Griechische
Münzen,
[* 2] in der antiken
Numismatik Bezeichnung aller nichtrömischen
Münzen. Sie zerfallen in Autonom- und
Königsmünzen
, von selbständigen
Staaten und
Königen (nummi populorum, urbium, regum) und unter den römischen
Kaisern geprägte
(n. imperatorii), welch letztere neben dem
Namen und Lokaltypus der Stadt meist das Bildnis des
Kaisers, der
Kaiserin oder der
Prinzen
(Caesares) tragen. In Sammlungen befolgt man das von Pellerin und
Eckhel aufgestellte geographische, mit Hispania beginnende,
mit
Afrika
[* 3] endende
System. Kunstgeschichtlich gewähren die griechischen
Münzen, weit mehr als alle andern Überreste, ein
ebenso vollständiges wie großartiges
Bild der
Entwickelung
¶
mehr
griechischer
Plastik. Die ersten Anfänge der Prägung lassen sich chronologisch nicht feststellen. Ein sicheres Datum ist
die Zerstörung der Städte Siris (580) und Sybaris (510 v. Chr.); die Münzen dieser italischen und andrer benachbarter Städte
aus derselben Zeit sind bereits sehr zierlich. Das in Syrakus
[* 5] geprägte Zehndrachmenstück altertümlichen Stils (um 480)
ist von feiner Arbeit, während Münzen Alexanders I. von Makedonien (498-454) einen fast vollendeten, kraftvollen Stil zeigen.
Die schönsten Werke des großen, meist noch ein wenig altertümlichen Stils stammen aus der Zeit des Peloponnesischen Kriegs,
so: die vorzüglichen Silberstücke von Änos und Thasos in Thrakien, Akanthos in Makedonien und der sizilischen
Städte Syrakus, Naxos u. a. Um 400 erreicht in Sizilien
[* 6] die Kunst ihren Höhepunkt in den Meisterwerken der Stempelschneider
Kimon und Euänetos (Gold
[* 7] und Silber; Kupfer
[* 8] in jener Zeit selten). Auch die herrlichen Silbermünzen
von Elis gehören in diese
Zeit; wenige Jahrzehnte jünger sind die berühmten Silbermünzen
von Amphipolis in Makedonien, die der
Opuntier, Arkadier, von Pheneos und Stymphalos, letztere drei aus Epameinondas' Zeit.
Philipps II. (360-336) Münzen sind oft noch schön, die Alexanders d. Gr. aber meist von mittelmäßiger Handwerksarbeit. Auf
den Münzen der Diadochen finden sich schöne Köpfe, besonders gut sind die des letzten makedonischen Königs, Perseus,
[* 9] und einige
der baktrischen und pontischen Könige. Mit Augustus hören die Autonommünzen allmählich auf, künstlerische Erzeugnisse der
Prägekunst werden seltener. Erwähnenswert sind die schönen Köpfe des Antinoos
[* 10] auf griechischen
Kupfermünzen
aus Hadrians
Zeit.
Die spätesten griechischen
Münzen sind die erst unter Konstantin d. Gr. aufhörenden der bosporanischen Könige sowie die
in Alexandria geprägten Kaisermünzen, die unter Diokletian enden. Die gangbarsten Münzen des Altertums
waren die Goldstateren Philipps II. von Makedonien, die der persischen Könige (Dariken), das athenische Vierdrachmenstück
(= 3 Mk.), das korinthische Zweidrachmenstück u. a. S. Tafel »Münzen des Altertums«.
Vgl. Eckhel, Anfangsgründe zur alten Numismatik (Wien [* 11] 1774);
Werlhof, Handbuch der griech. Numismatik (Hannov. 1850);
Pinder, Die antiken Münzen (»Museum« 1851, Berl.);
Friedländer u. Sallet, Das königliche Münzkabinett (»Museum« 1873, mit 9 Tafeln, das.), und besonders die Kataloge des Britischen Museums.