Guillaume
(franz., spr. ghijōm), s. v. w. Wilhelm.
2 Seiten, 972 Wörter, 6'669 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
(franz., spr. ghijōm), s. v. w. Wilhelm.
(spr. ghijōm), Eugène, franz. Bildhauer, geb. 3. Febr. 1822 zu Montbard (Côte d'Or), machte seine ersten künstlerischen Studien in Dijon und kam
dann nach Paris, wo er Schüler Pradiers wurde. 1845 erhielt er für einen Theseus, der unter einem Felsen das Schwert seines Vaters findet, den großen Preis für Rom, wo er sich dem Studium der römischen Denkmäler, vornehmlich der Porträtplastik, widmete und sich von ihnen eine herbe, strenge Formensprache aneignete, welche zu der weichlichen und sinnlichen Auffassung Pradiers in Gegensatz trat. Von Rom aus sandte er die später in Bronze gegossene Statue eines Schnitters (Paris, Luxembourg-Museum). Es folgte 1852 die sitzende Marmorfigur eines Anakreon mit der Taube der Venus. Sein eigentliches Gebiet betrat er aber erst 1853 mit der Doppelbüste der Gracchen, in welcher sich die ihm eigentümliche Schärfe und Schneidigkeit realistischer Charakteristik, mit höchster Vollendung in der Ausführung gepaart, zuerst offenbarte. In demselben Stil sind die Büste einer römischen Hausfrau, die Freigruppe eines sitzenden römischen Patrizierpaars in Hochzeitskleidern, die Statuen Napoleons I. als Artillerieleutnant und als Imperator, sechs Büsten des Kaisers und die Büste des Erzbischofs Darboy gehalten. Minder glücklich ist er in Idealfiguren, weil es ihm an poetischer Kraft und Tiefe der Empfindung gebricht. Hervorzuheben sind: die Gruppe der Musik an der Fassade der Neuen Oper zu Paris (1869), der Quell der Poesie (1873), Orpheus (1878) und zwei Hermen: Anakreon mit Eros und Sappho mit Eros. Guillaume war 1865-75 Direktor der École des beaux-arts und eine Zeitlang Direktor der schönen Künste im Unterrichtsministerium. Er ist auch als Kunstschriftsteller thätig.
Im Biographisches Künstler-Lexikon, 1882
(spr. gĭjóhm), Claude Jean Bapt. Eugène, franz. Bildhauer, geb. 3. Febr. 1822 zu Montbard (Côte d'Or), empfing den ersten Unterricht in Dijon und kam nach Paris in die École des beaux-arts und ins Atelier von Pradier. Als er hier 1845 für sein Erstlingswerk: Theseus, der das Schwert seines Vaters findet, den großen römischen Preis erhielt, setzte er in Italien seine Ausbildung fort und sandte von dort aus eine Amazone, einen Schnitter und das Grab der Gracchen ein, stellte 1852 in Paris seinen in Rom gearbeiteten Anakreon aus, welcher großen Beifall fand, worauf dann die bronzene Doppelbüste der Gracchen (1853) und für die Kirche Ste. Clotilde vier Reliefs aus dem Leben dieser Heiligen und der heil. Valeria folgten. Noch bekannter wurde er durch die Karyatiden und den Giebelschmuck des Pavillon Turgot (1857) und durch die Marmorbüste Napoleons I., die er nachher (1867) mit sieben andern Büsten ausstellte, welche denselben in verschiedenen Lebensaltern zeigen. Zu den Arbeiten des letzten
Decenniums gehören: die Statue Napoleons I. als Artillerieleutnant, die Musik an der Fassade der Neuen Oper, die äußerst fein empfundene Marmorstatue: die Quelle der Poesie, die Büste des Erzbischofs Darboy und das Grab einer Römerin. Meisterhaft sind auch die Statue des heil. Ludwig für das Palais de Justice und eine Bronzestatue des Orpheus; weniger gefiel das Modell für die in Avignon zu errichtende Statue Philippe de Girards, des Erfinders der Flachsspinnmaschine, und noch weniger das Gipsmodell einer Statue Colberts für die Stadt Reims. G. ist seit 1865 Direktor der Académie des beaux-arts; 1855 erhielt er das Ritter-, 1867 das Offizier- und 1875 das Kommandeurkreuz der Ehrenlegion.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
(spr. gĭjohm), franz. Namensform für Wilhelm.
(spr. gĭjohm), Eugène, franz. Bildhauer, geb. 4. Juli 1822 zu Montbard im Depart. Côte-d'Or, begann seine Studien auf der Kunstschule in Dijon und setzte sie dann auf der École des beaux-arts zu Paris bei Pradier fort. 1845 erhielt er für seinen Theseus, der das Schwert seines Vaters findet, den großen Preis. 1852 stellte er die sitzende Marmorfigur des Anakreon (im Museum des Luxembourg) aus; diesem Werke folgten 1853 die Gracchen, zwei Bronzebüsten von energischem Charakter und individueller Naturwahrheit (ebenfalls im Luxembourg), sowie 1855 die Bronzestatue eines Schnitters (ebd.) und 1876 die Büste einer röm. Matrone. Zu erwähnen sind ferner die Statuen Napoleons Ⅰ. als Artillerielieutenant und als Kaiser, die sechs Büsten, welche Napoleon Ⅰ. in den Hauptmomenten seines Lebens zeigen, sowie die Büste des Erzbischofs Darboy (1876), Jules Ferrys (1887) und des Kaisers Dom Pedro Ⅱ. von Brasilien (1889). Von seinen idealen Bildwerken sind hervorzuheben: die Gruppe der Musik für die Façade der neuen Oper zu Paris (1869), Der Quell der Poesie (1873), Orpheus (1878), Sappho mit Eros. 1862 zum Mitglied des Instituts ernannt, war Guillaume 1865–75 Direktor der École des beaux-arts zu Paris.
de Lorris (spr. gĭjohm), altfranz. Dichter, geb. im zweiten Decennium des 13. Jahrh. zu Lorris in Gâtinais, gest. um 1240, begründete als Verfasser des ersten Teils des berühmten allegorischen «Roman de la Rose» die allegorisch-didaktische Poesie in Frankreich. G.s Dichtung vom Thun und Empfinden des Liebenden wurde von Jehan de Meung in satirisierendem Geiste fortgeführt und Gegenstand vielseitigster Nachbildung in der französischen wie ausländischen Dichtung. Noch Cl. Marot
besorgte 1526 eine neue Ausgabe der vollständigen Dichtung. Neuere Ausgaben lieferten Méon (4 Bde., Par. 1814), Michel (2 Bde., ebd. 1864), P. Marteau mit franz. Übersetzung in Versen (5 Bde., Orléans 1878‒80).
de Machaut (spr. gĭjohm dĕ maschoh), altfranz. Dichter und Musiker, zu Ende des 13. Jahrh. (1290?) zu Machaut (Ardennes) geboren, war bis 1346 Sekretär und Notar Johanns von Böhmen, durch dessen Vermittelung er 1330‒33 mehrere Präbenden, zuletzt ein Kanonikat in Reims vom Papste überwiesen erhielt und den er 1335‒37 nach Polen und Rußland begleitete. Er starb um 1377. Guillaume gehört zu den hervorragendsten Lyrikern und allegorisch-didaktischen Hofdichtern des 14. Jahrh., verfaßte und komponierte zahlreiche Balladen, Rondeaux und Chansons im galant höfischen Stile, schrieb viele didaktisch-allegorische Lais und Dits, in denen sich sinnige Gedanken mit breiten verstandesmäßigen Ausführungen mischen, und beschloß seine dichterische Laufbahn mit einem großen, historisch wertvollen Gedicht «La prise d’ Alexandrie», über Leben und Thaten Peters Ⅰ. von Lusignan. Seine Dichtungen gab heraus P. Tarbé (Reims 1849); «Le livre du voir-dit» publizierte die «Société des Bibliophiles français» (Par. 1875), «La prise d’ Alexandrie» de Mas-Latrie (Genf 1877). – Vgl. Thomas in «Romania» (1881).