Grabmal
Baukunst II

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Baukunst II. (Grabdenkmal), im weitern
Sinn jedes einem
Toten an seiner
Beerdigungs- oder Beisetzungsstätte errichtete Erinnerungszeichen,
im engern
Sinn ein solches von künstlerischer, durch
Architektur oder
Plastik hergestellter Form. Ursprünglich
eine Auszeichnung für
Fürsten,
Helden und hervorragende Persönlichkeiten, wurde die
Sitte, Grabmäler zu errichten, schon
im frühen
Altertum allgemein und auf alle
Toten ausgedehnt. Aus roh aufgeworfenen
Erdhügeln und unbearbeiteten Steinblöcken
entwickelte sich bereits im
Altertum das Grabmal
bis zur edelsten künstlerischen Form. In uralten Grabmälern, wie z. B.
dem sogen.
Grabe des
Kyros (s. dieses und andre auf Tafel
»Baukunst
[* 2] II«,
[* 3] Fig. 6; Tafel III,
[* 1]
Fig. 10; Tafel
V,
[* 1]
Fig. 9 und 10; Tafel VI,
[* 1]
Fig. 8-10), den ägyptischen
Pyramiden und Königsgräbern, den lykischen Felsengräbern, den
jüdischen Königsgräbern, sind uns für die gesamte
Entwickelungsgeschichte
[* 4] der
Kunst wichtige
Monumente erhalten.
Bei den Ägyptern und Griechen wurde der Gräberkultus am weitesten getrieben, wofür unter andere das
Mausoleum (s. d.) zu
Halikarnassos
Zeugnis ablegt. Vor den griechischen, griechisch-römischen und römischen
Städten wurden
ganze Gräberstraßen
(Athen,
[* 5]
Pompeji,
[* 6]
Via Appia bei
Rom)
[* 7] angelegt, welche dicht mit Grabsteinen
(Stelen), kleinen Baulichkeiten,
Tempeln und imposanten
Monumenten (Grabmal
der
Cäcilia Metella bei
Rom) besetzt waren.
Römische
[* 8] Grabsteine mit
Inschriften und Reliefdarstellungen sind überall gefunden worden, soweit sich römische Herrschaft und
Kolonisation erstreckten.
Die Christen übernahmen die Sitte, Grabmäler zu errichten (Grabsteine und Steinsarkophage in den Katakomben), von den Römern. Aus der Beisetzung von Leichen in unterirdischen Begräbnisstätten entsprang dann die Gewohnheit, Geistliche, Fürsten und später auch wohlhabende, um die Kirche verdiente Bürger in Gewölben unter dem Fußboden der Kirchen, Kapellen und Kreuzgänge zu bestatten. Als äußeres Zeichen des Bestattungsortes wurden oberhalb des Fußbodens entweder Sarkophage aufgestellt, oder in denselben Grabplatten mit Inschriften und den Reliefbildnissen der Verstorbenen eingelassen.
Diese Grabplatten, eine besondere Gruppe der Grabmäler, wurden entweder aus Marmor, Sand- und Kalkstein, Granit, Schiefer etc. oder aus Metall (Messing, Bronze) [* 9] gefertigt. Die metallenen Grabplatten, in welche die Darstellungen entweder eingraviert, oder auf denen sie in erhabenem Guß angebracht wurden, finden sich noch häufig in norddeutschen (pommerschen und lübischen) Kirchen. Als der Raum auf den Fußböden der Kirchen zu mangeln begann, wurden die Grabplatten an den Wänden und Pfeilern der Kirchenschiffe und Kapellen aufgerichtet und befestigt.
Sargon - Sarkophag

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Sarkophag.Ein Gleiches geschah auch später mit solchen in den Fußboden eingelassenen Grabplatten, welche man vor der völligen Zerstörung durch Fußtritte schützen wollte. Die gotische Kunst fügte zu dem Sarkophag [* 10] noch einen Baldachin hinzu, welcher, tempelartig ausgebildet, bisweilen mit einer Unzahl von Figuren und Reliefs geschmückt wurde (Sebaldusgrab von Peter Vischer in Nürnberg). [* 11] Auf dem Sarkophag lag gewöhnlich die Porträtfigur des Verstorbenen in vollem Waffenschmuck, in Fürstentracht, Ornat u. dgl. und zu ihren Füßen ein Tier, welches entweder dem Wappen [* 12] entlehnt war, oder eine Tugend symbolisierte. Die minder bevorzugten Gemeindemitglieder wurden außerhalb der Kirche, aber in unmittelbar an dieselbe grenzendem Terrain (Kirchhof) begraben, wo man ihnen ebenfalls Grabsteine errichtete, die oft an den Kirchenmauern befestigt wurden. Mit der wachsenden Ruhmsucht des ¶
Grabner - Grabow

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Individuums, welche sich mildem Beginn der Renaissancezeit zuerst in Italien [* 14] entwickelte, wuchs auch der Grabmälerluxus. Die italienischen Kirchen und Klöster sowie die Hallen der Friedhöfe (Campi santi in Pisa, [* 15] Florenz) [* 16] sind voll von prächtigen, oft von ersten Meistern ausgeführten Grabmälern. Päpste und Fürsten wetteiferten in der Errichtung von prunkvollen Grabmonumenten, mit deren Ausführung bisweilen schon bei Lebzeiten derer, für welche die Grabmäler bestimmt waren, begonnen wurde (Grabmäler der Päpste in St. Peter zu Rom, Michelangelos Grabkapelle der Mediceer in Florenz).
Säule, galvanische - S

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Säulen.
Die Grabmäler waren teils Sarkophage mit den schlafenden oder betenden Figuren der Toten, teils Freibauten mit Baldachinen,
Kuppeln u. dgl. m. (Grabmal
Kaiser Maximilians in Innsbruck),
[* 17] teils architektonisch gegliederte, durch Nischen,
Statuen und Reliefs belebte fassadenartige Aufbauten, welche an die Wände gelehnt wurden (Dogen- und Patriziergrabmäler in
Venedig).
[* 18] Letztere Gestalt der Grabmäler wurde besonders im 17. und 18. Jahrh. von der Barock- und Rokokokunst weiter ausgebildet
und zu üppigstem, völlig weltlichem und bis zur Geschmacklosigkeit überladenem Prunk getrieben (Grabmal
Moritz'
von Sachsen
[* 19] in Straßburg).
[* 20] In neuerer Zeit werden Grabmäler in Kirchen nur für fürstliche Personen oder zum Ehrengedächtnis
berühmter Männer (Panthéon zu Rom, Westminsterabtei zu London)
[* 21] errichtet. Daneben werden auch isolierte Ruhestätten für
Mitglieder von Fürstenfamilien in Gestalt von Kapellen mit Grabmälern angelegt (Mausoleen zu Charlottenburg
[* 22] bei Berlin,
[* 23] Herrenhausen bei Hannover).
[* 24] - Eine besondere Form haben auch die alten Inder ihren Grabmälern gegeben, indem sie
über den Gräbern glockenförmige Hügel (Topes) wölbten, die von Säulen
[* 25] umgeben und mit Steinbildwerken gekrönt wurden.
Die Mohammedaner zeichneten die Gräber ihrer Fürsten, Propheten und Heiligen durch große oder kleine Grabmoscheen
mit Denksteinen (Kaaba Mohammeds) aus. Über die Grabmäler der prähistorischen und altnordischen Völker s. Dolmen und Gräber,
prähistorische. Vgl. auch Begräbnisplatz.