Greeley
(spr. grihlĭ), Horace, amerikan. Journalist, geb. zu Amherst im Staat New Hampshire, ward infolge der dürftigen Verhältnisse seiner Eltern bei harter körperlicher Arbeit und ohne regelmäßige Schulbildung erzogen und mit dem 15. Jahr Lehrling in der Druckerei des zu East Poultney in Vermont erscheinenden »Northern Spectator«. Nachdem er durch unermüdlichen Fleiß seine Bildung vervollständigt, ging er 1831 nach New York, wo er eine Druckerei gründete und nacheinander mehrere Zeitungen herausgab, seit 1841 ein größeres politisches Blatt: [* 3] »The New York Tribune«.
Unter diesem
Titel besteht die
Zeitung noch, 31 Jahre von Greeley
redigiert, und ist eins der verbreitetsten
Blätter der
Welt, von
außerordentlichem Einfluß namentlich bei der Landbevölkerung
Nordamerikas. 1848 ward in das Repräsentantenhaus gewählt,
dem er aber nur drei
Monate angehörte; 1852 war er einer der
Preisrichter auf der
Londoner
Weltausstellung, bereiste
England,
Frankreich und
Italien
[* 4] und schrieb über diese
Reise eine
Schrift: »Glances at Europe«.
Nach der Auflösung der Whigpartei war er 1855 ein thätiger Mitbegründer der republikanischen Partei. Auch schrieb er während des Bürgerkriegs zur Verteidigung der Nordstaaten eine vortreffliche Schrift: »The American conflict« (Hartford 1864-67, 2 Bde.). Indessen waren seine politischen Anschauungen unberechenbar und oft miteinander in Widerspruch. Er war für Abschaffung der Sklaverei, aber für unbedingte Amnestie nach dem Krieg, daneben entschiedener Schutzzöllner.
Eine Ernennung zum
Gesandten in
Wien
[* 5] 1867 lehnte er ab, da er sich von der Redaktion der
»New
York
Tribune«
nicht zu trennen vermochte. Er wurde von der
Konvention der liberal-republikanischen
Partei zu
Cincinnati als Gegenkandidat
Grants für die Präsidentenwahl aufgestellt, allerdings erst im sechsten Wahlgang, und nahm die Kandidatur 22. Mai an.
Indes sein Parteistandpunkt war nicht klar genug, seine politische Bedeutung zu gering, so daß er wenig
Aussichten hatte, und obwohl die demokratische
Partei 9. Juli sich für ihn erklärte, unterlag er bei der Wahlmännerwahl
mit 77 gegen 289
Stimmen.
Noch ehe die eigentliche Präsidentenwahl stattfand, starb Greeley
plötzlich 29. Nov. Von
seinen
Schriften sind noch zu erwähnen: »History of the struggle for slavery-extension«
(New York 1856);
»Overland journey to San Francisco« (1860);
»Essays on science of political economy, policy of protection« (Boston [* 6] 1870, neue Ausg. 1877) und seine Selbstbiographie: »Recollections of a busy life« (New York 1868, neue Ausg. 1872).
Sein Leben beschrieben Parton (neue Ausg., Boston 1882), Cornell (das. 1882) und P. Ingersoll (New York 1873).