Titel
Grote
,
1) (spr. groht) George, engl. Geschichtschreiber und Staatsmann, geb. aus einer ursprünglich deutschen Familie zu Clay Hill in der Grafschaft Kent, ward in der Charterhouseschule erzogen und trat, 16 Jahre alt, in das Bankiergeschäft seines Vaters ein, widmete sich aber daneben dem Studium der alten Klassiker und nahm regen Anteil an den politischen Bewegungen seiner Zeit. Im J. 1821 veröffentlichte er eine anonyme Flugschrift gegen Sir James Mackintoshs »Essay on parliamentary reform« und schrieb später ein kleines Werk: »On the essentials of parliamentary reform«. Im Dezember 1832 für London [* 3] ins Parlament gewählt, schloß er sich der radikalen Partei an und stellte sich besonders die Einführung der geheimen Abstimmung (Ballot) zur Aufgabe, die er alljährlich beantragte.
Da es ihm indes nicht gelang, den
Widerstand der
Konservativen und eines großen Teils der
Whigs zu besiegen, so legte er 1841 sein
Mandat nieder und trat anderthalb Jahre später auch vom Bankgeschäft zurück, um sich lediglich
mit der Ausarbeitung seiner »History of Greece« (Lond.
1846-56, 12 Bde. nebst 2 Bdn.
Exkurse; 5. Aufl. 1883, 12 Bde.;
deutsch, 2. Aufl., Berl. 1880, 4 Bde.;
die
Abschnitte
»Mythologie und
Antiquitäten« daraus besonders übersetzt von T.
Fischer, Leipz. 1856-60, 4 Bde.)
zu beschäftigen, die er schon 1823 begonnen, und die sich ebenso durch Gründlichkeit der Forschung
wie durch
Popularität und
Schönheit der
Darstellung auszeichnet. Sie umfaßt die ganze Zeit von den ersten Anfängen des Griechenvolkes
bis zum
Tod
Alexanders d. Gr. Grotes
republikanische
Gesinnung macht sich in der günstigen Beurteilung der athenischen
Demokratie
bemerkbar. Daran schloß sich
»Plato and the other companions of Socrates« (1864, 3 Bde.; 4. Aufl.
1885); ein ähnliches Werk über
Aristoteles (hrsg. von
Bain und
Robertson, 1872, 2 Bde.; 2. Aufl.
1879) blieb unvollendet.
Die Universität Oxford [* 4] ernannte ihn 1853 zum Ehrendoktor; 1868 wurde er Vizekanzler der Universität London. Er starb und ward neben Gibbon in der Westminsterabtei beigesetzt. Aus seinem Nachlaß erschienen: »Minor works, with critical remarks« (1873);
»Fragments on ethical subjects« (1876) und »Seven
letters concerning the politics of Switzerland pending the outbreak of the civil
war in 1847« (1876), eine trefflich geschriebene
Untersuchung über den Sonderbundskrieg. - Seine an
Geist und
Bildung ihm ebenbürtige
Gattin Harriet Grote
(gest.
gab nach seinem
Tod seine
Biographie heraus (deutsch von Seligmann, Leipz. 1874).
Vgl.
Lady
Eastlake,
Mrs. Grote
(Lond. 1881).
2) Hermann, Numismatiker und Heraldiker, geb. zu Hannover, [* 5] studierte die Rechte in Göttingen, [* 6] promovierte daselbst und lebt seitdem meist in Hannover, wo er eine Zeitlang Konservator des königlichen Münzkabinetts war. hat sich durch Begründung und langjährige Redaktion der »Blätter für Münzkunde« (Leipz. 1834-39, Bd. 1-4),
deren neue Folge u. d. T.: »Münzstudien« (das. 1855-1872, 8 Bde.) erschien, und eine große Anzahl in diesen Zeitschriften veröffentlichter, zum Teil sehr umfangreicher Arbeiten über deutsche Münzen [* 7] des Mittelalters, über technische und staatsrechtliche Fragen der Münzkunde etc. hervorragende Verdienste erworben. Als Separatabdrücke erschienen davon: »Die Münsterschen Münzen des Mittelalters und das ältere Münz- und Geldwesen Westfalens« (1856);
»Geschichte des königlich preußischen Wappens« (1861);
»Geschichte der welfischen Stammwappen« (1863);
»Osnabrückische Geld- und Münzgeschichte« (1864);
»Die Geldlehre, insbesondere der Wiener Münzvertrag von 1857« (1867).
Außerdem schrieb er: »Geschlechts- und Wappenbuch des Königreichs Hannover ¶
mehr
und des Herzogtums Braunschweig«
[* 9] (Hannov. 1852). In den wissenschaftlich bearbeiteten genealogischen »Stammtafeln« (Leipz. 1877)
hat Grote
schließlich ein für numismatische und historische Studien gleich wichtiges Werk geliefert.