Grundwasser
[* 2] (Hidl, Higl), das meist in größerer Tiefe unter der Oberfläche der Erde befindliche, zwar aus dem Regenwasser stammende, aber in seiner Höhe keine unmittelbare Übereinstimmung mit der gefallenen Regenmenge zeigende Wasser. Man kann im Boden zwei Schichten unterscheiden, eine obere, die nur durch Kapillaranziehung von Wasser befeuchtet ist, in welcher jeder Wasserzufluß von oben noch versinkt und Hohlräume sich nicht mit Wasser erfüllt halten, dann die untere, mit Wasser völlig gesättigte Schicht, in welcher das Wasser nicht mehr versinkt und Hohlräume völlig mit Wasser gefüllt sind.
In der obern
Schicht enthalten die
Poren des
Bodens
Luft, in der untern
Wasser. Das
Verhältnis beider
Schichten zu einander,
die Tiefe, in welcher das Grundwasser
sich findet, ist abhängig von der
Beschaffenheit des
Bodens und vom
Klima.
[* 3] Je nach der
Lage und
Konfiguration der wasserdichten Unterlage, auf welcher das Grundwasser
sich sammelt, trifft man das Grundwasser
bald
in größerer, bald in geringerer Tiefe, bald mit stärkerm, bald mit schwächeren
Gefälle. Man stößt
auf das Grundwasser
bei allen Unebenheiten des
Bodens in ziemlich gleichem (an verschiedenen Lokalitäten aber sehr abweichendem)
Niveau,
so daß
Hebungen und
Senkungen der Oberfläche des
Bodens den
Stand des Grundwassers
nur insofern berühren, als das
Niveau desselben
in größerm oder geringerm
Abstand von der Bodenoberfläche angetroffen wird. Dennoch darf man sich das
Grundwasser
nicht als ruhende
Schicht vorstellen, da es von seiner Unterlage abhängig ist und von höhern
Punkten der letztern nach
tiefern hin abfließt. In der
Nähe von
Flüssen und
Bächen steht das Grundwasser
regelmäßig höher
¶
mehr
als der Wasserspiegel. Das Grundwasser
stammt von den atmosphärischen Niederschlägen, aber je nachdem von diesen mehr oder weniger
in den Boden eindringt, sich darin ansammelt, schneller oder langsamer abfließt, und je nach der Menge Grundwasser
, welche aus andern
Lokalitäten zuströmt, schwankt der Grundwasser
stand und entspricht daher keineswegs unmittelbar der Regenhöhe.
In vielen Gegenden Deutschlands
[* 5] findet sich der höchste Grundwasser
stand im Frühjahr, der niedrigste im Nachsommer und Herbst.
In manchen Gegenden wechselt der Stand des Grundwassers
in langen Zeiträumen nur um wenige Zentimeter, in andern aber um mehrere,
selbst um 15 m. Das Grundwasser
speist unsre Brunnen,
[* 6] und wo die undurchlassende Unterlage zu Tage tritt, bildet
das Grundwasser
eine Quelle.
[* 7] Es sammelt sich in Bergwerken und macht oft sehr kostspielige Förderungsanlagen nötig.
Für den Bau von Häusern ist Kenntnis des Standes und der Schwankungen des Grundwassers
von Wichtigkeit, da hieraus allein
auf die Dienlichkeit von Kellerbauten geschlossen werden kann. Außerdem besitzt es, worauf zuerst Pettenkofer
hingewiesen hat, große hygieinische Bedeutung. In den Teilen Indiens, in welchen die Cholera endemisch ist, fällt die größte
Zahl der Erkrankungen und Todesfälle mit dem tiefsten, die geringste Menge mit dem höchsten Stande des Grundwassers
zusammen.
Fällt das Grundwasser
, so hinterläßt es den Boden in einem sehr feuchten Zustand, so daß die Zersetzung im Boden
enthaltener fäulnisfähiger Stoffe nunmehr ungemein begünstigt wird. Rapide Schwankungen des Grundwassers
, besonders plötzliches
Sinken nach längere Zeit herrschendem Hochstand, begünstigen das Auftreten der Epidemie. Auch für Typhusepidemien hat man
einen Zusammenhang mit dem Grundwasser nachzuweisen gesucht.