Guicciardīni
(spr. gŭitschar-), Francesco, namhafter ital. Historiker, geb. zu Florenz, [* 2] studierte in Padua, [* 3] war erst in seiner Vaterstadt Rechtslehrer und Advokat, sodann Gesandter am Hofe Ferdinands des Katholischen. Später rief ihn Papst Leo X. an seinen Hof [* 4] und vertraute ihm die Verwaltung von Modena und Reggio an, die auch unter Hadrian VI. behielt, unter Clemens VII. aber mit der der Romagna vertauschte. Vom Papst zum Generalleutnant ernannt, verteidigte er das von den Franzosen belagerte Parma [* 5] und dämpfte einen Aufstand in Bologna. Später kehrte er in seine Vaterstadt zurück und begann hier 1534 sein großes ¶
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Geschichtswerk. Als nach der Ermordung Alessandros de' Medici (1536) die Florentiner
[* 7] die republikanische Verfassung herstellen
wollten, trat Guicciardini
fast allein dagegen auf, und seine siegreiche Beredsamkeit hatte die Wahl Cosimos de' Medici zum Herzog von Florenz
zur Folge. Auch bei Kaiser Karl V. stand er in hohem Ansehen. Er starb in Florenz. Sein großes
Geschichtswerk »Istoria d'Italia«, das die Ereignisse von 1492 bis 1530 behandelt,
erschien zu Florenz 1561, erlebte in 50 Jahren 10 Auflagen und wurde dreimal ins Französische, Lateinische, Spanische,
[* 8] überdies
ins Deutsche,
[* 9] Englische,
[* 10] Niederländische
[* 11] übersetzt.
Seine Zuverlässigkeit wurde damals überschätzt, es ist zum Teil nicht original und parteiisch abgefaßt; meisterhaft aber sind die psychologischen Entwickelungen in den Discorsi. Die beste Ausgabe besorgte Rosini (Pisa [* 12] 1819, 10 Bde.; deutsch von Sander, Darmst. 1843-47, 3 Bde.), die neueste Botta in der »Storia d'Italia« (Par. 1832, 6 Bde., u. Mail. 1875, 4 Bde.); eine Fortsetzung (1536-74) lieferte der Florentiner J. B. ^[Johann Baptist] Adriani in der »Istoria de' suoi tempi« (Flor. 1583),
eine französische Übersetzung
erschien zu Paris
[* 13] 1738, 3 Bde. Neuerdings sind die »Opere inedite« (Flor. 1854-68, 10 Bde.) erschienen. Guicciardinis
Leben beschrieb
Pomp. Pozzetti in den »Opuscoli letterati di Bologna«, Bd. 3 (1820).
Vgl. Benoist, Étude sur Guichardin, écrivain et homme d'État (Marseille [* 14] 1862);
L. v. Ranke, Zur Kritik neuerer Geschichtschreiber (2. Aufl., Leipz. 1875);
Gioda, e le sue opere inedite (Mail. 1880).