Gretna
-Green
(spr. grettna-grihn, Graithney), Dorf in der schott.
Grafschaft
Dumfries, östlich von
Annan, dicht an der englischen
Grenze, einstmals berühmt als Zufluchtsort solcher, welche
ohne Zustimmung ihrer Eltern oder Vormünder eine
Ehe eingehen wollten. Dies beruhte auf dem Umstand,
daß in
Schottland noch das alte
kanonische Recht gilt, nach welchem jede Eheerklärung zweier
Personen vor einem
Priester, Friedensrichter,
Notar etc. als eine vollzogene
Ehe angesehen wird, die zwar dem
Gesetz nach schwerer
Gefängnisstrafe unterliegen, aber dessenungeachtet
nicht mehr getrennt werden kann. Seit
Georg II. (gest. 1760) dieses
Gesetz für
England aufgehoben hatte,
wandten sich viele, die in
England Hindernisse für ihre eheliche
Verbindung fanden, nach
Schottland und zwar zumeist nach Gretna
-Green
als
dem nächsten
Ort, wo vor dem dortigen Friedensrichter, der übrigens nicht, wie gewöhnlich angenommen wird, ein
Hufschmied
war (daher die gewöhnliche
Sage vom
»Schmied von Gretna
-Green«
),
oder auch vor dem des benachbarten Dorfs Springfield die Ehen geschlossen wurden, da in England jede Ehe Gültigkeit hat, die im Ausland nach den dort bestehenden Gesetzen geschlossen worden ist. Man rechnete jährlich im Durchschnitt 65-70 solcher Heiraten, die an 1000 Guineen einbrachten. In den Trauregistern finden sich viele berühmte Namen, wie Graf Westmoreland, Lord Ellenborough, Sir Thomas Lethbridge, die Lords und spätern Kanzler von England, Eldon und Erskine, ¶
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der Prinz von Capua, Bruder Ferdinands II. von Neapel
[* 3] (mit Miß Penelope Smith), etc. Als 1848 in England auf alle heimlichen Verehelichungen
die Strafe der Verbannung gesetzt wurde, minderten sich die Trauungen zu Gretna
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allerdings, hörten jedoch keineswegs auf. Seit 1857 müssen
Braut und Bräutigam, die in Schottland getraut sein wollen, wenigstens drei Wochen vor der Trauung daselbst
gewohnt haben.