Graffigny
(Grafigny, spr. -finji), Françoise d'Issembourg d'Happoncourt, Mad. de, franz. Schriftstellerin, geb. zu Nancy, [* 2] verheiratete sich noch sehr jung, ließ sich aber bald von ihrem gewaltthätigen, grausamen Mann scheiden, genoß eine Zeitlang die Gastfreundschaft der Frau du Châtelet und Voltaires auf Schloß Cirey (1738) und begab sich von da in Gesellschaft der Mademoiselle de Guise, nachherigen Herzogin von Richelieu, nach Paris, [* 3] wo sie als Schriftstellerin auftrat. Ihre erste Novelle hatte wenig Erfolg, desto mehr aber die »Lettres péruviennes« (1747 u. öfter; besonders 1798, 2 Bde.),
welche in viele
Sprachen (deutsch, Berl. 1801) übersetzt wurden. In der Art der
»Lettres persanes« abgefaßt,
zeichnet sich der
Roman hauptsächlich durch lebhafte Schilderungen und glänzende
Sprache
[* 4] aus, ist aber bei weitem überschätzt
worden, ebenso wie ihr
Drama »Cénie« (1751). Der Mißerfolg ihrer
Komödie »La fille d'Aristide« traf sie tief; sie starb
bald darauf Eine Sammlung ihrer Werke erschien
London
[* 5] 1788 in 4
Bänden.
Lange nach ihrem
Tod
wurden unter dem
Titel: »Vie privée de
Voltaire et de
Mad.
du
Châtelet« auch die
Briefe veröffentlicht, welche
Frau von Graffigny
aus
Cirey an ihre
Freunde in
Lothringen geschrieben hatte;
sie enthalten viel Klatsch und niedriges Geschwätz, sind aber doch interessant.