Titel
Groth
,
1) Klaus, niederdeutscher Dichter, geb. zu Heide in Holstein, besuchte das Schullehrerseminar zu Tondern und erweiterte, nachdem er die Stelle eines Mädchenlehrers zu Heide erhalten, seine Kenntnisse, namentlich in den Sprachen, durch Selbststudium. Als zu große Anstrengung ihn nötigte, seine Stelle aufzugeben, ließ er sich auf Fehmarn nieder, wo er sechs Jahre blieb und während dieser Zeit den größten Teil seiner Gedichte verfaßte. 1853 begab er sich zu seiner weitern Ausbildung nach Kiel, [* 2] bereiste sodann Süddeutschland und die Schweiz, [* 3] verweilte längere Zeit in Bonn, [* 4] wo ihm die philosophische Fakultät in Anerkennung seiner Verdienste um die plattdeutsche Sprache [* 5] die Doktorwürde erteilte (März 1856), und kehrte im Sommer 1857 nach Kiel zurück, wo er sich das Jahr darauf an der Universität als Dozent für deutsche Sprache und Litteratur habilitierte. Im J. 1866 wurde er zum Professor ernannt und 1872 durch eine Verdoppelung seines Gehalts von seiten des preußischen Kultusministers geehrt; 1875 erhielt er den Schillerpreis.
Groths
Hauptwerk ist der »Quickborn«, eine Sammlung von Gedichten in dithmarsischer
Mundart (Hamb. 1852; 15. Aufl., Berl.
1885; auch ins
Hochdeutsche
übertragen, z. B. von F. A.
Hoffmann, Braunschw. 1856),
die von der Kritik mit seltener Einstimmigkeit als ein hervorragendes poetisches Produkt begrüßt ward, und der ein zweiter Teil: »Volksleben in plattdeutscher Dichtung« (Leipz. 1871),
nachfolgte. Seine hochdeutschen Gedichte »Hundert Blätter. Paralipomena zum Quickborn« (Hamb. 1854) fanden geringern Beifall; in größerm Maß ward dieser dem Werk »Vertelln« (Braunschw. 1855-59, 2 Bde.),
Erzählungen aus dem Volksleben der Heimat des Dichters, und dem Idyll »Rothgeter Meister Lamp und sin Dochder« (Hamb. 1862) zu teil. In seinen »Briefen über Hochdeutsch und Plattdeutsch« (Kiel 1858) nahm er für das Plattdeutsche den Rang einer Schriftsprache ¶
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in Anspruch und verfocht die Ansicht, daß das Übergewicht des Hochdeutschen über das Niederdeutsche für die Entwickelung unsrer Litteratur bedenklich gewesen sei, Behauptungen, mit denen er begreiflicherweise auf starken Widerspruch stieß. Noch veröffentlichte er: »Voer de Goern«, Kinderreime (Leipz. 1858);
eine Schrift über »Mundarten und mundartige Dichtung« (Berl. 1873);
die Erzählungen: »Ut min Jungsparadies« (das. 1875) und »Drei plattdeutsche Erzählungen« (das. 1881).
Vgl. Eggers, Klaus Groth
und die plattdeutsche
Dichtung (Berl. 1885).
2) Paul, Mineralog, geb. zu Magdeburg, [* 7] studierte seit 1862 in Freiberg, [* 8] Dresden [* 9] und Berlin, [* 10] ward Assistent der Physik und 1870 Lehrer der Mineralogie und Kristallographie an der dortigen Bergakademie sowie Privatdozent an der Universität. 1872 ging er als Professor der Mineralogie nach Straßburg [* 11] und gründete dort ein den modernen Anforderungen entsprechendes Institut, ein Laboratorium [* 12] für angehende Kristallographen und eine bedeutende Mineraliensammlung. 1883 folgte er einem Ruf als Professor der Mineralogie und Konservator der wissenschaftlichen Sammlungen des Staats nach München. [* 13]
Seine Arbeiten beziehen sich meist auf chemische und physikalische Kristallographie. Er schrieb: »Tabellarische Übersicht der Mineralien, [* 14] nach ihren kristallographisch-chemischen Beziehungen geordnet« (2. Aufl., Braunschw. 1882);
»Über das Studium der Mineralogie auf den deutschen Hochschulen« (Straßb. 1875);
»Physikalische Kristallographie und Einleitung in die kristallographische Kenntnis der wichtigern Substanzen« (Leipz. 1876, 2. Aufl. 1885);
»Das Gneisgebiet von Markirch« [* 15] (Straßb. 1877);
»Die Mineraliensammlung der Universität Straßburg« (das. 1878).
Auch gibt er die »Zeitschrift für Kristallographie und Mineralogie« heraus (Leipz., seit 1877).