Gute
Werke
(lat. bona opera) bilden einen im Reformationszeitalter
zwischen den katholischen und protestantischen Theologen und auch inmitten der
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letztern selbst streitig gewesenen Artikel der Dogmatik und Ethik. Die katholische Kirche erklärt den Glauben, weil lediglich
Unterwerfung des Verstandes unter die Kirchenlehre bedeutend, für unzureichend und das Heil demgemäß für nicht von ihm,
sondern von seiner Bewährung durch Thaten abhängig. So kam allmählich die Lehre
[* 3] auf von der Notwendigkeit
und Verdienstlichkeit, bez. Überverdienstlichkeit (s.
Consilia evangelica) dessen, was man gute Werke
nannte.
Die Reformation wies diese dem Ablaß, dem Cölibat und dem gesamten Mönchswesen zu Grunde liegende Theorie zurück, indem sie
als gute Werke
, deren Begriff vorzugsweise auf die Berufspflichten bezogen wurde, nur solche anerkannte, welche von selbst aus
dem lebendigen Glauben als dessen Früchte hervorgehen. Gott wohlgefällig sind sie somit nicht um ihrer selbst, sondern lediglich
um der durch den Glauben gerechtfertigten Personen willen, die sie aus kindlicher Liebe zu Gott und aus Wohlgefallen am Guten
vollbringen. Die Lutheraner von der Richtung Melanchthons fanden daher selbst an dem Satz, daß gute Werke
notwendig
zur Seligkeit seien, nichts auszusetzen, während der Eiferer Nikolaus v. Amsdorf (s. d.) sogar behauptete, sie seien schädlich
zur Seligkeit. Die Reformierten stehen insofern auf jener Seite, als ihr System einen Rückschluß von den lebendigen Früchten
des Glaubens auf die Echtheit desselben in sich schließt (syllogismus practicus).