(spr. ghido oder guido), ursprünglich langobardische, dann italienische Form des
altdeutschen Mannesnamens Wito
(»Holz-,
Waldmann«). Merkwürdige
Träger
[* 2] dieses
Namens sind:
1) Guido (III.),
Herzog von
Spoleto, Sohn
Lamberts I., gelangte 880 zur Herrschaft überSpoleto und
Camerino.
Da er öfters räuberische Einfälle in das römische Gebiet machte, suchte
PapstJohann VIII. mehrmals bei den fränkischen
Kaisern um
Hilfe gegen ihn nach.
Karl der
Dicke erklärte Guido 883 in die
Acht, versöhnte sich aber im folgenden Jahr mit ihm.
PapstStephan V. nahm ihn 885 anSohnes Statt an, besiegte mit seiner
Hilfe die
Sarazenen am
Garigliano und
gestattete ihm, sich der Fürstentümer
Capua und
Benevent zu bemächtigen.
Als bald darauf 1187
Saladin, durch einen übermütigen
Friedensbruch von seiten christlicher
Ritter gereizt, das
KönigreichJerusalem mit
Krieg überzog, sammelte Guido das Christenheer im
Lager
[* 8] zu Sephoria und lieferte 5. Juli d. J.
auf der
Ebene von Hittin
Saladin eine
Schlacht, die mit der völligen
Niederlage und der Gefangennahme Guidos endigte.
Wieder
freigelassen, suchte er sich in
Tripolis eine neue Herrschaft zu gründen und befehligte bei Beginn des
dritten Kreuzzugs das christliche
Heer vor
Akka.
von Arezzo, Musiker, geb. um 990 in Arezzo, war um 1023–36 Benediktinermönch in dem Kloster
zu Pomposa in der Nähe von Ferrara.
[* 12] Der Neid seiner Mitbrüder veranlaßte ihn sein Kloster zu verlassen, worauf er bei dem
Bischof von Arezzo, Theobald, eine Zufluchtsstätte fand, wo er seine Studien und seine gemeinnützigen Arbeiten wieder vornehmen
konnte. Der Ruf von den Fortschritten feiner Schüler drang bis zu dem Papst Johann ⅩⅨ., der ihn nach
Rom einlud. Guido kam der Einladung nach, machte dem Papst seine Methode klar, wurde jedoch durch das ungesunde
Klima
[* 13] genötigt, die Stadt bald wieder zu verlassen. Er gab jetzt den Aufforderungen seines vormaligen Abtes nach und kehrte
in das Kloster zu Pomposa zurück, wo er auch gestorben zu sein scheint. Die Florentiner
[* 14] haben ihm unter
dem Portikus der Uffizien eine Marmorstatue errichtet. hat vier Schriften hinterlassen, unter denen der «Micrologus Guidonis
de disciplina artis musicae» die bedeutendste ist. Aus ihnen ergiebt sich, daß Guido erstens eine neue Methode
des Unterrichts (die Solmisation, s. d.) ersonnen hat, mittels welcher er seine Schüler in sehr kurzer
Zeit dahin leitete, einen jeden unbekannten
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mehr
Gesang vom Blatte zu singen, und zweitens, daß er die Notenlinien einführte. Dieser letzte Schritt schloß die Versuche langer
Jahrhunderte ab und eröffnete der praktischen Musik ein neues Zeitalter. Zwar wird ihm noch vieles andere (die Erfindung
der Harmonie, des Kontrapunktes u. a.m.) zugeschrieben, was aber seine Schriften zweifelhaft lassen. G.s
sämtliche Schriften sind in Gerberts «Scriptores ecclesiastici de musica sacra»,
Tl. 2 (St. Blasien 1784) aufgenommen. –
Vgl. Kiesewetter, Guido von Arezzo, sein Leben und Wirken (Lpz. 1840);
M. Falchi, Studi
su Guido Monaco
[* 16] (Flor. 1882).
von Lusignan, König von Jerusalem, aus einem alten Dynastengeschlecht in Poitou, heiratete 1180 die
verwitwete Markgräfin von Montferrat, Sibylla, die Tochter des Königs Amalrich vonJerusalem, und wurde infolgedessen 1182 Stellvertreter
seines erblindeten Schwagers Balduin Ⅳ. und nach dessen und des unmündigen Balduin Ⅴ. Tode 1186 König von Jerusalem. Er
verband sich nun mit dem Feinde der Christenheit gegen den ihm verhaßten GrafenRaimund vonTripolis; allein
dieses Bündnis bestand nicht lange, und schon 1187 wendete sich Guido vereint mit den übrigen christl.
Häuptlingen gegen Saladin; er wurde jedoch in der Schlacht bei Hittin oder Tiberias5. Juli besiegt und gefangen.
Seine Freilassung war an das Versprechen geknüpft, daß er der Krone entsagen wolle. Kaum aber auf freien
Fuß gesetzt, brach er dasselbe und suchte von neuem sich auf seinem Thron
[* 17] zu befestigen, der ihm nach dem Tode seiner Gemahlin 1190 mehrfach
streitig gemacht wurde. Als er aber seinen Thron nicht wiedererlangte (s. Konrad von Montferrat), übernahm er von Richard
Löwenherz 1193 Cypern, indem er in den Kauf eintrat, den vorher die Templer über diese Insel mit dem engl.
Könige abgeschlossen hatten. Doch schon im April 1194 starb er. Ihm folgte sein BruderAmalrich (s. d.). –
Vgl. K. Herquet,
Cyprische Königsgestalten des Hauses Lusignan (Halle 1881).