Graphit
(v. griech. graphein, schreiben; Aschblei, Potelot, Pottlot, Ofenfarbe, Reißblei, fälschlich Wasserblei, Molybdän, Plumbago), Mineral aus der Ordnung der Metalloide, kristallisiert hexagonal in dünnen Tafeln oder kurzen Säulen, [* 2] findet sich aber meist derb in blätterigen, strahligen, ¶
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schuppigen bis dichten Aggregaten, auch eingesprengt und als Gemengteil mancher Gesteine,
[* 4] ist eisenschwarz
, metallglänzend,
völlig undurchsichtig, in dünnen Blättchen biegsam, fühlt sich fettig an, färbt stark ab und gibt auf Papier einen grauen
Strich. Der hat 1,9-2,3 spez. Gew.,
0,5-1 Härte, leitet Elektrizität
[* 5] sehr gut, Wärme
[* 6] besser als Diamant,
[* 7] ist unlöslich in allen gewöhnlichen
Lösungsmitteln, unschmelzbar, nicht flüchtig. Er besteht, wie der Diamant, nur aus Kohlenstoff, ist aber meist mit anorganischen
Stoffen verunreinigt und hinterläßt beim Verbrennen 0,3-30 Proz.
Asche, welche aus Kieselsäure, Thonerde, Kalk, Magnesia, Mangan-, Eisenoxyd etc. besteht. Er verbrennt schwerer als Diamant, läßt
sich aber durch chromsaures Kali und Schwefelsäure
[* 8] vollständig oxydieren und gibt mit chlorsaurem Kali
und Salpetersäure Graphit
säure. Graphit findet sich in Meteoreisen, Felsitporphyr, Glimmerschiefer, Gneis, Granit, im körnigen Kalke,
Kalkglimmerschiefer und Thonschiefer in Lagern, Nestern, Putzen und Stockwerken. In Gneis, Granit und Glimmerschiefer vertritt er den
Glimmer bisweilen vollständig.
Wichtigere Fundorte sind: Ostsibirien, Ceylon,
[* 9] Sturbridge in Massachusetts, Connecticut, Vermont, Kalifornien,
New Brunswick, Kanada, Grönland, Neuseeland, Böhmen,
[* 10] Mähren, Bayern,
[* 11] Schlesien,
[* 12] Cumberland, Spanien,
[* 13] Pargas in Finnland. Die Geschichte
des Graphits
beginnt mit der Eröffnung der Grube zu Borrowdale bei Keswick in Cumberland. Der Graphit
findet sich hier im Übergangsthonschiefer
in dichten Massen und bildete das erste und lange Zeit vorzüglichste Material für die Bleistiftfabrikation.
Gegenwärtig ist das Lager
[* 14] so gut wie erschöpft. Seit 1827 kam Ceylongraphit
in den Handel, und 1847 wurde der Graphit
im Felsengebirge
Batougol, 400 Werst westlich von Irkutsk, von Alibert entdeckt. Er findet sich hier in sehr bedeutender Menge und von vorzüglicher
Beschaffenheit zwischen Granit- und Syenitgestein und wird in großer Menge gewonnen. In Europa
[* 15] liefern Böhmen, Mähren und die
Gegend von Passau
[* 16] den meisten Graphit.
Man reinigt den natürlichen Graphit durch Schmelzen mit Kalihydrat, Auslaugen und Digerieren mit
Salzsäure oder durch Erhitzen mit chlorsaurem Kali und Schwefelsäure, zuletzt unter Zusatz von Fluornatrium,
Auswaschen, Trocknen und Glühen, wobei er stark aufschwillt. Graphit
entsteht beim Ausbringen des Eisens, Kohlenstoff löst sich im
geschmolzenen Eisen
[* 17] und scheidet sich beim Erstarren desselben teilweise als Graphit
wieder ab (vgl.
Garschaum und Eisen.). So findet er sich im grauen Roheisen und bleibt beim Lösen desselben in Salzsäure
zurück. Graphit
entsteht ferner bei Zersetzung gewisser Cyanverbindungen.
Dergleichen finden sich in der Rohlauge bei der Bereitung von Ätznatron, und wenn man diese verdampft und bei sehr hoher
Temperatur mit Salpeter behandelt, so scheidet sich der Kohlenstoff des Cyans als ab. In dieser Weise kann viel Graphit
gewonnen werden.
Graphit
dient vorzüglich zu Bleistiften und wegen seiner Unschmelzbarkeit zu Schmelztiegeln, Muffeln, Windröhren, Sandbadschalen,
feuerfesten Ziegeln, Ofenplatten etc., ferner, da er die Elektrizität gut leitet, zum Überziehen der Formen in der Galvanoplastik.
[* 18]
Fein gerieben, dient der Graphit
, besonders die geringern Sorten desselben und die Abfälle, zum Putzen und Polieren von
Kupfergeschirren und andern Metallen;
als eine dauerhafte Anstrichfarbe mit Öl auf Holz
[* 19] und Stein, mit Wasser auf Thonwaren,
[* 20] um
diesen das Ansehen des Gußeisens zu geben, wobei der aufgetrocknete Graphit
mit einem wollenen Tuch eingerieben und
geglänzt wird;
zum Bronzieren von Gipswaren durch Einreiben des feinen Graphit
pulvers, auf Gußeisen (besonders auf Öfen),
[* 21] um dies vor Rost zu schützen und ihm eine glänzende Oberfläche zu geben;
endlich als Schmiermittel (trocken und mit Fett) und als Zementierpulver beim Adoucieren von Gußeisen.
Vgl. Weger, Der Graphit
(Berl. 1872).