Titel
Guido
(spr. ghido oder guido
), ursprünglich langobardische, dann italienische Form des
altdeutschen Mannesnamens Wito
(»Holz-,
Waldmann«). Merkwürdige
Träger
[* 2] dieses
Namens sind:
1) Guido
(III.),
Herzog von
Spoleto, Sohn
Lamberts I., gelangte 880 zur Herrschaft über
Spoleto und
Camerino.
Da er öfters räuberische Einfälle in das römische Gebiet machte, suchte
Papst
Johann VIII. mehrmals bei den fränkischen
Kaisern um
Hilfe gegen ihn nach.
Karl der
Dicke erklärte Guido
883 in die
Acht, versöhnte sich aber im folgenden Jahr mit ihm.
Papst
Stephan V. nahm ihn 885 an
Sohnes Statt an, besiegte mit seiner
Hilfe die
Sarazenen am
Garigliano und
gestattete ihm, sich der Fürstentümer
Capua und
Benevent zu bemächtigen.
Vom
Erzbischof Fulco von
Reims
[* 3] gerufen, ging Guido
nach
Karls des
Dicken
Tod (888) nach
Frankreich und ließ sich vom
Bischof von
Langres
die Königskrone aufsetzen, kehrte aber, da er gar keinen Anhang hatte, nach
Italien
[* 4] zurück, um seinem
alten Feind
Berengar,
Herzog von
Friaul, die eben empfangene
Krone von
Italien streitig zu machen. Er siegte bei
Piacenza, berief
hierauf einen
Reichstag der italienischen
Bischöfe nach
Pavia und ließ sich hier 889 zum König von
Italien krönen;
Papst
Stephan V. verlieh ihm 21. Febr. 891 zu
Rom
[* 5] die
Kaiserkrone.
Berengar rief gegen ihn den deutschen König
Arnulf zu
Hilfe, der 894 in
Oberitalien
[* 6] einfiel. Guido
mußte sich zurückziehen und starb 894 an einem
Blutsturz.
2) Guido
von
Lusignan, König von
Jerusalem,
[* 7] aus einem alten Dynastengeschlecht in
Poitou, heiratete die verwitwete
Markgräfin von
Montferrat, Sybille, Tochter des
Königs
Amalrich von
Jerusalem, und wurde infolgedessen 1182 Stellvertreter
seines erblindeten
Schwagers
Balduin IV. von
Jerusalem.
Als er sich aber in dem
Kampf gegen
Saladin völlig unfähig bewies, entsetzte
ihn
Balduin des Oberbefehls über die
Armee, vererbte
1184 die
Krone auf Guidos
unmündigen Stiefsohn
Balduin von
Montferrat und bestellte den
Grafen
Raimund von
Tripolis zum Vormund desselben. Da indes der junge König 1186 plötzlich starb,
ward Guido
doch durch die
Umtriebe seiner Gemahlin König.
Als bald darauf 1187
Saladin, durch einen übermütigen
Friedensbruch von seiten christlicher
Ritter gereizt, das
Königreich
Jerusalem mit
Krieg überzog, sammelte Guido
das Christenheer im
Lager
[* 8] zu Sephoria und lieferte 5. Juli d. J.
auf der
Ebene von Hittin
Saladin eine
Schlacht, die mit der völligen
Niederlage und der Gefangennahme Guidos
endigte.
Wieder
freigelassen, suchte er sich in
Tripolis eine neue Herrschaft zu gründen und befehligte bei Beginn des
dritten Kreuzzugs das christliche
Heer vor
Akka.
Das Königreich Jerusalem, das ihm sein Schwager, Markgraf Konrad von Montferrat, streitig machte, trat er 1193 einem Neffen des Königs Richard Löwenherz, Grafen Heinrich von Champagne, gegen das Königreich Cypern [* 9] ab. Er starb 1195, der Stifter eines neuen christlichen Königreichs, das sein Bruder Amalrich von ihm erbte, und das bis 1473 unter dessen Nachkommen fortbestand. Ein Sprößling aus diesem cyprischen Königsgeschlecht, gleichfalls Guido von Lusignan genannt, kam in seiner Kindheit als Geisel 1310 nach Armenien und erhielt nach mancherlei Schicksalen 1343 die Krone dieses Reichs, welche seine Nachkommen bis 1375 behaupteten.
Vgl. Herquet, Cyprische Königsgestalten des Hauses Lusignan (Halle [* 10] 1881.)