1) Wolfgang Robert, Dichter und Schriftsteller, geb. 4. Mai 1810 zu Hofwyl im Kanton Bern,
wo sein
Vater, der Ästhetiker Friedrich Karl Griepenkerl (gest. 1849 als Professor zu Braunschweig), damals Lehrer war. Nach Beendigung seiner Studienzeit
lebte in Braunschweig, mit litterarischen Arbeiten beschäftigt, ward 1839 Lehrer der Litteratur am Carolinum daselbst und 1840 Professor
an der dortigen Kadettenanstalt. Als Schriftsteller debütierte er mit den »Bildern
griechischer Vorzeit« (Berl. 1833),
denen das epische Gedicht »Die sixtinische Madonna« (Braunschw. 1836),
die Novelle »Das Musikfest oder die Beethovener« (Leipz. 1838; 2. Aufl., Braunschw.
1841),
die Abhandlungen: »Ritter Berlioz in Braunschweig« (das. 1843),
»Die Oper der Gegenwart« (Leipz. 1847),
worin er auf eine
Neugestaltung der Tonkunst hinzuwirken suchte, folgten. In weitern Kreisen machte er sich bekannt durch
seine Schrift »Der Kunstgenius der deutschen Litteratur im letzten Jahrhundert« (Leipz. 1846, 1. Teil) und besonders durch
seine Trauerspiele: »Maximilian Robespierre« (Brem. 1851) und »Die Girondisten« (das. 1852),
welche indes weniger eigentlich poetischen
Geist atmen, als sich durch großartige Auffassung des Stoffes und treffliche Sprache auszeichnen. Später
ließ er noch die vielfach ausgeführten Schauspiele: »Ideal und Welt« (Weim. 1855) und »Auf der hohen Rast« (Freiberg 1860),
das Drama »Auf St. Helena« (Hamb. 1862) und einen Band »Novellen« (Braunschw. 1868) folgen. Griepenkerl starb in tiefster Armut und Verbitterung 16. Okt. 1868 in
Braunschweig.
Vgl. Sievers, R. Griepenkerl, biographisch-kritische Skizzen (Wolfenb. 1879).
2) Christian, Maler, geb. 1839 zu Oldenburg, ging auf den Rat seines Landsmannes, des Landschaftsmalers Willers, Ende der 50er
Jahre nach Wien in die Schule Rahls, wo er sein erstes Bild: Ödipus, von Antigone geführt, malte, das der Meister so beifällig
aufnahm, daß er ihn bei den Freskoarbeiten in der Treppenhalle des Waffenmuseums sowie in den Palästen
Todesco und Sina beschäftigte. Ein größeres Werk sind die von ihm und Bitterlich im neuen Opernhaus ausgeführten Kompositionen
Rahls, die
volle vier Jahre in Anspruch nahmen, namentlich die Decke des Zuschauerraums und der Vorhang der tragischen
Oper.
Erst nach Rahls Tod (1865) begann er selbständige monumentale Arbeiten, zu denen er von dem Architekten Hansen für die Paläste
Ephrussi, Epstein und Franz Klein, für das Schloß Hörnstein und für den Palast Sina in Venedig herangezogen wurde. In letzterm
führte er die Deckengemälde: Poseidons Hochzeitszug, Sturmdämonen und Schutzgeister des Meers aus, die
von edler Form und hoher Anmut sind, aber in der Gewandung und in der Beleuchtung Mängel haben. Ebenso bedeutend sind seine
Wandgemälde in der Villa der Großherzogin von Toscana in Gmünden und sein Bild: die Hochzeit der Aphrodite und des Adonis, im
Speisesaal der Villa Simon bei Hietzing.
Für das Treppenhaus des Augusteums zu Oldenburg führte er Dekorationsgemälde (1878 vollendet) in Öl auf Leinwand aus, welche
an der Decke die Venus Urania als das Ideal aller Schönheit, umgeben von vier Bildern aus der Prometheussage, und an drei Wänden
(ähnlich dem Hémicycle von Delaroche) in historischer Reihenfolge eine ideale Versammlung der Kunstheroen
aller Zeiten darstellen. Es folgte ein durch großartige Formenauffassung und schwungvolle Komposition ausgezeichneter Cyklus
von Gemälden aus der Prometheussage für den Sitzungssaal der neuen Akademie der Wissenschaften in Athen. 1875 wurde er Professor
an der Malerschule der Akademie in Wien.
Christian, Historienmaler, geb. 1839 zu Oldenburg, wurde auf den Rat seines
Landsmanns, des Landschaftsmalers Willers (gest. 1880), in Wien Schüler von Rahl und bildete
sich unter ihm zu einem meisterhaften Koloristen von großer künstlerischer Begabung aus, der ein feines Gefühl und eine
vorwiegende Neigung zum Allegorischen zeigt. Sein erstes größeres Bild war Ödipus von Antigone geführt
(Lebensgröße), worauf er von seinem Lehrer an dessen großen Freskoarbeiten in der Stiegenhalle des Waffenmuseums sowie
in den Wiener Palästen Todesco und Sina beschäftigt wurde. Mit Bitterlich (gest. 1872) erhielt
er nach Rahls Tode den ehrenvollen Auftrag, dessen Kompositionen an der Decke des Zuschauerraums im Neuen
Opernhaus und den Vorhang für die tragische Oper auszuführen, eine Arbeit, die volle vier Jahre in Anspruch nahm. Seine
erste selbständige Arbeit nach Rahls Tod waren die Plafond- und Deckengemälde in den Palästen Ephrussi (besonders Krönung
Esthers und Hamans Verurteilung), Epstein, Franz Klein, Sina in Venedig (Poseidons Hochzeitszug, Sturmdämonen,
Schutzgeister des Meers) und im Schloß Hörnstein, worauf dann die Wandgemälde in der Villa der Großherzogin von Toscana
in Gmunden folgten und ein
mehr
reizendes Bild: Aphrodites Hochzeit mit Adonis im pompejanischen Speisesaal der Villa Simon in Hietzing. In fast allen
diesen Werken herrschen bei einer strengen, edlen Form eine große Anmut und ein warmer Fleischton; aber die Gewandung und
Beleuchtung sind nicht überall vollkommen. Ebenso bedeutend sind die 1878 an Ort und Stelle gebrachten
Ölmalereien im Treppenhaus des Augusteums in Oldenburg, wo der Künstler in wohldurchdachter Weise als idealen Teil Venus
Urania, das Ideal aller Schönheit, mit den Genien der Wahrheit und der Phantasie, die Prometheus-Sage u.
die Gestalten der bildenden Künste an der Decke anbrachte, während der an den drei Seitenwänden befindliche
Fries den realen Teil enthält: die in innern Zusammenhang gesetzten Gestalten der hervorragendsten Künstler aller Zeiten
von Dädalos bis auf Paul Delaroche.
Während und nach dieser Arbeit war er noch mit den Entwürfen zu den in Wachstechnik auszuführenden Wandmalereien für
den Sitzungssaal der neuen Akademie der Wissenschaften in Athen beschäftigt und vollendete von den dazu
bestimmten Kompositionen aus der Prometheus-Sage den Sieg des Zeus über die Titanen in einer Kohlezeichnung auf kolossaler
Leinwandftäche. Daß er auch Meister im Porträtfach ist, bewiesen fünf in München 1879 von ihm ausgestellte Bildnisse
bekannter Persönlichkeiten aus der Wiener Künstlerwelt.
Christian, Historienmaler, geb. 17. März 1839 zu Oldenburg, bildete sich im Atelier von Karl Rahl in Wien und
erhielt von diesem im Waffenmuseum des Arsenals wie im Palais Todesco Beschäftigung. Nach dessen Tode 1865 vollendeten Griepenkerl als
Zeichner und Bitterlich als Maler Rahls Malereien im neuen Opernhaus, So entstanden bis 1869 der Opernvorhang
mit dem Mythus des Orpheus und die Deckengemälde des Zuschauerraums nach den Entwürfen Rahls, wie solche den beiden Künstlern
auch bei der Ausführung des Plafonds im Palais Epstein (1871–72) zum Vorbild dienten.
Gleichzeitig entstanden die Gemälde der Zimmerplafonds im Palais Ephrussi, 1873–74 drei Deckenbilder
mit Seemythen und Allegorien im Palazzo Grassi zu Venedig, 1874–76 die eleusinischen Friesbilder in der Villa der Großherzogin
von Toscana in Gmunden. Für seine Heimat malte er das Treppenhaus der großherzogl. Gemäldegalerie in Oldenburg, welche umfängliche
Arbeit (Venus Urania, umgeben von vier Bildern aus der Prometheussage) 1878 vollendet wurde. In die Zeit
von 1875 bis 1885 fallen die acht Wandbilder, die Prometheusmythe darstellend, für Baron Sinas Akademie der Wissenschaften
in Athen, während welcher Zeit er auch die Deckenbilder des Schlafs, des Traums, der Nacht und des Morgens für das Schlafzimmer
des Erzherzogs Leopold in Hörnstein und die Friesbilder im Sitzungssaal des Herrenhauses im Parlamentsgebäude
in Wien vollendete (1882–85). Griepenkerl arbeitet seltener in Fresko als in Ölfarbe, welche durch Wachszusatz matt gemacht ist.
Seit 1874 ist Griepenkerl Professor an der Kunstakademie in Wien.
Wolfgang Robert, Dichter, geb. 4. Mai 1810 in Hofwyl in der Schweiz, wo sein
mehr
Vater, Friedrich Konrad Griepenkerl (gest. 6. April 1849 als Professor am Carolinum zu Braunschweig), bekannt durch ein «Lehrbuch der Ästhetik»
(2 Bde., Braunschw. 1827) und
ein «Lehrbuch der Logik» (2. Aufl., Helmst. 1831), damals Lehrer war. Nach Beendigung seiner Studien in Berlin lebte Griepenkerl mit litterar.
Arbeiten beschäftigt zu Braunschweig, wo er 1839 Lehrer der Litteratur und Ästhetik am Carolinum, später
Professor der deutschen Sprache und Litteratur an der Kadettenanstalt wurde. Griepenkerl legte 1847 seine Ämter nieder und war fortan
nur noch litterarisch und künstlerisch, d. h. als Vorleser seiner Dramen, thätig. Er starb in ärmlichen Verhältnissen 16. Okt. 1868 in
Braunschweig. Griepenkerl war zugleich Dichter und Theoretiker, und diese beiden Seiten beeinflußten sich. Mit
den Abhandlungen «Ritter Berlioz in Braunschweig» (1843) und «Die Oper der Gegenwart» (1847) strebte er eine Umgestaltung der
Tonkunst an. Sein litterarhistor.-kritisches Werk «Der Kunstgenius der deutschen
Litteratur des letzten Jahrhunderts», Bd. 1 (Lpz.
1846) zeichnet sich durch Ideenreichtum aus. Bedeutender aber sind seine beiden Revolutionstragödien,
der kraftvoll stürmende «Maximilian Robespierre» (1. u. 2. Aufl., Brem. 1851) und «Die Girondisten» (ebd. 1852),
die beide
große Auffassung des Stoffs, Formsicherheit und hinreißende Sprache bekunden. Von seinen spätern dramat. Arbeiten sind noch
die Schauspiele «Ideal und Welt» (Weim.
1855) und «Auf der hohen Rast» (Freiberg 1860),
endlich das histor. Drama «Auf St. Helena» (Hamb. 1862) hervorzuheben.
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Vgl. Sievers, Robert Griepenkerl, der Dichter des «Robespierre»
(Wolfenb. 1879).