Guéroult
(spr. gheru), Adolphe, franz. Publizist, geb. zu Radepont (Eure) als der Sohn eines reichen Industriellen, war nach beendeten Studien ein begeisterter Anhänger des Saint-Simonismus u. ging 1836 im Auftrag des ältern Bertin nach Spanien, [* 2] von wo aus er für das »Journal des Débats« äußerst anziehende und sachkundige Artikel über jenes Land schrieb, die später unter dem Titel: »Lettres sur l'Espagne« (Par. 1838) als selbständiges Werk erschienen.
Ähnliche Berichte lieferte er eine Reihe von Jahren auch über Italien, [* 3] wohin er sich nach seiner Rückkehr aus Spanien begab. 1842 wurde er vom Minister Guizot zum französischen Konsul in Mazatlan (Mexiko) [* 4] ernannt und 1847 in gleicher Eigenschaft nach Jassy versetzt. Von der provisorischen Regierung 1848 seiner Stelle enthoben und nach Paris [* 5] zurückgekehrt, hielt er es mit den Verteidigern der demokratisch-sozialen Revolution und schrieb zahlreiche Artikel zuerst für den »Crédit«, nachher für die »République«.
Durch den Staatsstreich vom sah er seine litterarische Thätigkeit auf industrielle Fragen beschränkt, die er namentlich in der Zeitschrift »L'Industrie« erörterte. Seit 1857 Hauptredakteur der »Presse«, [* 6] gründete er 1859 ein neues politisches Tageblatt, »L'Opinion nationale«, das Organ der durch den Prinzen Napoleon inspirierten imperialistischen Demokratie, das unter seiner Redaktion schnell Bedeutung erlangte. 1863 wurde er von Paris in den Gesetzgebenden Körper gewählt, wo er zur demokratischen und antiklerikalen Opposition gehörte und große Rednergabe bewies, aber wegen seiner Unterstützung der deutschen Politik des Kaisers der Bestechung durch Bismarck beschuldigt wurde. Bei der Neuwahl 1869 fiel er durch. Nach dem Sturz des Kaiserreichs trat er für die gemäßigte Republik auf. Während der Herrschaft der Kommune wurde er im März 1871 wegen seines Protestes gegen die munizipalen Wahlen zum Tod verurteilt, entkam aber nach Versailles. [* 7] Er starb in Vichy. Seine wichtigern Arbeiten erschienen gesammelt als »Études de politique et de philosophie religieuse« (1862). ¶