Titel
Großenhain.
[* 1]
1)
Amtshauptmannschaft in der sächs. Kreishauptmannschaft
Dresden,
[* 2] hat 795,71 qkm, (1890) 72 043 (35 714 männl., 36 329 weibl.)
E., 3
Städte und 156 Landgemeinden. - 2) Großenhain
, früher Hain genannt, Hauptstadt der
Amtshauptmannschaft in 117 m Höhe, an der
Roder und an den Linien
Großenhain-Cottbus (79,5 km) der
Preuß.,
Elsterwerda-Dresden und Priestewitz-Großenhain
(5 km) der Sächs.
Staatsbahnen
[* 3] (2
Bahnhöfe),
[* 4] ist Sitz der
Amtshauptmannschaft, eines Amtsgerichts (Landgericht
Dresden), Untersteueramtes, einer
Superintendentur, Bezirkssteuereinnahme, Bezirksschulinspektion und Brandversicherungsinspektion, ist nach dem großen
Brande
vom regelmäßig aufgebaut und hat (1890) 11 938 (5975 männl., 5963 weibl.) E., darunter 319 Katholiken,
in Garnison (665 Mann) das 18. Königs-Husarenregiment, Postamt erster
Klasse,
Telegraph;
[* 5] schöne
Anlagen
an
Stelle der frühern Befestigungen, eine Hauptkirche (1748 vollendet), vor derselben ein
Denkmal
Kaiser Wilhelms I., an
Stelle
des 1872 abgebrannten ein neues Rathaus mit Stadtbibliothek (6000
Bände), 1828 vom Rentamtmann Preusker gegründet, drei
Bürgerschulgebäude, darunter ein neues von 1890,
Krankenhaus,
[* 6] Armenhaus, große
Kaserne, Realschule mit
Progymnasium,
Kinderbewahranstalt, 1839 von Preusker gegründet, eine
Handels- und gewerbliche Fortbildungsschule (1830) und
Gewerbeverein (1832), ferner eine städtische
Sparkasse, einen
Vorschuß- und Kreditverein, landwirtschaftlichen Spar- und
Vorschußverein, eine landwirtschaftliche Warenbörse; Wasserleitung
[* 7] und
Gasanstalt.
Die Industrie erstreckt sich auf
Woll-
und Seidenspinnerei, Fabrikation von
Tuch und
Buckskin (10 Fabriken), Webstühlen,
Maschinen, darunter
Strickmaschinen,
von Blechspulen, Cigarren, Leder-,
Strumpf- und Wollwaren, Kupfer- und Zinnwaren, Seife und Walkfett. Ferner bestehen Dampfsägewerke,
Brennereien, Ziegeleien sowie mehrere bedeutende Kunst- und Handelsgärtnereien. - Großenhain
, eine Gründung
der
Sorben, wird schon im 10. Jahrh. erwähnt, war infolge seiner
Lage an der «hohen
Straße» um 1270 ein besuchter
Handelsplatz, der später besonders durch das
Stapelrecht auf
Waid Bedeutung gewann, und stark befestigt. Ursprünglich gehörte
es zur
Mark Meißen,
[* 8] von 1312 bis 1316 zu
Brandenburg
[* 9] und seit 1485 zum albertinischen Herzogtum
Sachsen.
[* 10] 1540 brannten drei
Vierteile der Stadt ab, die außerdem durch die
Hussiten 1429, im Dreißigjährigen, im siebenjährigen
und noch mehr 1706 im Nordischen
Kriege sehr zu leiden hatte. Am kam es in Großenhain
zu einem
Gefecht zwischen
Franzosen
und
Russen.