Gury
(spr. güri), Johann Peter, kath. Moraltheolog, geb. zu Mailleroncourt (Franche-Comté), trat 1824 in den Jesuitenorden, ward 1833 Professor der Moral am Jesuitenkollegium in Vals bei Le [* 2] Puy, 1847 am Collegium romanum in Rom, [* 3] kehrte aber schon im folgenden Jahr, durch die Revolution vertrieben, nach Vals zurück, wo er starb. Sein nach A. v. Liguori gearbeitetes und in vielen Auflagen, auch in deutscher Übersetzung (Regensb. 1868) verbreitetes Hauptwerk ist das »Compendium theologiae moralis« (zuerst 1850), ein System der katholischen Sittenlehre zum Gebrauch für Geistliche bei der Beichte und Absolution, welches die altjesuitische Kasuistik und den Probabilismus erneuert, daneben auch mit altgewohntem Cynismus zur Belehrung der jungen Kleriker in die Geheimnisse des ehelichen Lebens eindringt. Gleichwohl ist es an vielen Seminaren (z. B. in Mainz) [* 4] eingeführt worden. Ihm folgten 1864 die »Casus conscientiae« (6. Aufl. 1882).
Vgl. A.
Keller, Die Moraltheologie des Jesuitenpaters Gury
(2. Aufl.,
Aarau
[* 5] 1870), und die
Schrift von
Götting (Berl. 1882).