Gurke
(Cucumis L.), Gattung aus der Familie der Kukurbitaceen, einjährige oder perennierende, meist liegende, sehr selten kletternde Gewächse mit fleischigen, rauhen oder weichstachligen Stengeln, gestielten, am Grund herzförmigen, eckigen oder handförmig-lappigen, sehr selten tief gespaltenen, rauhen Blättern, einfachen Wickelranken, gelben, meist kleinen, ein-, selten zweihäusigen, gebüschelt oder einzeln stehenden Blüten mit fünfteiliger Blumenkrone, großen, fleischig-saftigen, drei- bis fünffächerigen, meist nicht aufspringenden Früchten und eiförmigen, zusammengedrückten, scharfrandigen Samen. [* 2]
Sie sind in wärmern
Ländern einheimisch, zum Teil aber als
Nahrungs- oder
Arzneipflanzen
[* 3] Gegenstand der
Kultur in
Gärten und
auf
Feldern geworden. Die 26
Arten sind meist im tropischen
Asien
[* 4] und
Afrika
[* 5] heimisch. Die gemeine Gurke
(Kümmerling,
Kukumer,
Cucumis
sativus L.), einjährig, steifhaarig, mit spitz fünfeckig gelappten, am
Grunde tief und schmal herzförmig
eingeschnittenen Blättern, kurzgestielten, tiefgelben
Blüten, von denen die männlichen zu 4-5, die weiblichen einzeln oder
paarig stehen, walzigen und etwas stumpf dreiseitigen, oft mit
Warzen besetzten, erst weiß und grün gescheckten oder dunkelgrünen
oder fast ganz weißgrünen, zuletzt bei voller
Reife gelben
Früchten mit zahlreichen weißen
Samen, wahrscheinlich
in
Ostindien
[* 6] heimisch.
Durch die
Kultur sind viele
Spielarten entstanden, von denen aber nur die Feldgurke
im großen kultiviert wird. Man unterscheidet:
die gemeine Gurke
, welche auf dem
Feld kultiviert wird und in den letzten kleinen
Früchten die sogen. Pfeffergurken
liefert;
die große westindische Gurke
, grünschalig, Gartenfrucht;
die Riesengurke
, lang, grün- und weißschalig, Gartenfrucht;
die
Schlangengurke
, mit schlangenartig gewundenen
Früchten, weiß- oder grünschalig, später reifend, Gartenfrucht;
die Traubengurke
,
welche mehrere kleinere
Früchte nebeneinander ansetzt und frühzeitig reift, Treibhausfrucht;
die kleine Frühgurke
, teils
weiß-, teils grünschalig, früh reifend, Treibhausfrucht.
Außerdem werden in
Gärten, teils unter
Glas
[* 7] zum
Treiben, teils auch im freien Land, noch verschiedene andre
Spielarten gezogen. Die Feldgurke
verlangt warme, sonnige
Lage,
einen humusreichen, gut gedüngten, gleichmäßig feuchten
Boden und gedeiht am besten in lehmigem Sandboden; man baut sie
nach gut gedüngter Hackfrucht, pflügt im
Herbst oder
Frühling, bestellt im April die
Beete und säet,
wenn die
Nachtfröste vorüber sind. Man legt die
Samen (wenn man gießen kann, nach zwölfstündigem Einquellen in
Wermut-
oder Walnußblätteraufguß) in
60-70
cm weiten
Reihen 8
cm voneinander in
Furchen mit
Kompost oder verrottetem Pferdemist 1,5-2,5
cm tief.
Nach
Entwickelung des dritten Herzblättchens stellt man die
Reihen auf 40
cm Weite und sorgt, bis die
Pflanzen
zu ranken beginnen, für
Reinigung und Lockerung des Erdreichs. Dann häufelt man die
Pflanze an, lockert den
Boden abermals
und verteilt die
Ranken ganz gleichmäßig. Die Haupternte fällt in den
August. Samengurken
zieht man an solchen
Stöcken,
die am frühsten und reichsten angesetzt haben. Nachdem die gelb gewordenen Gurken
in geschützten
Räumen
erweicht sind, nimmt man die
Kerne samt dem Brei heraus, läßt die
Masse 4-6
Tage stehen, trennt dann die
Samen auf einem
Sieb
durch Aufgießen von
Wasser und trocknet sie möglichst schnell. Zur
Aussaat nimmt man nur drei- bis vierjährige
Samen. Im
Garten
[* 8] erzielt man bei früher
Aussaat in geschützterer
Lage und durch
Begießen mit warmem
Wasser frühzeitige
Früchte;
auch werden Gurken
im
Mistbeet getrieben. - Die Gurken
sind sehr arm an festen
Bestandteilen: sie enthalten etwa 1,5 Proz.
eiweißartige
Körper, 0,79 Proz.
Zucker,
[* 9] 2,27 Proz. sonstige stickstofffreie
Substanzen, 0,69 Proz.
Cellulose, 0,48 Proz. Mineralstoffe und 94,17
Proz.
Wasser.
Der Nahrungswert ist also sehr gering, und in dem unreifen Zustand, in welchem die Gurken
bekanntlich zum bei weitem größten
Teil gegessen werden, erregen sie leicht
Aufstoßen,
Blähungen etc. Sie bilden indes in verschiedenen Zubereitungen eine sehr
beliebte
Speise und spielen namentlich in
Mittel- und Süddeutschland und in Rußland eine bedeutende
Rolle.
Sachsen
[* 10] und
Thüringen treiben bedeutenden Gurke
nbau. Früher benutzte man das
Fleisch sowie die mild schmeckenden
Samen auch
in der
Medizin.
Gurke
nbrei, mit
Alkohol maceriert und dann destilliert, gibt die Gurkenessenz, welche man zur Bereitung von Gurkenhautpomade,
einem beliebten
Mittel, die
Haut
[* 11] geschmeidig zu erhalten, benutzt. Die echte Schlangengurke (C. flexuosus
L.), aus
Ostindien,
hat schwach gelappte, kreisrunde
Blätter, in
Büscheln stehende gelbe
Blüten, grünschalige, walzenrunde, gekrümmte, am vordern
Ende dünne, am hintern Ende keulenartig verdickte
Früchte und kann wie die andern Gurken benutzt werden.
Die arabische (C. Chate L.) hat herzförmig-rundliche, stumpf fünfeckige, gezähnelte, steifhaarige Blätter, fast spindelförmige, kurzhaarige, ellipsoidische, an beiden Enden stark verschmälerte Früchte, wird in Ägypten [* 12] häufig kultiviert und gegessen, auch arzneilich angewendet. Die ovale (C. Anguria L.) hat handförmige, rauhe Blätter, runde, weißliche Früchte, wächst in Westindien [* 13] mannshoch und findet sich in Europa [* 14] hier und da als Zierpflanze.
Die Prophetengurke (C. Prophetarum L.) hat herzförmige, fünflappige, gezähnelte Blätter, runde, gescheckte, stachlige Früchte von der Größe einer Kirsche bis zu der einer Faust, schmeckt sehr bitter und wirkt heftig drastisch, wächst in Arabien, Afrika, in der Levante, in Deutschland [* 15] hier und da in Gärten. C. Dudaim L., in Ostindien und Persien, [* 16] hat kleine, runde, sehr wohlriechende Früchte und wird deshalb in den Gärten gezogen. Auch die Melone (s. d.) gehört zur Gattung Gurke Kukurbitaceenfrüchte waren schon den Alten bekannt, doch ist jetzt ungemein schwer zu entscheiden, ob in den bezüglichen Stellen Kürbisse oder Gurken gemeint sind, zumal Abweichungen, Ausartungen, Übergänge bei diesen Früchten sehr groß und häufig sind. Sie stammen wohl aus Südasien. Die Juden kannten Gurken und Kürbisse in Ägypten, bei Homer und Hesiod werden aber diese Früchte ¶
mehr
noch nicht erwähnt. Die Stadt Sikyon, die ihren Namen von der hat, heißt bei Hesiod noch Mekone. Wahrscheinlich kamen Kürbisse und Gurken erst im 5. Jahrh. v. Chr. nach Griechenland [* 18] und vielleicht ebenso früh nach Italien. [* 19] Diese Gurke des Altertums war aber eine große, jetzt nicht mehr gebaute Art, die zur Erfrischung gegessen, auch je nach dem Stadium der Reife gesotten und gebraten wurde. Unsre Gurke tritt im frühen Mittelalter zuerst in Byzanz auf, kam dann zu den Slawen und wohl nicht vor dem 17. Jahrh. nach Deutschland.