Grippe
(Schnupfenfieber, epidemischer Schnupfen, ital. Influênza), die in epidemischer Verbreitung meist im Herbst und Frühjahr, jedoch auch zu andern Jahreszeiten [* 2] auftretende schwerere Form des Bronchialkatarrhs, welche sich hauptsächlich durch Husten und Schnupfen, schwere Symptome von seiten des Magens und Darmkanals, ganz besonders aber durch Fieber und tiefe Störung des allgemeinen Befindens charakterisiert. Beim Beginn der Krankheit stellt sich oft schon Erbrechen oder Durchfall ein mit heftigen Kopfschmerzen in der Stirngegend, großer Mattigkeit, ziehenden Schmerzen in den Gliedern und im Rücken, trocknem, kurzem Husten, Schlaflosigkeit und Mangel an Eßlust.
Selbst Delirien können dabei auftreten. Das
Nervensystem ist oft so sehr ergriffen, daß ein
Nervenfieber
oder eine
Gehirnentzündung ausbrechen zu wollen scheint. Die Dauer der
Krankheit ist in der
Regel 8-14
Tage; die
Genesung aber
schleppt sich oft ungewöhnlich lange hinaus, und die Kranken klagen noch längere Zeit über
Schwäche und Kraftlosigkeit.
Namentlich ist dies bei alten Leuten der
Fall, bei welchen überhaupt die Grippe
häufig einen sehr gefährlichen
Charakter annimmt.
Die Behandlung der Grippe
beschränkt sich in der
Regel auf gleichmäßige
Wärme
[* 3] und einfache
Diät. Die Kranken liegen am besten
zu
Bett,
[* 4] um sobald wie möglich in einen gelinden
Schweiß zu kommen, welcher durch reichliches
Getränk unterhalten werden
kann. Ist der
Husten heftig, so dienen
beruhigende Mittel. Bei alten Leuten darf aber die
Diät nicht zu
knapp sein; im Gegenteil muß man durch Darreichung von kräftiger
Fleischbrühe, starkem
Wein u. dgl. die
Kräfte des
Patienten
möglichst zu erhalten suchen. Stockt der
Auswurf, so bedarf es eines kräftigen
Brechmittels, um denselben zu entfernen, was
auch bei
¶
mehr
Kindern oft die vortrefflichste Wirkung äußert. Die Verbreitung der Grippe
bietet das interessante Phänomen dar, daß sie bis
zum Ende des 16. Jahrh., soweit wir dieses aus den vorhandenen Nachrichten zu schließen im
stande sind, ihren Gang
[* 6] von Westen nach Osten nahm; von den Epidemien der Jahre 1387, 1510, 1557, 1580 und 1593 läßt
sich wenigstens diese Richtung mit Bestimmtheit nachweisen. Vom Ende des 16. Jahrh. ab aber nehmen alle Epidemien der Influenza
die umgekehrte Richtung, von Osten nach Westen. Die erste sicher konstatierte Epidemie der Grippe
fällt in das Jahr 1387; seitdem
haben zahlreiche Grippe
-Epidemien, zum Teil von einer fast über Erdteile sich erstreckenden Verbreitung,
geherrscht. In dem gegenwärtigen Jahrhundert waren die Jahre 1800-1803, dann 1830-37 und endlich 1857 und 1858 durch große
Grippe
-Epidemien heimgesucht.