Gran
[* 2] (Granum), 1) altes Apothekergewicht, = 0,06 g;
20 Gran
= 1
Skrupel, 60 Gran
= 1
Drachme;
480 Gran
= 1
Unze;
2) früheres Goldgewicht in Österreich, [* 3] = 1/60 Dukaten = 1 As;
Gran
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Gran
[* 2] (Granum), 1) altes Apothekergewicht, = 0,06 g;
20 Gran
= 1
Skrupel, 60 Gran
= 1
Drachme;
480 Gran
= 1
Unze;
2) früheres Goldgewicht in Österreich, [* 3] = 1/60 Dukaten = 1 As;
Gran
(ungar. Garam),
Fluß in
Ungarn,
[* 5] entspringt am Südabhang der Kralowa-Hola in mehreren Quellflüssen, fließt in
westlicher
Richtung am Südfuß des
Liptauer
Gebirges hin durch ein steiles Engthal, wendet sich dann über
Neusohl nach S., nimmt bei
Altsohl die
Szlatina auf, tritt bei
Léva in die
Ebene, die er oft überschwemmt, und mündet (gegenüber
von Gran
) in die
Donau.
Die
Länge der Gran
, die ein starkes
Gefälle hat und nur mit
Flößen befahren wird,
beträgt 240 km.
Gran
[* 2] (ungar. Esztergom), ungar.
Komitat, liegt zu beiden Seiten der
Donau, wird von den
Komitaten
Komorn,
Bars,
Hont und
Pest begrenzt und umfaßt 1123 qkm (20,4 QM.) mit (1881)
71,665 Einw. (meist Katholiken und
Ungarn). Im N. ist es eben, im S. dagegen durch
Ausläufer des Vértesgebirges
(Pilis und Gerecs) hügelig und auch gebirgig. Der
Boden ist größtenteils mager,
Mais sowie
Obst und
Wein (besonders roter)
gedeihen in vorzüglicher
Güte und im Überfluß.
In den Gebirgswäldern gibt es viel
Wild. Von
Mineralien
[* 6] findet man
Marmor,
Töpferthon,
Kalk,
Zement und südlich von Gran
mächtige
Kohlenflöze
(Braunkohlen) von vorzüglicher
Qualität.
Gran
wird von der
Österreichisch-Ungarischen Staatsbahn durchschnitten.
Die königliche
Freistadt Gran
(lat. Strigonium), Sitz eines
Erzbischofs sowie des Erzdomkapitels, liegt am rechten Donauufer,
oberhalb der Einmündung der Gran. Unter den
Kirchen (8
Kirchen und 4
Kapellen) ist die
Domkirche auf dem 57 m hohen Festungsberg
hervorzuheben, die an Großartigkeit der
Peterskirche in
Rom
[* 7] nachstrebt. Sie wurde von 1821 bis 1856 nach
dem
Plan
Kühners im italienischen
Stil erbaut und ist in der Mitte von einer
Kuppel überwölbt (80 m
Höhe und
Durchmesser),
deren
Dach
[* 8] von 8-10 m hohen
Säulen
[* 9] getragen wird.
Die gegen die Donau gerichtete Vorderseite ziert ein auf 10 korinthischen Säulen und 26 Pilastern ruhendes schönes Frontispiz mit vorspringenden Türmen an der Eckseite und zahlreichen Statuen von Casagrande, Dellavedora etc. Das glänzend ausgestattete, auf 54 Säulen ruhende Innere enthält Freskomalereien der Kuppel, ein Hochaltarblatt vom Venezianer Grigoletti (Mariä Himmelfahrt, 13 m hoch, 6,5 m breit) und die Stephanskapelle mit den Marmormonumenten des Erzherzogs-Primas Karl Ambros d'Este und des heil. Stephan.
Merkwürdig sind auch die Gruft, die Schatzkammer und Orgel (von Moser). Die Umgebung bilden der erzbischöfliche Palast sowie die zahlreichen Gebäude des Domkapitels, das Seminar, die erzbischöfliche Bibliothek (35,000 Bände) mit wichtigem Archiv, sehenswertem Museum, einer Gemäldegalerie (460 Nummern), Kupferstich- und Antiquitätensammlung. Gran zählt (1881) 8932 ungarische, meist römisch-kath. Einwohner, hat Acker- und Weinbau, Branntweinbrennereien, Leder-, Flanell-, Zischmen- und Kürschnerwarenfabrikation, Mühlenbetrieb, großen Getreide- und Holzhandel, ferner ein geistliches Seminar, ein erzbischöfliches Lyceum, eine Lehrerpräparandie, ein kathol. Gymnasium, eine Realschule, 2 Klöster, mehrere Geldinstitute und ist Sitz des Komitats, eines Bezirksgerichts und Steuerinspektors. Gran ist Dampfschiff- und Eisenbahnstation (der Bahnhof befindet sich jenseit der Donau in Gran-Nána), hat mehrere warme Mineralquellen, wird am Festungsberg durch eine Wasserhebemaschine mit Wasser versorgt und ist mit dem gegenüberliegenden Markt Parkány durch eine Schiffbrücke verbunden. - Gran, von einigen für das Carpis der Römer [* 10] gehalten, ist sehr alt und die Wiege des Christentums in Ungarn. ¶
Es war schon im 10. Jahrh. eine ansehnliche Stadt (die »Etzelburg« des Nibelungenliedes), die Residenz des Ungarnherzogs Geysa, dessen Sohn, der heil. Stephan, hier geboren, getauft und gekrönt wurde. Mit Kirchen und Palästen, Reichtümern und einer starken Bevölkerung [* 12] ausgestattet, war Gran der Sitz des Erzbischofs oder Primas von Ungarn und zugleich einer der bedeutendsten Handelsplätze des Landes, als dessen Bewohner Ungarn, Deutsche [* 13] und Italiener (Latini) urkundlich genannt werden.
Diese Blüte [* 14] vernichtete die Zerstörung der Stadt durch die Tataren 1241, in welcher nur das Schloß stehen blieb. Der König Bela IV. that zwar viel zur Wiederherstellung der Stadt; allein Ofen erhob sich seitdem über sie, und Gran erreichte seinen alten Glanz nicht wieder. Im J. 1543 kam die Stadt unter die Botmäßigkeit der Türken, denen sie erst 1683 unter Leopold I. auf immer wieder entrissen wurde. In der Zwischenzeit wurde das Erzbistum nach Tyrnau verlegt, während der Erzbischof selbst in Preßburg [* 15] seinen Sitz nahm, bis beide 1820 nach Gran zurückkehrten.
Der Erzbischof von Gran ist zugleich Fürst-Primas von Ungarn, welche Würde der Erzbischof Christian August, Herzog von Sachsen, [* 16] 1716 vom Kaiser Karl VI. für alle seine Nachfolger auswirkte. Kaiser Joseph I. erhob Gran 1708 zur königlichen Freistadt. Der frühere antikisierende Name der Stadt war Istropolis (Donaustadt) oder Istrogranum (Donau-Granstadt); daraus haben die Ungarn Esztergom gemacht, und hieraus ist ihr ungarisch-lateinischer Name Strigonium entstanden.
[* 2] Daniel, österreich. Maler, geb. 1694 zu Wien [* 17] (nach andern in Mähren), [* 18] bildete sich in Neapel [* 19] an Solimena und der Antike. Nach Wien zurückgekehrt, fand er reichliche Beschäftigung; namentlich waren Kaiser Karl VI. und der Fürst Schwarzenberg seine Gönner. Gran war in der Stilauffassung der Barockzeit als sehr geschickter und fruchtbarer Freskomaler thätig. Er verband einen seltenen Sinn für Farbe und Lichtverteilung mit tiefer Kenntnis der Perspektive und großartiger Komposition. In Österreich schmückte er viele Schlösser des Hofs und Adels sowie Kirchen und Klöster mit seinen riesigen Plafondfresken, meist allegorischen Inhalts. Am vorzüglichsten sind darunter die Deckengemälde in der Hofbibliothek, im kaiserlichen Lustschloß zu Hetzendorf, in der Schloßkapelle zu Schönbrunn, im Palais Schwarzenberg, im Landhaus zu Brunn, im Kloster Bruck bei Znaim etc. Auch die Ölmalerei übte er nicht ohne Erfolg aus, wie seine heil. Elisabeth in der Karlskirche zu Wien sowie mehrere Altarbilder in der Domkirche zu St. Pölten beweisen. Obwohl für seine Schöpfungen glänzend bezahlt, starb Gran arm 1757 in St. Pölten.