Die meisten der Regeln in unsern heutigen griechischen Schulgrammatiken rühren von den alexandrinischen Grammatikern her,
viele der Ausnahmen von ihren Gegnern, den Grammatikern von Pergamon
[* 5] (in Kleinasien), welche die Anomalie,
[* 6] die Unregelmäßigkeit,
als höchstes Prinzip der Sprachbildung verfochten. Der lange fortdauernde Streit zwischen diesen beiden Richtungen führte
zu einer immer genauern und richtigern Formulierung der grammatischen Regeln und Ausnahmen und endlich
zur Errichtung eines festen grammatischen Gebäudes, welches geeignet war, auch auf die wissenschaftliche Darstellung andrer
Sprachenübertragen zu werden, was zunächst mit der lateinischen Sprache geschah.
Von dem Interesse der Römer
[* 7] für grammatische Studien gibt unter anderm eine leider nur in Bruchstücken
erhaltene grammatische Abhandlung CäsarsZeugnis; doch fehlt es an originalen Leistungen, und ihr Verdienst beschränkt sich
auf die Übertragung der griechischen Kunstausdrücke in die noch heute üblichen lateinischen Bezeichnungen grammatischer
Verhältnisse und auf die Fortpflanzung der in die Schulen des Mittelalters. Auch das Mittelalter war ohne
Bedeutung für die Entwickelung der Grammátik, und selbst der in der Renaissancezeit eingeleitete mächtige Aufschwung der philologischen
Studien führte bei allem Sammelfleiß nicht zur Aufstellung neuer Gesichtspunkte, da der Horizont
[* 8] der fleißigen italienischen
und französischen, später der holländischen und deutschen Grammatiker auf Griechisch und Latein beschränkt blieb.
Erst die Entdeckung des Sanskrits durch englische Gelehrte am Schluß des 18. Jahrh. bahnte einer neuen und
überraschenden Einsicht in den grammatischen Bau der wichtigsten SprachenEuropas, des Griechischen, Lateinischen, Germanischen,
Keltischen und Slawischen, den Weg, indem man dieselben als Glieder
[* 9] einer weitverzweigten Sprachfamilie erkannte, zu der in
Asien
[* 10] namentlich das Altindische, Altpersische und deren Tochtersprachen gehören. Die methodische
Begründung dieser Entdeckung und ihre Durchführung durch
alle Teile der grammatischen Struktur dieser »indogermanischen« Sprachfamilie
ist in der von 1833 an erschienenen »Vergleichenden Grammátik« von
F. Bopp (3. Aufl., Berl. 1868-71, 3 Bde.)
enthalten.
Die Entzifferung der Hieroglyphen und Keilschriften, tieferes Eindringen in den Bau der schon von hebräischen und arabischen
Grammatikern fleißig durchforschten semitischen Sprachen, die besonders durch Missionäre vermittelte Kenntnis zahlloser andrer
Sprachen in allen Weltteilen und die freilich erst teilweise gelungene Gruppierung derselben in eine Reihe großer
Sprachstämme:
[* 13] dies alles gab dem Sprachstudium eine ganz neue Bedeutung und Tiefe und erhob die Grammátik, die ehedem
nur der Quälgeist der Schuljugend war, zum Rang einer Wissenschaft (s. Sprache u. Sprachwissenschaft).
Vgl. Vater, Litteratur
der Grammatiken, Lexika und Wörtersammlungen aller Sprachen der Erde (2. Aufl. von Jülg, Berl. 1847);
Trübner, Catalogue of dictionaries and grammars of the principal languages of the world (2. Aufl.,
Lond. 1882).
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Grammatik
Grammatik. Lautlehre.
Uebersicht. Philologie: Allgemeines. Kritik und Methode. Schriftwesen S. 131. Sprachenkunde (Allgemeines S. 131, Volkssprachen S. 131, Mundarten S. 132, Spracheigenthümlichkeiten, S. 132, Grammatik S
für die er unter dem Namen Oksanen zahlreiche Beiträge lieferte. Zum Zwecke sprachlicher Forschung besuchte er zunächst die Woten (s. d.) und schrieb eine Grammatik ihrer Sprache ("Wotisk Grammatik", Helsingf. 1855)
Heidelb. 1808); den eingehenden Nachweis, daß die Grammatik und der ganze Bau dieser Sprachen bis auf die kleinsten Einzelheiten vollkommen übereinstimmt, gab Fr. Bopp (s. d.) "Vergleichenden Grammatik". Der Wortschatz der indogermanischen Urzeit ist am eingehendsten zusammengestellt