Grenoble
[* 2] (spr. grönóbl), Hauptstadt des franz.
Departements
Isère, ehemals der
Provinz
Dauphiné, im breiten, prachtvollen
Thal
[* 3] der
Isère, oberhalb der Dracmündung,
Knotenpunkt der
Eisenbahnen
Lyon-Grenoble,
Valence-Chambéry und Grenoble
-Veynes,
von schneebedeckten Alpenzügen umgeben, ist
Festung
[* 4] ersten
Ranges mit
Enceinte und detachierten
Forts, welche das
Isère- und
Dracthal sperren. Sie zerfällt in zwei ungleiche Hälften, deren größere am linken Flußufer liegt, und die durch drei
Brücken
[* 5] miteinander verbunden sind.
Unmittelbar über der Stadt erheben sich die beiden Forts Rabot und La Bastille, welche eine herrliche Aussicht gewähren. An Stelle der alten Enceinte, welche seit 1880 weiter hinausgeschoben worden ist, entsteht ein neuer Stadtteil; auch die enge, schlecht gebaute alte Stadt wird vielfach verschönert. Unter den Gebäuden sind hervorzuheben: die Kirche St.-André (um 1220 gegründet, mit dem Grabmal Bayards), die Kirche Notre Dame mit prachtvollem Sakramentshäuschen aus dem 15. Jahrh., die Kirche St.-Laurent mit merkwürdiger Krypte, der schöne gotische Justizpalast, die Präfektur, das Stadthaus, das Bibliotheks- und Museumsgebäude, das Theater, [* 6] das Spital für Geisteskranke etc. Auch die Kais an der Isère und die schönen Spaziergänge sind erwähnenswert.
Die Zahl der Einwohner beträgt (1881) 48,485. In industrieller Hinsicht spielt die erste Rolle die Handschuhfabrikation, die in 115 Etablissements 2000 Arbeiter und 20,000 Näherinnen in der Stadt und Umgegend beschäftigt und jährlich ca. 6 Mill. Paar Handschuhe im Wert von 17 Mill. Frank liefert. Außerdem bestehen zahlreiche Fabriken für Likör, Hanfprodukte, Strohhüte, Gips, [* 7] Zement und Eisenwaren. Auch der Handel mit Getreide, [* 8] Holz, [* 9] Likör (»Chartreuse«),
Käse
(Sassenage und St.-Marcellin)
und
Wein ist bedeutend. Die Stadt hat drei
Fakultäten (der
Rechte, der
Wissenschaften und der Litteratur) mit 275 Studierenden,
ein bischöfliches theologisches und ein kleines
Seminar, eine
Artillerieschule, eine medizinische Vorbereitungsschule,
ein
Lyceum, eine
Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalt, eine
Gewerbeschule, eine
Forstschule und einen botanischen
Garten.
[* 10] Außerdem
besitzt sie eine
Bibliothek (170,000
Bände und 7500 zum Teil kostbare
Manuskripte) und
Museen für Gemälde und
Skulpturen,
Münzen,
[* 11] Altertümer,
Naturalien. Grenoble
ist Sitz eines
Bischofs und eines
Präfekten, eines Appellhofs und
Gerichtshofs
erster
Instanz, eines Handelsgerichts, einer Bankfiliale, einer
Handels- und einer
Gewerbekammer. In der
Nähe das
Kloster La
Chartreuse (s. d.). Die Umgegend von Grenoble
, besonders das von der
Isère durchflossene
Thal oberhalb Grenoble
, heißt
Graisivaudan (s. d.). - Der älteste
Name von Grenoble
ist Cularo; seit dem 4. Jahrh.,
wo Grenoble
bereits Bischofsitz war, hieß es
Gratianopolis, nach dem
Kaiser
Gratianus, der Cularo 379 wieder
aufbauen ließ, welches die
Römer
[* 12] niedergebrannt hatten. Die Stadt gehörte im
Mittelalter zu
Burgund, dann seit 1032 mit
Burgund
zum römischen
Reich deutscher
¶
mehr
Nation und wurde die Hauptstadt der Dauphiné, welche 1349 an Frankreich fiel. Die Befestigungen von Grenoble
wurden von Chevalier de
Ville angelegt und durch Vauban vermehrt. Im März 1815 war Grenoble
die erste Stadt, welche dem von Elba zurückkehrenden Napoleon
I. die Thore öffnete, mußte aber nach dreitägiger Belagerung sich den Österreichern ergeben.
1825-39 wurde die Stadt in eine Festung ersten Ranges umgewandelt.
Vgl. Pitot, Histoire de Grenoble
(Grenoble
1829);
Derselbe, Histoire
municipale de Grenoble
(das. 1843-46, 2 Bde.).