Guano
,
eine im wesentlichen aus
Exkrementen von Seevögeln bestehende, aber durch
Fäulnis und atmosphärische Einflüsse
in ihrer
Beschaffenheit vielfach modifizierte
Masse. Der wertvollste Guano
findet sich auf den
Chinchainseln an der peruanischen
Küste und bildet hier
Schichten von 7-30 m
Mächtigkeit. Dieser Guano
besteht fast nur aus den
Exkrementen
von
Vögeln, welche den
Ordnungen der Ruderfüßler (Pelecanus thajus
Mol.,
Carbo Gaimardi
Less., C. albigula
Brandt, Sula variegata
Tschudi, Plotus anhinga L.), der
Langflügler (Rhynchops nigra L.,
Larus modestus
Tschudi, Puffinuria Garnotii
Less.,
Sterna inca
Less.) und der
Taucher (Spheniscus Humboldtii
Meyen) angehören.
Die untersten
Schichten der Guano
lager bestehen meist aus
Exkrementen und
Knochen
[* 3] von
Seehunden,
Seelöwen; auch sind im G. zahllose
meerbewohnende
Diatomeen etc., versteinerte
Eier,
[* 4]
Federn und in
Mumien verwandelte
Vögel
[* 5] aufgefunden worden. Der Guano
erscheint
als heller oder dunkler gelbbraune, erdige oder feste
Masse, riecht stark eigentümlich und deutlich ammoniakalisch,
löst sich unter Brausen nicht vollständig in
Salzsäure, entwickelt mit
Kalilauge viel
Ammoniak, beim Erhitzen brenzlige
Dämpfe
und hinterläßt eine weiße
Asche, welche in 100 Teilen etwa 1,56-2,03
Kali, 34-37
Kalk, 2,56-2
Magnesia und 41-40
Phosphorsäure
enthält. Der
Peru-Guano, der aus noch ganz frischen Tierresten bestehende Angamos-Guano
und der Guano von
den benachbarten Lobosinseln enthalten im
Durchschnitt:
Peru-Guano | Angamos-Guano |
Lobos-Guano | |
---|---|---|---|
Wasser | 14.8 | 7.4-22.3 | 16.8 |
Organisches u. Ammoniaksalze | 52.4 | 56.0-64.8 | 46.1 |
Stickstoff | 14.4 | 17.4-19.3 | 9.8 |
Phosphorsäure | 13.5 | 7.1 | 9.0 |
Alkalisalze | 7.4 (Kali) | 2.5-3.3 | 11.5 |
Asche | 32.8 | 21.7-27.8 | 37.1 |
Die nähern Bestandteile des Peru-Guanos sind:
Harnsaures Ammoniak | 3.2 Proz., 9.0 Proz |
Oxalsaures Ammoniak | 13.3 Proz., 10.6 Proz |
Oxalsaurer Kalk | 16.3 Proz., 7.0 Proz |
Phosphorsaures Ammoniak | 6.4 Proz., 6.0 Proz |
Phosphorsaure Ammoniakmagnesia | 4.2 Proz., 2.6 Proz |
Phosphorsaures Natron | 5.3 Proz., - Proz |
Schwefelsaures Kali | 4.2 Proz., 5.5 Proz |
Schwefelsaures Natron | 1.1 Proz., 3.8 Proz |
Chlorammonium | 6.5 Proz., 4.2 Proz |
Phosphorsaurer Kalk | 9.9 Proz., 14.3 Proz |
Thon und Sand | - Proz., 4.7 Proz |
Organische Materie und Wasser | - Proz., 32.3 Proz |
Außerdem
finden sich im G. geringe
Mengen von
Guanin,
Xanthin und
Fett, an zufälligen
Bestandteilen Gesteinstrümmer und
Konkretionen
aus konzentrischen
Lagen einer weißen kristallinischen
Substanz, die im wesentlichen schwefelsaures
Kali
und schwefelsaures
Ammoniak enthalten. Wie sich aus den
Analysen ergibt, enthält der Guano
vorwiegend in
Wasser lösliche
Salze;
mithin kann er sich in einer
Beschaffenheit wie die des Guanos
der
Chinchainseln nur in Gegenden bilden, in denen die
Luft einen
sehr geringen Wassergehalt besitzt und
Regen fast nie eintritt. Wo dagegen massenhaft abgelagerte
Exkremente
der Einwirkung von
Wasser ausgesetzt sind, müssen wesentlich andre
Produkte entstehen (s. unten).
Übergießt man Guano
mit
Wasser und filtriert, so erhält man eine
Lösung von oxalsaurem, schwefelsaurem und wenig phosphorsaurem
Ammoniak; läßt man ihn aber angefeuchtet einige Zeit liegen, so verschwindet die lösliche
Oxalsäure,
und an ihre
Stelle tritt infolge der
Zersetzung von phosphorsaurem
Kalk lösliche
Phosphorsäure. Hieraus ergibt sich die ungleiche
Wirkung des Guanos
bei anhaltendem starken
Regen u. bei mäßiger
Feuchtigkeit nach dem Ausstreuen.
Die äußere
Beschaffenheit des Guanos
, besonders das Vorkommen der
Konkretionen, macht eine Zubereitung
durch
Sieben und Zerkleinern vor dem
Gebrauch erforderlich. Der Guano
import wird gegenwärtig durch die
Firmen der Anglo-Kontinentalen
(vormals Ohlendorffschen) Guano
werke in
Hamburg,
[* 6]
London,
[* 7]
Antwerpen
[* 8] und
Emmerich
[* 9] a. Rh. und M. H. Salomonson in
Rotterdam
[* 10] und
Düsseldorf
[* 11] betrieben, welche den gemahlenen und gesiebten
Peru-Guano mit einem feststehenden
Gehalt an
Stickstoff (7 Proz.),
Phosphorsäure (14 Proz.) und
Kali (2 Proz.) in den
Handel bringen. Die größte
Menge des Guanos
wird aber zunächst mit
Schwefelsäure
[* 12] behandelt, um die
Phosphorsäure löslich zu machen, und kommt als aufgeschlossener in den
Handel. Diese
Ware enthält in zwei
Sorten:
Stickstoff 7 und 5 Proz., wasserlösliche
Phosphorsäure 9,5 und 10,5 Proz.,
Kali je 2 Proz., außerdem im wesentlichen schwefelsaures
Ammoniak.
Die nicht in regenlosen Gegenden gebildeten Guanosorten sind durch Wasser ihrer löslichen Salze, zum Teil auch ihrer organischen Substanz beraubt worden (Guanophosphate). Als Guano kommen aber auch rein mineralische, wesentlich aus phosphorsaurem Kalk bestehende Substanzen in den Handel, welche wahrscheinlich durch Einwirkung von Exkrementen auf Kalkstein entstanden sind. Zu der ersten Klasse gehören der pulverige, von Wurzeln durchsetzte Baker-Guano von der Bakerinsel im Stillen Ozean, der etwa 78 Proz. phosphorsauren Kalk, 6 Proz. phosphorsaure Magnesia enthält; der ebenfalls pulverige Mejillones-Guano aus der Bucht von Mejillones in Bolivia, [* 13] der ganz überwiegend aus phosphorsaurem Kalk besteht und fast farblose Knollen [* 14] von phosphorsaurer Magnesia enthält, sowie der Jarvis-Guano.
Zur zweiten Gruppe gehören dagegen der Sombrero-Guano (Sombrerit, metamorphosierter westindischer Guano, Guano von den Mönchsinseln) von der Sombreroinsel, wahrscheinlich ein Zersetzungsprodukt des Korallenkalks, aus welchem die kleinen westindischen Inseln gebildet sind. Er enthält 75-90 Proz. Phosphate (34-42 Proz. Phosphorsäure), 4-10 Proz. kohlensauren Kalk und nicht unbeträchtliche Mengen von Eisenoxyd und Thonerde. Sehr ähnlich ist der von der benachbarten Navassainsel stammende Navassa-Guano (Navassit); er ist, wie der vorige, dicht und fest, enthält 70-75 Proz. phosphorsauren Kalk und sehr bedeutende Mengen Eisenoxyd und Thonerde. Am reichsten an phosphorsaurem Kalk ist das Curassaophosphat (s. d.). Diese ¶
mehr
und manche ähnliche Produkte werden hauptsächlich nur zur Darstellung von Superphosphat benutzt, weil die in ihnen enthaltene Phosphorsäure ohne vorherige Überführung in sauren phosphorsauren Kalk zu langsam zur Wirkung kommt. In Südamerika [* 16] fand der Guano schon in alten Zeiten Verwendung, und die Inkakönige bedrohten das Betreten der Guanoinseln während der Brutzeit der Vögel mit dem Tod. In Europa [* 17] wurde der Guano und seine Verwendung seitens der Indianer von Peru [* 18] und Chile zuerst 1804 bekannt, aber erst als 1840 in England glänzende Resultate mit Proben von Guano erzielt worden waren, fand derselbe größere Beachtung.
Der Verbrauch steigerte sich nun ganz außerordentlich, so daß jährlich 4-500,000 Ton. nach Europa gebracht werden konnten. Unter solchen Verhältnissen wurden die Chinchainseln wie auch die Balastas-, Guañape-, Baker- und andre Inseln abgebaut, und auch die Mejillonesinseln sind so weit erschöpft, daß die chilenische Regierung den weitern Abbau untersagte. Viele Inseln des Stillen Ozeans liefern gegenwärtig nur wenig Guano nach Europa, weil die Ausbeutung der Kostspieligkeit und niedern Werte halber eingestellt wurde.
Die überaus ergiebige Maldeninsel liefert jährlich 12-15,000 Ton. Außerdem beteiligen sich die Fanning-, Brown- und Lacepèdeinseln, die Sidneyinseln, Westindien [* 19] und Afrika [* 20] an der Versorgung Europas mit Guano England importierte 1883: 1,500,000 Ztr. Guano vorwiegend von den westindischen und pazifischen Inseln, während der peruanische Guano (von den Inseln Pabillon de Pica, Huanillos und Punta de Lobos) immer mehr zurücktritt. In das Zollgebiet des Deutschen Reichs wurden 1882: 2,126,000 Ztr., 1883 ca. 1,460,000 Ztr. Guano eingeführt, im ganzen dürften gegenwärtig jährlich 3,400,000 Ztr. Guano nach Europa kommen.
Vgl. Meyn, Die richtige Würdigung des Peru-Guanos (Halle [* 21] 1872);
Derselbe, Die natürlichen Phosphate (1873);
»Salpêtres et guanos du désert d'Atacama« (Dresd. 1878).