(spr. gwīs'),Stadt im franz.
DepartementAisne,
ArrondissementVervins, an der
Oise und einer Zweiglinie der Nordbahn,
hat ein altes
Schloß (aus dem 16. Jahrh.) mit
Wällen und
Basteien und (1881) 7120 Einw., welche
Woll- und Baumwollweberei,
Eisen- und Kupfergießerei treiben, namentlich aber
Öfen
[* 3] und Heizeinrichtungen fabrizieren. Die
ca. 1400
Arbeiter der letztern
Fabrik wohnen in einem großen, trefflich eingerichteten Gebäude, einem Familistère (Ausführliches darüber im »Arbeiterfreund«
1884, Heft 4). - Guise kommt zuerst im 11. Jahrh. unter dem
NamenGuisia vor und war der Sitz einer Herrschaft, welche durch
Heirat an den
HerzogLudwig vonAnjou und durch denselben an die französische
Krone, später aber an das lothringische Fürstenhaus
fiel.
Franz I. erhob Guise 1527 zum Herzogtum. Die Nachkommen des ersten
HerzogsClaude (s. unten) begründeten
die
LinienMayenne,
Aumale,
Elbeuf,
Harcourt,
Lillebonne und
Marsan; mit
KarlEugen,
Prinzen von
Lothringen, erlosch 1825 das
Haus.
(spr. gwīs', nicht ghīs'!), Nebenzweig des
HausesLothringen, welches die Herrschaft Guise 1333 als
Mitgift erhalten hatte; er teilte sich später in die
LinienGuise und
Elbeuf. Die namhaftesten
Träger
[* 4] dieses
Namens sind:
3)
Franz vonLothringen,
Herzog von, le
Balafré, »der Benarbte«, genannt, ältester Sohn von Guise 1),
geb. zu
Bar, war einer der größten Kriegshelden
Frankreichs. Bei Lebzeiten seines
Vaters den
Titel eines
Grafen von
Aumale führend, zeichnete er sich früh schon bei mehreren Gelegenheiten aus, so bei der Belagerung
von
Boulogne 1545, wo er die
Wunde empfing, die ihm seinen Beinamen verschaffte. 1552 erhielt
er den Oberbefehl in
Metz, das
er mit 11,000 Mann gegen die 60,000 Mann starke
ArmeeKarls V. glorreich verteidigte, so daß im
Januar 1553 das
auf die Hälfte zusammengeschmolzene Belagerungsheer abziehen mußte.
Als nach Heinrichs III. Thronbesteigung die Protestanten eine Zeitlang vom Hof begünstigt wurden, bildete
er 1576 die sogen. heilige Ligue, welcher der König, um sie unschädlich zu machen, selbst beitrat. Sofort begann ein neuer
Bürgerkrieg, der am mit dem für die Protestanten ungünstigen Frieden zu Fleix in Périgord endigte. Die Schwäche
des Königs bewog den Herzog, die Ligue zu erneuern und durch AusschließungHeinrichs vonNavarra sich selbst
den Weg zum Thron
[* 25] zu bahnen. Zu dem Ende trat er mit Philipp II. von Spanien
[* 26] und dem Papst in Verbindung, besetzte im März 1585 die
Städte im südlichen und westlichen Frankreich mit Truppen seiner Partei, nötigte im Juli den König zu
einem Vertrag, nach welchem nur die katholische Religion im Reiche geduldet werden sollte, und gab dadurch zu dem sogen. Krieg
der drei Heinriche Veranlassung, in welchem der König von Navarra das liguistische Heer bei Coutras aufs Haupt schlug.
Guise erregte hierauf im Mai 1588 zu Paris einen Aufstand der Katholiken, um den König, den er im Louvre eingesperrt
hielt, förmlich gefangen zu nehmen.
7)
Ludwig II. von Guise, Kardinal von Lothringen, Bruder des vorigen, geb. 1556 zu Dampierre, folgte 1574 seinem Oheim im Erzbistum
von Reims. Er stellte sich mit seinem Bruder an die Spitze derLigue. Durch seine Anmaßungen auf dem Reichstag
zu Blois befestigte er denKönig in seinem Entschluß, die Guisen zu stürzen. Er war bei der Ermordung seines Bruders gegenwärtig
und wurde tags darauf, im Gefängnis hingerichtet.
8) Karl von Lothringen, Herzog von, ältester Sohn von Guise 5) und der Katharina von Kleve, geb.
ward nach der Ermordung seines Vaters zu Blois gefangen genommen und saß bis 1591 im Schloß zu Tours, entfloh dann und wurde
zu Paris mit Jubel empfangen. Er kämpfte anfangs gegen Heinrich IV., unterwarf sich aber bald, wurde zum Statthalter der Provence
ernannt und leistete dem König sehr ersprießliche Dienste,
[* 27] mußte aber unter Ludwig XIII. Frankreich verlassen,
da er Richelieu verdächtig geworden war, begab sich nach Florenz
[* 28] und starb 1640 in Cuna im Gebiet von Siena.
Jedoch nicht lange nachher wurde er nach tapferster Gegenwehr von den Spaniern gefangen und erst 1652 auf Veranlassung des
PrinzenCondé freigelassen. 1654 versuchte er noch einmal, wiewohl vergeblich, Neapel zu erobern. Er lebte
fortan als Großkammerherr am HofLudwigs XIV. in großem Ansehen und starb im Juni 1664 in Paris ohne Nachkommen. Seine »Mémoires«
(Par. 1669, 2 Bde.),