Titel
Grant
(spr. grännt), 1) Sir Francis, schott. Maler, geb. 1804 zu Kilgraston in Schottland als Sohn eines Edelmanns, war mehrere Dezennien lang der Porträtmaler der vornehmen Welt in England, deren Haltung und Kleidung er mit höchster Anmut und Eleganz, aber in etwas matter Farbe darstellte. 1866 wurde er Präsident der Akademie der Künste und bekleidete dieses Amt bis zu seinem Tod, Mit großer Naturwahrheit wußte er in seinen Jagdstücken nicht allein die menschlichen Figuren, die Pferde [* 2] und Hunde [* 3] wiederzugeben, sondern auch die nebelige Luft Englands. Unter seinen Hauptporträten namhafter Persönlichkeiten erwähnen wir das Reiterporträt der Königin Viktoria (1841), das des Feldmarschalls Lord Clyde (1861), des Grafen von Elgin (1862), Disraelis (1863), des Herzogs von Cambridge (1868) und das Porträt Palmerstons (1874).
2) Sir James Hope, engl. General, geb. zu Kilgraston in Perthshire, trat 1826 als Kornett in die Armee ein, focht 1840-42 in China [* 4] und kam darauf nach Indien, wo er sich in den Kriegen von 1846 bis 1849 und während des Aufstandes 1856-1858 vielfach auszeichnete. In letzterm trug er zu Nawalgandsch bei Lakhnau einen glänzenden Sieg davon. Ende Juli brachte er hierauf Faizabad in seine Gewalt, überschritt im November mit Lord Clydes Vorhut die Gogra und jagte die Reste der Aufständischen über die Grenze von Nepal.
Infolgedessen ward er zum
Generalmajor ernannt und erwarb sich den
Ruf eines der tüchtigsten
Offiziere
der indischen
Armee.
Daher wurde er, als die
Engländer zur
Genugthuung für die Vorgänge im
Peiho einen abermaligen Zug
gegen
China
beschlossen, zum Befehlshaber der Landungstruppen ernannt. Er nahm die Tangku-Forts, besetzte sodann
Tiëntsin,
schlug im
September in der Zeit von vier
Tagen die
Chinesen zweimal und zog 13. Okt. als
Sieger in
Peking
[* 5] ein.
Für den glänzenden Verlauf dieses
Kriegs, in dem Grants
ehrliche, selbstlose
Haltung von der seiner französischen Waffengenossen
auffällig abstach, empfing
er den Dank des
Parlaments. Im J. 1861 ward er zum Oberbefehlshaber in
Madras
[* 6] ernannt, kehrte indes 1865 nach
England zurück und war 1865-70
Generalquartiermeister der britischen
Armee, demnächst
Kommandeur
des
Lagers in
Aldershot. Seit 1871
Divisionär, starb er Aus seinen Tagebüchern gab Knollys »Incidents
of the
Sepoy war« (1873) heraus.
3)
Ulysses
Sidney,
Präsident der
Vereinigten Staaten
[* 7] von
Nordamerika,
[* 8] geb. zu
Point Pleasant im
Staat
Ohio von Eltern schottischer Abkunft, trat 1839 in die
Militärakademie zu
West Point ein, ward 1843
Leutnant in dem 4. Infanterieregiment
und nahm in demselben mit Auszeichnung am mexikanischen
Krieg teil, so daß er zum
Kapitän befördert wurde.
Des Soldatenlebens im
Frieden überdrüssig, schied Grant
als
Kapitän 1854 aus dem regulären
Heer und bebaute eine kleine
Farm in
der
Nähe von St.
Louis. 1859 begründete er in
Gemeinschaft mit seinem
Vater in
Galena im
Staat
Illinois eine Lederhandlung. Er
wendete derselben sofort den
Rücken, als
Abraham
Lincoln die erste
Proklamation erließ durch
die 75,000 Mann unter die
Waffen
[* 9] gerufen wurden. Grant
ward
Adjutant des
Gouverneurs von
Illinois, und es gelang ihm in kurzer Zeit,
das
Kontingent nicht nur zusammenzubringen, sondern auch für den aktiven
Dienst fertigzustellen.
Zum Obersten des 21. Freiwilligenregiments von Illinois ernannt, rückte er mit demselben nach dem südlichen Missouri und besetzte dann, inzwischen zum Brigadegeneral befördert, das strategisch äußerst wichtige Cairo im südlichen Illinois. Die Vorteile dieser Position rasch erkennend, überschritt er zunächst den Ohio und vereitelte durch Besitznahme von Paducah und Smithland im September 1861 nicht nur die Absicht der Sezessionisten, den Mississippi und Ohio zu blockieren, sondern gewann zugleich die Herrschaft über den Tennessee- und Cumberlandfluß. Darauf trieb er die Konföderierten durch das Gefecht bei Belmont (7. Nov.) aus dem Südosten von Missouri zurück. Im Februar 1862 nahm er durch einen kühnen Handstreich die Forts Henry und Donelson, wodurch er einen großen Teil des Mississippithals den Sezessionisten entriß, und wurde dafür zum Generalmajor ¶
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ernannt. Zwar ward er bei Pittsburg Landing von Beauregard überfallen, aber er stellte durch die siegreichen Gefechte
gegen Bragg bei Juka Corinth und am Hatchiefluß (4. und 5. Okt.) seinen Feldherrnruhm wieder her und begann Anfang
Februar 1863 die Belagerung von Vicksburg, welches er 3. Juli nach siegreicher Abwehr aller Entsatzversuche
zur Kapitulation zwang. Der Fall von Vicksburg zog die Übergabe von Port Hudson, Yazoo City und Little Rock in Arkansas nach sich;
der Zweck der hier geführten Kämpfe war also vollständig erreicht, die Schiffahrt auf dem Mississippi freigemacht, die Trennung
der südlichen Konföderation in zwei Teile erreicht worden. Lincoln ernannte Grant
zum Generalmajor in dem
regulären Heer und zum Oberbefehlshaber aller am Mississippi, Ohio, Tennessee und Cumberland stehenden Bundestruppen. Durch die
Kämpfe bei Chattanooga im November 1863 und die Besetzung von Knoxville im Dezember kam der ganze Staat Tennessee in den Besitz
der Union. Durch die unerschütterliche Ruhe und Konsequenz, mit der er in festem Vertrauen auf den Erfolg
seine Ziele verfolgte, hatte er den Sieg der Union im Westen entschieden. Überall wurde nunmehr Grants
Leistungen die vollste
Anerkennung zu teil. Anfang 1864 wurde er zum Generalleutnant und Oberbefehlshaber aller Unionsheere ernannt. Nach
der unentschiedenen Schlacht bei Chancellorsville (im Mai) und nach den blutigen Kämpfen bei Wilderneß, Spottsylvania Court
House, Cold Harbor, Petersburg,
[* 11] Richmond, Boydton und Plankroad gelang es Grant
endlich im Herbst 1864, Lees Defensivstellung zu
durchbrechen, den Jamesfluß zu überschreiten und sich auf dem rechten Ufer zu behaupten. Nachdem er im
Winter sein Heer reorganisiert, durch Rekruten ergänzt und diese ausgebildet hatte, schnitt er durch einen schnellen Marsch
auf Burkesville im März 1865 Lee den Rückzug nach Nordcarolina ab, eroberte 3. April Richmond und zwang am 12. Lee mit dem Rest
seiner Armee zur Kapitulation.
Durch diesen Sieg stieg Grant
aus den Gipfelpunkt der Popularität. Er blieb Obergeneral sämtlicher amerikanischen
Truppen und wurde in dieser höchsten militärischen Würde vom Kongreß bestätigt. Im übrigen aber bewährte er
eine bescheidene und kluge Zurückhaltung, aus der er nur in besondern Fällen heraustrat, um seine Anhänglichkeit an die
herrschende republikanische Partei und seinen Gehorsam gegen die Bundesbehörden zu bethätigen. Er übernahm
im August 1867 provisorisch das Amt eines Kriegsministers unter Johnson und bekleidete es bis zum Frühjahr 1868, obwohl er in
dem Streit zwischen dem Präsidenten und dem Kongreß auf der Seite des letztern stand und Johnson in einem Schreiben auf die
Grenzen
[* 12] seiner Gewalt und auf die Pflicht des Gehorsams gegen den Volkswillen aufmerksam machte.
Deswegen stellte ihn die im Mai 1868 zu Chicago versammelte Nationalkonvention der republikanischen Partei als ihren Kandidaten
für die im Dezember bevorstehende Präsidentenwahl auf, in der Grant
mit 206 Wahlmännerstimmen gegen 88 über seinen Gegner
Seymour siegte. Sein Amt trat er mit der Erklärung an, daß er niemals seine Ansichten gegen den
Willen des Volkes durchsetzen wolle. Sein Ministerium bildete er aus meist unbedeutenden Anhängern seiner Partei.
In der auswärtigen Politik zeigte er große Begehrlichkeit nach Annexionen und Erweiterung der Macht der Union in Zentralamerika. [* 13] Er wollte die Landenge von Panama [* 14] durchstechen (Vertrag mit Kolumbien [* 15] Februar 1869) und San Domingo annektieren, mußte aber auf letzteres Lieblingsprojekt sowie auf den Ankauf der dänischen Antillen angesichts der entschiedenen Opposition im Kongreß, namentlich von seiten der Senatoren Sumner und Schurz, verzichten. Dem Aufstand in Cuba gegenüber verhielt er sich infolgedessen vorsichtiger.
Mit England schloß er den Vertrag von Washington,
[* 16] der die Alabamafrage zu gunsten Amerikas entschied und die Höhe der
Entschädigungssumme zu bestimmen einem Schiedsgericht überließ, das 1872 in Genf
[* 17] zusammentrat und dieselbe 14. Sept. auf 15 Mill.
Doll. festsetzte. Auch in dem Streit mit England über die San Juan-Frage erlangte Grant
von dem zum Schiedsrichter
erwählten deutschen Kaiser einen der Union günstigen Spruch. Die Freundschaft mit Rußland pflegte er eifrigst.
Schwieriger war die Ordnung der innern Verhältnisse, welche der Verfassungsstreit zwischen dem Kongreß und Johnson bislang
verzögert hatte. Hier war Grants
unselbständige Haltung, namentlich seine Nachgiebigkeit gegen die alte
republikanische Partei, welche im Kongreß die entschiedene Mehrheit hatte und in schamloser Weise zum persönlichen Vorteil
ihrer Mitglieder mißbrauchte, verhängnisvoll. In allen Ämtern saßen Verwandte oder Kreaturen der Parteihäupter, mehrere
Senatoren hatten sich ihre Stellen nur durch Korruption verschafft;
die Beamten und Mitglieder des Kongresses ließen sich für Eisenbahnanlagen, Staatskäufe u. dgl. bezahlen;
Untersuchungen wurden wohl angestellt, blieben aber erfolglos. Grant
selbst verhielt sich allen Beschwerden gegenüber
indifferent;
ja, er trat ihnen sogar durch Beibehaltung oder Anstellung korrumpierter Beamten offen entgegen.
Die Unzufriedenheit der südstaatlichen weißen Bevölkerung [* 18] über die Negeremanzipation wurde noch gesteigert durch die habgierigen, gewissenlosen Abenteurer aus dem Norden, [* 19] welche in den rekonstruierten Staaten unter dem Schutz der Regierung und der Kongreßmajorität die höchsten Stellen an sich rissen und zu ihrer Bereicherung schamlos ausbeuteten. Widerstand wurde durch Waffengewalt unterdrückt, die Verschwörung des Kuklux (s. d.) streng verfolgt.
Selbst offenbare Gesetzwidrigkeiten der Gouverneure und Legislaturen wurden von der Bundesregierung in Schutz
genommen. Die ehrenwerte Minderheit der Partei unter Sumner und Schurz versuchte eine Besserung durch Gründung einer Reformpartei,
der liberal-republikanischen, welche im Verein mit der alten demokratischen bei der neuen Präsidentenwahl 1872 gegen Grants
Wiederwahl sich erklärte. Aber die unglückselige Nomination Greeleys (s. d.) zum Gegenkandidaten auf
der Konvention von Cincinnati verschaffte Grant
4. Nov. bei der Wahlmännerwahl einen noch entscheidendern Sieg als 1868:
er erhielt 289 gegen 77 Stimmen, und nach Greeleys plötzlichem Tod (29. Nov.) wählten ihn 6. Dez. sogar 300 Stimmen. In der Botschaft
vom 4. Dez. versprach auch eine Reform des Staatsdienstes, welche der Korruption ein Ende machen sollte; aber
sehr bald erlahmte sein guter Wille, als der Kongreß Schwierigkeiten machte, und er ließ die Sache fallen. Nur gegen den Plan,
die Einlösbarkeit der Bonds in Papiergeld zu dekretieren und damit einen betrügerischen Bankrott herbeizuführen, legte
er sein Veto ein. Die allgemeine Entrüstung über das System der Korruption unter Grant
, das man Grantismus nannte, wuchs endlich
so, daß er 1876 mehrere hochgestellte Beamte, deren Betrügereien und Bestechungen allzu
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mehr
schamlos waren, entlassen mußte und seine Partei ihn 1876 nicht wieder als Kandidaten aufstellen konnte. Nachdem er sein
Amt niedergelegt hatte, trat er eine längere Reise nach der Alten Welt an, von der er erst Ende 1879 zurückkehrte. Er ward
von seiner Partei mit großem Enthusiasmus (Grant
-Boom) empfangen und 1880 wieder als Präsidentschaftskandidat
aufgestellt, erhielt aber auf der Konvention in Chicago nicht die Majorität der republikanischen Stimmen. Er widmete sich nun
der Ausbeutung Mexikos durch amerikanische Intelligenz und Geldkraft.
Auch ließ er sich in Gemeinschaft mit Bankhäusern in Spekulationen ein, durch die er 1884 sein ganzes Vermögen verlor, weswegen ihm der Kongreß eine Pension bewilligte. Grant starb in Mount Mac Gregor bei Saratoga. Nach seinem Tod erschienen seine »Personal memoirs« (New York 1885; deutsch, Leipz. 1886, 2 Bde.).
Vgl. die Biographien von Headley (neue Ausg., New York 1885) und Larke (das. 1879);
Badeau, Military history of U. S. Grant (neue Ausg., das. 1885, 3 Bde.).
4) James, engl. Schriftsteller, geb. zu Edinburg [* 21] als der Sohn eines englischen Offiziers, kam schon mit zehn Jahren nach Neufundland, wo seine Erziehung in der Kaserne verlief, kehrte 1839 nach England zurück und trat als Fähnrich in das Heer, das er aber schon nach wenigen Jahren verließ, um sich ganz der Schriftstellerei zu widmen. Seinen Geschmack an militärischen Dingen sehr stark beibehaltend, färbte er damit die meisten seiner äußerst zahlreichen Schriften, meistens Romane, die bei jüngern Leuten große Beliebtheit erlangten.
Dies war der Fall gleich mit seinem ersten Buch: »The romance of war, or Highlanders in Spain« (1846),
welchem eine Fortsetzung: »Highlanders in Belgium« (1847),
folgte. Aus der langen Reihe der andern seien erwähnt: »Adventures of an aide-de-camp« (1848);
»The yellow frigate« (1855);
»Lucy Arden« (1859);
»The secret despatch« (1869);
»Six years ago« (1877);
»The Cameronians« (1881) etc. Mit schottischer Altertumskunde beschäftigte er sich in mehreren Werken: »Memorials of Edinburgh Castle« (2. Aufl. 1862),
»Old and new Edinburgh« (1881) u. a.;
volkstümliche Behandlung der Kriegsgeschichte findet sich in: »British battles on land and sea« (1873-84, 4 Bde.) und »British heroes in foreign Wars« (1873).
Viele seiner Werke sind ins Deutsche [* 22] übersetzt; manche hat er mit eignen Handzeichnungen geschmückt. 1875 trat in London [* 23] zur katholischen Kirche über.
5) James Augustus, engl. Offizier und Reisender, geb. 1827 zu Nairn in Schottland, machte als Offizier der Ostindischen Kompanie den Feldzug gegen die Sipoys mit, focht mit Auszeichnung bei Gudscharat und wurde bei Lakhnau verwundet. Er ist namentlich bekannt geworden durch die mit Speke (s. d.) 1860 von Sansibar [* 24] aus unternommene Erforschungsreise zur Entdeckung der Nilquellen, worüber er das Werk »A Walk across Africa« (Lond. 1864) sowie »Summary of the Speke and Grant expedition« (letzteres im Journal der Londoner Geographischen Gesellschaft 1872) u. a. veröffentlichte. Im abessinischen Feldzug 1867-68 zeichnete er sich im Stab [* 25] des Lords Napier aus.
6) Charles, engl. Dichter und Schriftsteller, ein Vermittler zwischen deutschem und englischem Schrifttum, geb. zu Hackney bei London, brachte beinahe sein ganzes Mannesalter im Ausland zu und lebt gegenwärtig in Florenz. [* 26] In Jena [* 27] hielt er 1864-65 eine Reihe von Vorträgen über englische Litteratur, die dann überarbeitet unter dem Titel: »The last hundred years of English literature« (1866) auch im Druck erschienen. Die deutsche Heldensage gab ihm den Stoff zu zwei Dramen: »The charm and the curse« (»Burnhilda's bridal« und »Atli's death«, 1873). Reizende Gedichte sammelte er in den »Studies in verse«, in welchen man die verschiedensten Töne angeschlagen findet. In der »Contemporary Review« berichtete er über deutsche Litteratur, während er wertvolle Aufsätze zur englischen Litteraturgeschichte in den »Preußischen Jahrbüchern« veröffentlichte.