Gundulić
(spr. -litj),
Iwan (auch
Giovanni
Gondola), berühmter dalmat. Dichter, geb. zu
Ragusa,
[* 2] studierte
Philosophie und
Rechtswissenschaft, daneben besonders die
italienische Litteratur, gelangte sehr bald zu hohen Staatsämtern;
starb In Gundulic
erreicht die dalmatische
Poesie ihren Höhepunkt. Seine
Schöpfungen, lyrischen,
dramatischen und epischen
Inhalts, zeichnen sich durch eine Vollendung der Form und einen
Wohllaut der
Sprache
[* 3] aus, die weder
vor noch nach ihm je wieder erreicht worden sind.
Inhaltlich geben sie ein treues Spiegelbild seiner Zeit, insofern sie einesteils sich als
Produkte der im 16. Jahrh.
aufkommenden klassischen
Bildung kundgeben, andernteils jenen Weltkampf des
Christentums mit dem
Islam, in welchem die slawischen
Stämme eine bedeutende
Rolle spielen, zur
Darstellung bringen. Gundulic
war unter den
Slawen der erste dramatische Dichter. Unter
seinen (nicht vollständig erhaltenen)
Dramen sind »Arijadna«,
»Proserpina«,
»Kleopatra« und »Dubravka« besonders geschätzt.
Auch viele lyrische Gedichte hinterließ er, darunter die
Elegie »Suze sina razmetnoga« (»Die
Thränen des verlornen
Sohns«).
Sein bedeutendstes Werk aber ist das
Epos
»Osman« in 20
Gesängen
(Ragusa 1626 u. öfter,
Agram
[* 4] 1854;
ital. von Appendini,
Ragusa 1827), welches den polnisch-türkischen
Krieg von 1621 und insbesondere die Thaten und
Schicksale
des
Sultans
Osman II. besingt. Das Gedicht ist im
Stil des damaligen italienischen
Epos gehalten und steht
noch heute in der Litteratur der
Südslawen in hohem Ansehen. Der 14. und 15.
Gesang, welche angeblich von dem
Senat der
Republik
aus
Schonung gegen die
Türken unterdrückt wurden, sind später von P. Sorkočević, einem Enkel von Gundulic
, ferner
von M. Zlatarić und neuerdings von I.
^[Ivan]
Mazuranić ergänzt worden. Die noch vorhandenen Werke Gundulićs wurden von
Pavić
(Agram 1877) herausgegeben.