Titel
Großbritannien
[* 2] (Heerwesen). Nach den im November 1889 erlassenen neuen Bestimmungen für Rekrutierung können bei der Gardekavallerie, den Kolonialtruppen sowie als Büchsenmacher, Musiker, Handwerker bei den Pionieren Rekruten auf 12 Jahre Dienstzeit bei der Fahne (lange Dienstzeit) eingestellt werden; die kurze Dienstzeit beträgt bei der Linienkavallerie, Artillerie, Infanterie 7 Jahre bei der Fahne, 5 in der Reserve, bei den Fußgarden und dem Train 3 Jahre bei der Fahne, 9 Jahre Reserve, bei den Pionieren nach Wahl 7 oder 3 Jahre bei der Fahne und entsprechend 5 oder 9 in der Reserve.
Befindet sich der Soldat aktiv außer Landes, so verlängert sich der Dienst bei der Fahne um ein Jahr und verkürzt sich ebenso in der Reserve. Die Rekruten sollen zwischen 18 und 25 Jahre alt sein, doch sollen durch falsche Altersangaben auch viele jüngere Leute eingestellt werden, was mit als Ursache der vielen Erkrankungen und Desertionen angesehen wird. 1889 desertierten 4330 Mann, von diesen 2132 im ersten Dienstjahr. Von den 24,648 eingestellten Rekruten dienten nach 3 Monaten nur noch 91,7 Proz.; 3,4 Proz. hatten gegen Erlegung des Reugeldes ihre Entlassung erkauft. Es hatten sich 47,503 Mann zum Eintritt gemeldet, 14,973 wurden als ungeeignet zurückgewiesen, 5918 stellten sich nicht; von den dann vereidigten 26,592 Mann wurden nochmals 1616 zurückgewiesen und desertierten sogleich 214. Im Verwaltungsjahr 1889/90 soll die Armee einschließlich Offiziere 222,162 Mann stark sein, davon 115,754 im Mutterland, 33,984 in den Kolonien und Ägypten, [* 3] 72,424 Mann in Indien sich befinden.
Die Zahl der Offiziere betrug 7441; die indische Armee Eingeborner ist 134,100 Mann stark. Die Stärke [* 4] der Miliz, Freiwilligen und Yeomanry ist gegen das Vorjahr etwas heruntergegangen. Die Freiwilligen sollen stark sein 196,275 Mann, bei der Besichtigung waren aber nur 148,354 zur Stelle. Ein übles Zeichen für die Disziplin in der Armee ist die wiederholte Insubordination ganzer Truppenteile. Vom Fußgarderegiment Maitland wurde deswegen ein Bataillon zur Strafe nach dem Kapland geschickt, obgleich die Garden grundsätzlich im Mutterland bleiben sollen. Es wird behauptet, daß teils harte Behandlung, teils unauskömmliche Besoldung bei unbilligen Anforderungen an Selbstbekleidung und -Beköstigung zur Hervorrufung dieser Vorkommnisse beigetragen haben sollen.
Der Etat an Pferden beträgt 14,199 für England, 11,030 für Indien. Seit besteht eine Neueinteilung Englands und Wales in 10 Militärdistrikte: Nordost (York), Nordwest (Chester), Ost (Colchester), West (Devonport), Süd (Portsmouth), [* 5] Thames (Chatam), Südost (Dover), [* 6] Home (London), [* 7] Woolwich (Woolwich), Aldershott (Aldershott). Für den Dienst im Ausland sind 12 Kompanien berittener Infanterie aufgestellt. Jede Kompanie ist in 4 Züge und diese wieder in Gruppen zu 4 Mann eingeteilt, von denen zum Fußgefecht ein Mann als Pferdehalter zurückbleibt. Je 2 Bataillone Infanterie der ganzen Armee sind mit einem ¶
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Maschinengeschütz (Gardener-, Nordenfelt- oder Maxim-Mitrailleuse) ausgerüstet worden. Jede Kompanie hat einen Unteroffizier und 9 Mann zu ihrer Bedienung auszubilden. Mit diesen Geschützen werden Schießübungen auf 730 m abgehalten. Bei 32 Freiwilligenbataillonen ist eine Radfahrerabteilung (cyclist section) für den Aufklärungs- und Meldedienst in Stärke von einem Offizier, 2 Unteroffizieren, 20 Mann und einem Trompeter errichtet. Die Umbewaffnung der Infanterie des Mutterlandes mit dem neuen kleinkalibrigen Magazingewehr sollte Ende des Jahres 1890 beendet sein.
Die Musterkarte von Geschützen ist sehr bunt. In der Feld-, Positions- und Gebirgsartillerie sind 14 Geschützarten und Kaliber, in der Festungs- und Belagerungsartillerie 30 Geschützmuster, teils Vorder-, teils Hinterlader, vertreten. Die Feldartillerie führt heute noch 9-,13-,16- und 40-Pfünder-Vorderladerkanonen, letztere als Positionsgeschütze. Der neue gezogene 12-Pfünder (7,62 cm Kaliber) für die fahrenden und reitenden Batterien bildet bereits die Ausrüstung einer Anzahl Batterien.
Die Fertigstellung dieser Geschütze [* 9] soll sehr langsam fortschreiten. Als Positionsgeschütz wird ein 20-Pfünder von 9,5 cm Kaliber zur Einführung gelangen. Die gußeisernen Granaten [* 10] sollen nach und nach durch solche aus Stahl ersetzt werden, welche eine größere Sprengladung (Kordite) aufnehmen, und deren größere Sprengstücke größere Perkussionskraft besitzen. In der Verstärkung [* 11] der Kriegsflotte herrscht fieberhafte Thätigkeit. Von den 9 Kreuzern 1. Klasse, Panzerdeckschiffen von 7350-7700 Ton. Deplacement und 20 Knoten Geschwindigkeit, sind in Devonport 1890 bereits 3 vom Stapel gelaufen, 6 gleiche sind im Bau; von 24 Kreuzern 2. Klasse (verbesserter Medeatyp), welche auf Stapel gelegt wurden, sind 1890 schon 8 abgelaufen, sie wiegen 3400-3600 T., haben Maschinen von 9000 Pferdekräften und werden 20 Knoten laufen. 7 Panzerschiffe [* 12] 1. Klasse von 14,150 T. Deplacement, 13,000 Pferdekräften, 456 mm dickem Turm- und Gürtelpanzer, mit vier 34 cm Kanonen, 35 Schnellfeuergeschützen verschiedenen Kalibers und einer Anzahl Mitrailleusen armiert, welche 17 Knoten Geschwindigkeit haben sollen, befinden sich im Bau. Am scheiterte beim Kap Finisterre der Kreuzer 3. Klasse Serpent, 173 Mann ertranken, 3 wurden gerettet.
Geschichte.
Die Parlamentssession des Jahres 1890, welcher man nach unbestimmten Andeutungen aus Kreisen, die der Regierung nahe standen, mit gespannten Erwartungen entgegengesehen hatte, wurde 11. Febr. eröffnet. Die Thronrede betonte in üblicher Weise die friedlichen Beziehungen zu allen auswärtigen Mächten und gedachte mit besonderer Genugthuung der Beilegung des Konfliktes mit Portugal [* 13] durch die Nachgiebigkeit des letztern, der mit Deutschland [* 14] und den Vereinigten Staaten [* 15] abgeschlossenen Samoakonvention (welche im Januar veröffentlicht worden war) und der erfolgreichen Verhandlungen auf der Brüsseler Konferenz zur Einschränkung des Sklavenhandels.
Hinsichtlich der innern Zustände konstatierte sie eine erhebliche Besserung der Verhältnisse in Irland, welche sich in der Abnahme der Zahl der agrarischen Verbrechen kundgebe und es ermöglicht habe, wie 25. Jan. durch eine Proklamation des Lord-Statthalters geschehen war, das Zwangsgesetz für einige Grafschaften außer Kraft [* 16] zu setzen; eine weitere Hebung [* 17] der dortigen Zustände erwarte die Regierung von einer dem Parlament zu unterbreitenden Vorlage über die Erleichterung des Landankaufs in Irland. Aber auch andre wichtige Gesetze, unter andern eine Bill über die lokale Selbstverwaltung in Irland, Vorlagen über die Abwälzung der Zehntenzahlung auf die Grundeigentümer, zur Verbesserung der Sanitätsgesetzgebung in London und der Wohnungsverhältnisse der Arbeiterklassen, zur Ausdehnung [* 18] der Haftpflicht der Arbeitgeber bei Unglücksfällen u. dgl. kündigte die Eröffnungsrede an.
Damit war ein umfassendes legislatives Programm aufgestellt, dessen Verwirklichung die Arbeitskraft des Parlaments im vollen Maße in Anspruch nahm, aber auch den guten Willen der Mitglieder desselben voraussetzte. Gerade an dem letztern aber fehlte es, wenigstens auf seiten der Opposition. War in frühern Jahren wesentlich nur von der irischen Partei jene Taktik der Obstruktion befolgt worden, welche die Erledigung aller Geschäfte des Unterhauses verzögerte und erschwerte, hatten dann (seit dem Bündnis Gladstones mit den Iren) die radikalen Elemente der Gladstoneschen Partei sich immer eifriger an diesem Treiben beteiligt, so ist es für die Parlamentstagung von 1890 bezeichnend, daß mehr und mehr die ganze Schar der Anhänger Gladstones in diese Politik hineingezogen wurde. Im Unterhaus selbst hatte sie, solange das Bündnis zwischen den Konservativen und den liberalen Unionisten bestehen blieb, keine Aussicht, die Mehrheit zu erlangen, aber Gladstone berief sich auf eine verhältnismäßig bedeutende Zahl von Siegen [* 19] seiner Partei bei vereinzelten Nachwahlen, um darzuthun, daß seit den letzten allgemeinen Wahlen die Stimmung des Landes eine völlig andre geworden sei.
Darum wäre es ihm am willkommensten gewesen, die Regierung zu einer Auflösung des Hauses zu nötigen; da das nicht zu erreichen war, kam es darauf an, die legislative Ohnmacht der Regierung darzuthun und durch Verzögerung aller gesetzgeberischen Maßregeln Mißstimmung gegen dieselbe zu erregen. Darauf also lief, trotz aller Ableugnungen seitens der Führer, die Taktik der Gladstonianer wesentlich hinaus; manche ungeschickte Maßnahmen der Regierung, deren erster Vertreter im Unterhaus, W. H. Smith, sich seiner schweren Aufgabe immer weniger gewachsen zeigte, kamen ihnen dabei zu statten.
Begreiflicherweise war es vor allem die irische Frage, die in dieser Beziehung ausgenutzt wurde. Es konnte nicht wohl in Abrede gestellt werden, daß mit dem Nachweis der Fälschung jener von der »Times« veröffentlichten Briefe, durch welche Parnell und seine Anhänger der Mitschuld oder Mitwissenschaft an den Verbrechen der irischen Fenier und Dynamitverbrecher überführt werden sollten, die Regierung, welche im Sommer 1888 die Parnell-Untersuchungskommission eingesetzt hatte (s. Bd. 17, S. 402), eine schwere Niederlage erlitten hatte.
Ihre Gegner zögerten nicht, dieselbe zu benutzen. Zwar der Schadenersatzprozeß, welchen Parnell gegen die »Times« eingeleitet hatte, war schon 5. Febr. durch einen Vergleich beendet (der irische Führer begnügte sich mit 5000 Pfd. Sterl. Entschädigung statt der geforderten 100,000), und ein Antrag, welchen Sir W. Harcourt 11. Febr. stellte, die Veröffentlichung jener Briefe für einen Bruch der Privilegien des Unterhauses zu erklären, wurde noch am gleichen Tage mit 260 gegen 212 Stimmen abgelehnt; allein der Hauptkampf knüpfte sich an den am 14. Febr. eingebrachten Bericht der Untersuchungskommission selbst. Dieser, von den drei Richtern unterzeichnet, sprach die Angeklagten von der Beschuldigung frei, gemeinschaftlich Mitglieder einer Verschwörung gewesen zu sein, um die Unabhängigkeit Irlands herzustellen, und erkannte nur an, ¶
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daß Davitt und einige andre die Landliga zu diesem Zwecke organisiert hätten. Alle Angeklagten hätten aber einer Verschwörung angehört, welche es darauf abgesehen hätte, die Großgrundbesitzer durch Gewaltmittel und Terrorismus zu schädigen und aus dem Lande zu treiben. Die Dubliner Mordthaten hätten die Angeklagten mißbilligt, und die angeblichen Briefe Parnells seien als gefälscht anzuerkennen. Aber das System des Terrorismus hätten die Angeklagten nicht verurteilt, sondern auf demselben bestanden, obwohl sie wissen mußten, daß dadurch Verbrechen hervorgerufen wurden.
Nicht erwiesen sei, daß die Angeklagten mit bekannten Verbrechern oder den Invincibles in Verbindung gestanden hätten, erwiesen aber, daß sie Unterstützungen auch von Revolutionären angenommen hätten. Daß gerade die wichtigsten Anklagen gegen die Parnelliten zu Boden gefallen waren, ergab sich danach klar; und die Regierung hatte denn auch nicht die Absicht, an den verklausulierten Bericht irgend eine weitere Aktion zu knüpfen, sondern begnügte sich mit dem Antrag, die Eintragung desselben in die Bücher des Hauses anzuordnen und den Richtern für ihr unparteiisches Verfahren den Dank des Parlaments auszusprechen, wogegen die Opposition den Gegenantrag stellte, das Haus möge ausdrücklich ein Verdammungsurteil über die gegen Parnell und Genossen auf Grund falscher und verleumderischer Angaben erhobenen Anklagen aussprechen und sein Bedauern über das den Angeklagten durch diese Bosheit zugefügte Unrecht zu erkennen geben.
Mit heftigen Debatten über diese Angelegenheit und über die Adresse auf die Thronrede wurden hauptsächlich die ersten Wochen der Session ausgefüllt; in dieselben hinein fiel 4. März ein neuer, bedeutungsvoller Wahlsieg der Opposition in dem bisher konservativ vertretenen Londoner Wahlkreis von St. Pancras. In der Adreßdebatte wurde 18. Febr. das übliche Tadelsvotum Parnells über die irische Politik der Regierung mit 307 gegen 240 Stimmen, zwei Tage darauf ein liberaler Antrag auf Gewährung von Homerule für Schottland mit 181 gegen 141 Stimmen abgelehnt;
in der Debatte über die Parnellkommission machte es großen Eindruck, daß Lord R. Churchill in einer heftigen Rede seine vollständige Mißbilligung der Politik der Regierung aussprach, aber der Sieg blieb der letztern auch hier;
10. März wurde der Gegenantrag Gladstones mit 339 gegen 268 Stimmen abgelehnt, 11. März derjenige der Regierung angenommen;
21. März ging der letztere auch im Oberhaus durch.
Jetzt erst war Raum für die Landankaufs-Vorlage der Regierung gewonnen; nachdem 20. März Lord Salisbury eine Versammlung der konservativen Partei im Carltonklub abgehalten und dieselbe in nachdrücklichen Worten zur Eintracht ermahnt hatte, wurde die Bill 24. März eingebracht und zum erstenmal gelesen. Unleugbar war es eine höchst umfassende und durchgreifende Maßregel, welche dadurch in Aussicht genommen wurde. Zum Behuf der Förderung des Güterkaufs durch die irischen Pachter sollte unter Aufhebung aller früher in dieser Beziehung getroffenen Bestimmungen ein Garantiefonds von nicht weniger als 33 Mill. Pfd. Sterl. geschaffen werden.
Der Kaufpreis für Landgüter sollte auf den 20fachen Betrag des Reinertrags der Pacht festgesetzt werden; eine Regierungsbehörde sollte den Kaufpreis vorschießen, die Käufer sollten jährlich 4 Proz. dieses Preises an Zinsen, Amortisationsquote und Beitrag zu dem Garantiefonds zahlen und, wenn sie diesen Betrag von 4 Proz. des Kaufpreises 49 Jahre lang entrichtet hätten, freie Eigentümer werden. Die Verkäufer sollten den Kaufpreis in Staatspapieren erhalten, welche mit 2¾ Proz. verzinslich wären.
Der Antrag kam den Wünschen und Bedürfnissen der Irländer so weit entgegen, daß selbst unter den Anhängern der Regierung viele Grundbesitzer nur zögernd und nicht ohne Bedenken für denselben eintraten; nichtsdestoweniger wurde er von Parnell und seiner Partei, der im Interesse seiner Homerule-Pläne die Schaffung eines ruhigen und zufriedenen Bauernstandes in Irland durch die englische Regierung nicht wünschen konnte, heftig bekämpft, und Gladstone und die Seinen schlossen sich in diesem Widerstand ihren irischen Freunden aufs entschiedenste an. Trotzdem wurde natürlich die zweite Lesung der Regierungsvorlage 1. Mai mit 348 gegen 268 Stimmen beschlossen; nun aber begann die Einzelberatung, bei der die Opposition mit größter Rücksichtslosigkeit von ihrer Verschleppungstaktik Gebrauch machen konnte.
Inzwischen waren der Regierung auch auf einem andern Gebiet, auf dem sie eigentlich die größten Erfolge hätte erwarten können, ernste parlamentarische Schwierigkeiten erwachsen. Die Finanzlage Großbritanniens war unter der geschickten Verwaltung Göschens eine glänzende. Obwohl in den letzten drei Jahren eine Summe von etwa 23 Mill. Pfd. Sterl. auf Schuldentilgung hatte verwandt werden können, ergab der Rechnungsabschluß für das ablaufende Finanzjahr einen Überschuß der Einnahmen über die Ausgaben von rund 3,150,000 Pfd. Sterl.; und für das Finanzjahr 1890/91 berechnete der Voranschlag des Budgets, den der Schatzkanzler 17. April dem Unterhaus vorlegte, die Ausgaben auf rund 86,900,000, die Einnahmen auf rund 90,500,000 Pfd. Sterl., so daß sich ein Überschuß von mehr als 3,500,000 Pfd. Sterl. herausstellte. So konnte Göschen nicht nur eine Ermäßigung einiger Einfuhrzölle (namentlich des Theezolles um 2 Pence für das Pfund), sondern auch die lange ersehnte Herabsetzung des Portos für Briefe nach Indien und den Kolonien zugestehen.
Weiter beantragte er, die den lokalen Grafschaftsbehörden zu überweisenden Einnahmen um 1,300,000 Pfd. Sterl. zu erhöhen und die Mittel dafür unter andern durch eine Erhöhung der Abgabe auf Sprit um 6 Pence für die Gallone aufzubringen. Damit in Verbindung standen dann Vorschläge für die Regelung des Konzessionswesens der Schankwirtschaften, die im wesentlichen darauf hinausliefen, einerseits die Zahl der Schankkonzessionen erheblich zu vermindern, anderseits aber die Wirte, denen infolgedessen die Erneuerung ihrer Konzessionen verweigert werden mußte, aus Staatsmitteln zu entschädigen.
Diese letztern Vorschläge stießen nun aber auf den allerheftigsten Widerstand. Die in England und Schottland so einflußreiche Temperanz- (Mäßigkeits-) Partei, zu deren Organ sich vor allen die Gladstonianer machten, die aber auch innerhalb der konservativen Partei viele Anhänger zählte, war zwar mit der Verminderung der Zahl der Schankwirtschaften ganz einverstanden, wollte aber von einer Entschädigung der dadurch betroffenen Wirte durchaus nichts wissen.
Indem nun die Opposition nicht nur die Landankaufs- und die Schankwirtschaftsbill aufs lebhafteste bekämpfte, setzte sie zugleich bei der Budgetberatung ihre Obstruktionstaktik so erfolgreich fort (in einer Sitzung des Hauses, die von 3 Uhr [* 21] nachmittags am 19. Mai bis 4 Uhr morgens am 20. Mai dauerte, wurden z. B. nur zwei unbedeutende Positionen des Staatshaushaltsetats angenommen), daß die parlamentarische Geschäftslage eine höchst unerfreuliche wurde. Im ¶