholischen deutschen Südens und Westens zu Rom und schildert die gesamte deutsch-ultramontane Welt. Es
war Gutzkows
genialer Instinkt, der ihn alle Bedeutung, welche die von der modernen Bildung mißachtete, mit Gleichgültigkeit
ignorierte katholische Welt für die deutsche Zukunft gewinnen sollte, im voraus empfinden und darstellen
ließ. Die Sicherheit der kulturhistorischen Schilderung des Hintergrundes wurde übertroffen durch die Vorführung einer
ganzen Reihe von Charakteren, die in individuellster Vielgestaltigkeit doch alle in der katholischen Bildung und Lebensstimmung
wurzeln. Unter den kleinern erzählenden Dichtungen, welche ungefähr gleichzeitig erschienen, behandelte die Erzählung »Die
Diakonissin« (Frankf. a. M. 1855) eine Zeitfrage; die Sammlung
»Kleine Narrenwelt« (das. 1856, 3 Tle.) enthielt eine Anzahl der besten Erzählungen Gutzkows
aus den »Unterhaltungen am häuslichen
Herd«.
Einen bedeutenden Anlauf [* 33] zum großen historischen Roman nahm der Autor in »Hohenschwangau« (Leipz. 1867-68, 5 Bde.; 3. umgearbeitete Auflage, Bresl. 1880),
welches die Reformationszeit spiegelnde Werk eine Überfülle der eingehendsten Detailstudien in sich aufnehmen sollte. Hier wie in dem spätern Memoirenroman: »Fritz Ellrodt« (Jena 1872, 3 Bde.),
schuf sich
Gutzkow
eine zwischen Roman und historischen Memoiren die Mitte haltende Form, welche zu interessieren, aber wenigstens eine poetische
Totalwirkung nicht zu erzielen vermochte. Die spätere modernen Romane: »Die Söhne Pestalozzis« (Berl.
1870, 3 Bde.),
»Die neuen Serapionsbrüder« (Bresl. 1877, 3 Bde.; 2. Aufl.
1878), verrieten bei geistreichen Einzelheiten und scharfen Beobachtungen die tiefe Herabstimmung des Schriftstellers und
seine sich steigernde Gleichgültigkeit gegen Reiz und Vollendung der Form. Eine erste Sammlung seiner »Schriften« hatte Gutzkow
schon
früh begonnen (Frankf. a. M. 1845-56, 13 Bde.),
auf eine eigentlich abschließende, die gesamte litterarische Thätigkeit des Autors in sich fassende Ausgabe sind die »Gesammelten Werke« (Jena 1873-78, erste Serie, 12 Bde.; zweite Serie: dramatische Werke, 20 Bdchn.) angelegt.
Vgl. außer den autobiographischen
Schriften: K. Frenzel, Gutzkow
(»Westermanns Monatshefte«, April 1879);