Granvella
(spr. -wellja), Antoine Perrenot, Herr von, langjähriger Minister Karls V. und Philipps II., geb. als Sohn des Nicolas Perrenot, der, aus einer burgund. Bürgerfamilie stammend, im Dienste Karls V. emporgekommen und als Herr von Granvella seit 1530 bis an seinen Tod der einflußreichste Minister des Kaisers gewesen war. Granvella, der nach theol. Studien in Paris, Padua und Lüttich mit 23 Jahren Bischof von Arras wurde, war auf den Reichstagen der vierziger Jahre bereits die rechte Hand seines Vaters.
Auch trat er schon in selbständigen Missionen hervor, so als Gesandter in Trient und besonders während des Schmalkaldischen Krieges. Ihm waren die Verhandlungen mit dem Kurfürsten von Sachsen und dem Landgrafen von Hessen nach der Schlacht bei Mühlberg (Mai bis Juni 1547) übertragen, und seiner Geschicklichkeit verdankte Karl die Ergebung des Landgrafen. Nach dem Tode seines Vaters trat Granvella ganz in dessen Stellung ein. Er teilte die Katastrophe des Kaisers in Innsbruck (1552) und vermittelte nach schweren Niederlagen wieder den Aufschwung der kaiserl. Politik in der Verbindung mit der kath. Maria von England.
Unter der Regentschaft Margaretas von Parma stieg in den Niederlanden zu neuen Würden: 1560 ward er Erzbischof von Mecheln und damit Primas der niederländ. Bischöfe, 1561 Kardinal. Aber aller Haß der Bewohner gegen die Spanier richtete sich zunächst gegen Granvella, der die universalen Tendenzen der absoluten Monarchie unter Nichtachtung der nationalen Bewegung nährte. Granvella ward das erste Opfer der Empörung; Margarete verleugnete ihn, und so zog er sich im Frühjahr 1564 nach Besançon zurück. 1565 nahm er an dem Konklave teil, das Pius V. zum Papst wählte, fünf Jahre darauf brachte er unter demselben die Liga gegen die Türken zustande.
Hierauf verwaltete er als Vicekönig Neapel und kam schließlich nach dem Sturz des Antonio Perez (s. d.) als führender Minister in die nächste Umgebung Philipps II., der ihn bis 1584 in dieser Stellung erhielt. Wesentlich auf Granvella ist die Interventionspolitik Philipps in Frankreich zu Gunsten der Guisen und der Ligue zurückzuführen, auch der Krieg gegen Portugal (1580). 1584 wurde Granvella zum Erzbischof von Besançon erhoben. Er starb in Madrid. Zeugnisse seiner Arbeitskraft sind die in Besançon aufbewahrten Aktenschätze. Ein Auszug daraus: Papiers d'état du Cardinal in der «Collection des documents inédits sur l'historie de France», hg. von Weiß (9 Bde., Par. 1841-61);
Fortsetzung hg. von Poullet und Piot, Correspondance du cardinal Granvella 1565-86 (Bd. 1-8, Brüss. 1878-90).