den
Larzey und als ihre weitaus bedeutendste Nebenader die
Petite Gryonne. Das Thal der Gryonne zeichnet sich vor der Mehrzahl
der übrigen
Thäler der Waadtländer
Alpen durch seine von Runsen zerfressenen und von Steinschlagrinnen (hier ruvines genannt)
durchsetzten Seitengehänge aus. Alle unter dem Einfluss der Atmosphärilien sich loslösenden Gesteinstrümmer wandern
in Form von Blöcken,
Kies- und Schlammströmen zusammen mit mitgerissenen Baumstämmen durch diese Rinnen zur
Tiefe, wo sie
in den Fluss gelangen, von diesem verfrachtet und in der Rhoneebene wieder abgelagert werden.
Das von der Gryonne durchflossene Gebiet besteht der Hauptsache nach aus wenig widerstandsfähigen Schichten von Lias und
Trias (Gips und Rauchwacke) und ist oberflächlich mit mächtigen erratischen Schuttablagerungen überführt.
So kommt es, dass der Fluss sich als ein recht gefährlicher
Wildbach zeigt, der überall seine Ufer angreift und sogar den
Stollen von
Le Coulat (Salzbergwerk
Bex) schon oft bedroht hat. Besonders furchtbar zeigt er sich zu Zeiten starker
Regengüsse oder bei der Schneeschmelze.
Seitdem die
Berner Behörden 1740
im Thal der Gryonne den
Wald bedenklich gelichtet haben, um Brennholz für den Betrieb der
SalineBex zu erhalten, sind die Hochwasser immer häufiger und verheerender geworden. Wir nennen nur die Ueberschwemmungen
von 1847, 1866, 1870, 1873, 1880, 1885 und 1887, die grossen Schaden verursachten. Seither hat man zur
Abwehr beträchtliche Verbauungsarbeiten unternommen. Im Jahre 1902 waren bereits 95 Thalsperren fertiggestellt, die je 0,5-4
m
Höhe haben und beiderseits sich an solide Widerlager und Dämme anlehnen.
Das Ganze bildet eine Reihe von grossen Treppenstufen mit zusammen 135 m Fall. Diese 1878-1891 errichteten
Bauten haben die Summe von 800000 Franken gekostet, wovon auf die
HauteGryonne 358000 Franken entfallen. Der Kostenvoranschlag
für die komplete Verbauung beträgt 1019000 Franken, die von den Gemeinden
Bex und
Ollon, dem Staat Waadt
und der Eidgenossenschaft
gemeinschaftlich getragen werden. Vergl. den von F. Isabel verfassten Aufsatz über die Baute Gryonne
in den Anciennetés duPaysdeVaud von 1902.
(Petite), auch
Eau Noire oder
Bey des Rapes genannt. (Kt. Waadt,
Bez. Aigle).
Bach, beträchtlichster Zufluss der Gryonne; entspringt
mit zahlreichen kleinen Quellarmen in den sumpfigen Alpweiden des
Commun de La Saussaz
(SO.-Hang der Arête des
Tailles) in etwa 1700 m
Höhe, fliesst zwischen dem
Plateau von
Chesières und demjenigen von
Villars zunächst durch Alpweiden
und
Wiesen, tritt dann in ein bewaldetes und vielfach von Runsen zerfressenes
Engthal ein und mündet nach 4,5 km langem
Lauf
unter dem Dorf
Pallueyres in 610 m von rechts in die Gryonne.
(Valléedela) (Kt. Waadt,
Bez. Aigle).
Thal, von der Gryonne durchflossen; zerfällt in die Basse und
HauteGryonne, die man
bei der
Strassen- und Strassenbahnbrücke
Bex-Gryon-Villars von einander abzugrenzen pflegt. Die
HauteGryonne heisst bisweilen
auch La Mazoterie d'Ollon. Das Thal der Gryonne wird von dem des
Avançon d'Anzeindaz durch die vom
Signal
de Culant nach SW. auszweigende Kette der
Rochers duVan geschieden und bildet eine reine Erosionsfurche, die der Fluss in
dem hier wie selten anderswo in solcher Mächtigkeit abgelagerten und den Felsuntergrund verhüllenden Glazialschutt ausgewaschen
hat. Die einst die Seitengehänge bekleidenden Waldungen sind bedenklich gelichtet worden durch den von
den
Berner Behörden 1729-1757, besonders aber 1740, unbedachtsam betriebenen Holzschlag, der ihnen das zum Betrieb der
SalineBex benötigte Brennholz liefern musste. (Das geschlagene
Holz wurde auf dem Fluss bis Les
Devens hinunter geflösst).
Der Naturforscher
Haller hat die derart entwaldete Fläche derHauteGryonne auf - in heute üblichem Mass
ausgedrückt - 24 ha geschätzt. Steigt man von Les
Devens an thalaufwärts (der Weg führt nur bis zum
StollenLe Coulat),
so sieht man der Reihe nach auf den Höhen der rechten Thalseite die
WeilerAntagne,
Forchex,
Pallueyres,
Auliens und das Dorf
Huémoz, links über dem Fluss den
WeilerFenalet; im Thalboden liegen die Häusergruppen Le
Bouillet,
Le Coulat
und Le
Fondement, die
alle drei Stolleneingänge zur
SalineBex bezeichnen.
Weiter oben steht rechts über dem Fluss auf einer Terrasse und gegenüber dem das Dorf
Gryon tragenden
Mont de Gryon oder
Mont Jorogne das Dorf
Arveyes. An dieser Stelle wird das Thal von dem 55 m über der Gryonne gespannten
prachtvollen Viadukt der elektrischen Bahn
BexGryon-Villars überbrückt. Hier beginnt die
HauteGryonne. Gehen wir weiter
thalaufwärts, so kommen wir an den das rechtsseitige Gehänge bekleidenden Frühjahrs- und Herbstweiden von Les
Collonges,
Les Loveresses, Reimbloz,
Charmet und
Coufin vorbei, über denen die Sommerweiden des
Commun de Charmex und
Commun d'Ensex und von
La Croix liegen, welch' letzterer auch der das Thal oben abschliessende
Plan de Châtillon angehört.
Links vom Fluss sehen wir die grossen Alpweiden von
Sodoleuvroz und
Taveyannaz, die den grössten Teil
dieses Gehänges umfassen. Da das Thal der Gryonne in losem Glazialschutt ausgewaschen ist, sind seine Gehänge häufigen
Abrutschungen unterworfen und stark von Runsen angeschnitten. Dazu kommt, dass die Gryonne ein gefährlicher
Wildbach ist
und auch der anstehende Fels (Liasschiefer und Gips) der Erosion und Verwitterung kaum mehr Widerstand leistet als
der ihn bedeckende
Schutt.
Ihrer Gefährlichkeit wegen ist denn auch die Gryonne der Gegenstand grosser Verbauungsarbeiten geworden, die aus Thalsperren
mit starken Widerlagern und Seitendämmen im Oberlauf und aus einer Steinpflästerung ihres Bettes im Unterlauf (auf der
ganzen Strecke durch den Schuttkegel bis zur Mündung in die
Rhone) bestehen. Lokal berühmt sind eine
bei
La Rasse (7 km von
Chesières) in der seltenen
Höhe von 1400 m stehende knorrige
Buche, zwei riesig grosse
Tannen bei der
Hütte von
L'Abbaye (1525 m), ferner der 91 ha grosse
Wald von
Coufin (Eigentum des Staates Waadt)
mit ausgesucht schönen
Tannen und
endlich eine zwischen
Coufin und
Ensex stehende
Tanne von 1,8 m Durchmesser. Die Alpweiden des
Thales der
Gryonne
(Ensex,
Arpille etc.) werden zum erstenmal in einer vom datierten Urkunde der Abtei
Saint Maurice (der das
Thal gehörte) genannt.
Diese Urkunde besagt, dass das Thal vom Kloster einem in der
HerrschaftChâtel wohnhaften
Pierre de Turré
oder de
La Tour zu
Lehen gegeben werde. Die beiden heutigen
Hütten von
L'Abbaye (links beim Aufstieg von
Coufin zum
Col de La Croix)
stammen etwa aus dem Jahr 1600. Die rechte Thalseite gehört beinahe vollständig zur Gemeinde
Ollon, die linke zu den Gemeinden
Gryon und
Bex. Das Thal ist seinerzeit von den Naturforschern Peter Thomas, Abraham Thomas, de Charpentier, Gaudin u. a. oft
besucht worden, die hier manche interessante Entdeckungen gemacht haben. Vergl. den von F. Isabel verfassten Aufsatz über
die
HauteGryonne in den Anciennetés duPaysdeVaud von 1902.