Grimma
,
[* 2] Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft
Leipzig,
[* 3] an der
Mulde und den
Linien
Leipzig-Döbeln-Dresden und
Glauchau-Wurzen
der
Sächsischen Staatsbahn, hat ein
Schloß, 4 luther.
Kirchen, eine
Eisengießerei
[* 4] und Maschinenbauanstalt,
Tüten-,
Teppich-
und Kinderwagenfabrikation,
Bleicherei,
Färberei, Großmühlenbetrieb, Gelbgießerei, Leinwanddruckerei, starken
Ackerbau und (1885) mit der
Garnison (3
Eskadr.
Husaren Nr. 19) 8292 evang. Einwohner. hat eine berühmte
Landes- oder
Fürstenschule (Moldanum illustre genannt, vom
Kurfürsten
Moritz im ehemaligen
Augustiner-Eremitenkloster gegründet, 1550 eingeweiht,
mit Alumneum), eine
Realschule mit
Progymnasium, 2
Lehrerseminare, eine
Handelsschule und ist Sitz einer Amtshauptmannschaft,
eines Amtsgerichts u. eines
Hauptsteueramtes. In der
Nähe das Klostergut
Nimbschen mit der unansehnlichen
Ruine des
Cistercienser-Nonnenklosters, aus welchem 1523
Katharina v.
Bora mit acht andern
Nonnen entfloh; im untern Muldenthal
das große Mühlenwerk Golzermühle, bestehend aus
Mahlmühle,
Eisengießerei und Papierfabrik; nahebei das romantisch gelegene
Bergschloß Döben (Dewin, zuerst 1185 erwähnt). - Grimma
ist sorbischen Ursprungs; urkundlich
erwähnt wird es zuerst 1065. Auf dem
Schloß residierten oft meißnische
Markgrafen und die sächsischen
Kurfürsten.
Geboren wurde daselbst der Stammvater des sächsischen Königshauses,
Albrecht der Beherzte, der sich deshalb auf seiner
Wallfahrt
nach
Palästina
[* 5]
Junker von Grym nannte. In Grimma
wurden seit 1440 mehrere
Landtage gehalten, auf deren einem
(1458)
Kurfürst
Friedrich der Sanftmütige die
Leipziger Neujahrsmesse stiftete. Hier verhandelten 1511-1546 Abgeordnete der
beiden sächsischen
Linien; durch den sogen. »Grimma
ischen
Machtspruch« wurden 40jährige Streitigkeiten über
Münz- und Bergsachen
beigelegt. 1828 starb in Grimma
der bekannte Verlagsbuchhändler
Göschen, der daselbst seine Druckerei hatte; zu seinen
Freunden gehörte der Dichter
Seume, der 1801 von Grimma
aus seinen Spaziergang nach
Syrakus
[* 6] antrat.
Vgl.
Lorenz, Die Stadt Grimma
, historisch
beschrieben (Leipz. 1871);
»Führer durch Grimma
und Umgegend« (3. Aufl., Grimma
1882).