Griechische
Schrift. Die Griechen haben ihre
Schrift von den Phöniziern erhalten, deren
Alphabet Kadmos nach
Griechenland
[* 2] gebracht haben soll; nur auf Cypern
[* 3] haben die Griechen eine ganz fremdartige Silbenschrift
angewendet. Das gewöhnliche
Alphabet
hatte ursprünglich nur 22
Buchstaben, die auch phönizisch waren. Dieses phöniz. Uralphabet wurde von
den Griechen ergänzt und verändert, jedoch in den einzelnen
Staaten verschieden. So bildeten sich Nationalschriften
, die
man zu größern oder kleinern Gruppen zusammenfassen kann, die sich namentlich im Gebrauch von Φ, Χ, Ψ unterscheiden.
Auf der einen Seite steht
Kleinasien mit
Athen,
[* 4]
Korinth
[* 5] und
Argos, auf der andern das eigentliche Hellas
und die ital.
Kolonien. Wie sich bei den Griechen allmählich die Dialekte der
Sprache
[* 6] abschliffen, so wurde auch die ion.
Schrift der östl. Gruppe immer allgemeiner, namentlich seit
Athen 403 seine besondere Eigentümlichkeit in der
Schrift aufgab.
Seit dieser Zeit hat sich nur noch die Form der
Buchstaben verändert. Das jetzige
Alphabet der Druckschrift
ist folgendes:
Name | Zeichen | Wert | Zahl |
---|---|---|---|
Alpha | Α α | a | 1 |
Beta | Β β | b | 2 |
Gamma | Γ γ | g | 3 |
Delta | Δ δ | d | 4 |
Epsilon | Ε ε | ĕ | 5 |
[Digamma | Ϝ ϝ | - | 6] |
Zeta | Z ζ | z | 7H |
Eta | Η η | ē | 8 |
Theta | Θ θ ϑ | th | 9 |
Iota | I ι | i | 10 |
Kappa | Κ κ | k | 20 |
Lambda | Λ λ | l | 30 |
My | Μ μ | m | 40 |
Ny | Ν ν | n | 50 |
Xi | Ξ ξ | x | 60 |
Omikron | Ο o | ŏ | 70 |
Pi | Π π | p | 80 |
[Koppa | Ϙ | - | 90] |
Rho | Ρ ρ | r | 100 |
Sigma | Σ σ ϛ | s | 200 |
Tau | Τ τ | t | 300 |
Ypsilon | Υ υ | ü | 400 |
Phi | Φ φ | ph | 500 |
Chi | Χ χ | ch | 600 |
Psi | Ψ ψ | ps | 700 |
Omega | Ω ω | ō | 800 |
[Sampi | ^[Abb], Ϡ | - | 900] |
Die eingeklammerten Formen später nur als Zahlzeichen.
Ursprünglich wurden nur große
Buchstaben
(Majuskeln) angewendet, später bildete sich eine Briefschrift
des täglichen Lebens
(Kursive), dann, nicht lange vor 835 n. Chr., die Minuskelschrift
unserer Handschriften
und Drucke. Ligaturen (Buchstabenverbindungen) und
Abkürzungen wurden in der jüngern
Schrift häufig
angewendet. Von besonderer Wichtigkeit für die Kenntnis der Griechische Schrift
sind auch die abgeleiteten Schriftarten
z. B. der
Italiker, Kopten,
[* 7] Armenier,
Georgier u. s. w. Daneben hatten die alten Griechen eine Kurzschrift
(Tachygraphie) mit
eigenem
Alphabet, deren
Spuren sich bis über das 11. Jahrh. n. Chr. hinaus
verfolgen lassen, und eine
Geheimschrift
(Kryptographie) von großer Mannigfaltigkeit.
Die Zahlen wurden von den Griechen zu verschiedenen Zeiten verschieden geschrieben; in alter Zeit bedeutet: ^[Abb.]. In den ¶
mehr
jüngern Inschriften und Handschriften
ist das System der Zahlenbuchstaben angewendet, ähnlich, aber nicht ganz übereinstimmend,
mit dem phönizischen. Die Buchstaben erhalten als Zahlzeichen einen Strich beigefügt, z. B. β’ 2; bei Tausend steht der
Strich vorn unten, z. B. ,α 1000. Aristophanes Byzantinus führte um 200 v. Chr. die Accentzeichen ´ Acutus, `
Gravis und den Circumflex ˜, der alexandrinische Aristophanes um dieselbe Zeit den Spiritus
[* 9] ´ lenis und ` asper ein.
Außerdem verwendeten die alten Grammatiker kritische und ästhetisch-rhetorische Zeichen; eine eigentümliche Notenschrift
,
die von der abendländischen durchaus verschieden ist und noch am meisten Ähnlichkeit
[* 10] mit den Neumen
[* 11] (s. d.) des Mittelalters
hat, findet sich in liturgischen Handschriften.
Die Neugriechen bedienen sich einer Schreibschrift, die
an die ausgeschriebene Minuskel des 17. Jahrh, erinnert, aber noch weiter entartet ist. –
Vgl. Kirchhoff, Studien zur Geschichte des griech. Alphabets (4. Aufl., Berl. 1887);
Wattenbach, Anleitung zur griech. Paläographie (2. Aufl., Lpz. 1877);
Gardthausen, Griech.
Paläographie (ebd. 1879).