Grossi
,
Tommaso, ital. Dichter, geb. zu Bellano am Comersee, studierte die Rechte zu Pavia und begab sich 1810 nach Mailand, [* 2] wo er sich zuerst durch ein im Mailänder Dialekt geschriebenes politisch-satirisches Gedicht gegen die neue österreichische Herrschaft bemerklich machte. Später ließ er eine Novelle in Versen: »La fuggitiva« (1817),
eine tragische Liebesepisode aus den Franzosenkriegen, und die Dichtung »Ildegonda« (1820) folgen, womit er sich auf das Gebiet des mittelalterlichen Lebens begab, welches die damals auch in Italien [* 3] auftauchende »romantische Schule« als die Blütezeit der christlichen Ära und als Fundgrube der echtesten poetischen Stoffe feierte. Das Gedicht gewann insbesondere das weibliche Publikum für sich durch das Rührende der Begebenheiten und erlebte zahlreiche Auflagen. 1826 veröffentlichte ein episches Gedicht: »I Lombardi alla prima crociata« (in 15 Gesängen),
worin er der »heidnisch« gefärbten Epopöe des Tasso eine wahrhaft katholische Kreuzfahrerdichtung gegenüberstellen wollte;
allein obgleich das Werk namentlich in Beziehung auf die Sprache [* 4] und die betreibenden Bestandteile wertvoll erschien, bot es doch kein hinlängliches Interesse der Handlung und der Charakteristik.
Angeregt durch das bekannte Hauptwerk
Manzonis, warf sich Grossi
nun auf den historischen
Roman und lieferte
seinen
»Marco
Visconti« (1834; deutsch von
Fink, Schaffh. 1859),
dessen Bedeutung aber noch weit mehr als die der »Promessi
sposi«
Manzonis durch die Bezeichnung einer »historischen
Studie« erschöpft wird. Unter den lyrischen
Versuchen Grossis
ist das empfindsame
Lied »La rondinella« (deutsch,
Prag
[* 5] 1869) allbekannt und wie wenige populär geworden.
Mit der poetischem
Erzählung »Ulrico e
Lida« (1830) schloß Grossi
seine poetische Laufbahn. Er lebte von 1838 an dem
Beruf eines
Notars und starb in
Mailand. Seine Marmorbüste wurde im
Hof
[* 6] der
Brera aufgestellt. Eine Sammlung seiner einzeln noch
fortwährend neu aufgelegten Werke erschien
Mailand 1862 in 2
Bänden.
Vgl.
Cantù,
Vita ed opere di T. Grossi
(Mail. 1854);
Curti,
T. Grossi
(das. 1862).