Gräb
,
Karl, Maler, geb. zu Berlin, [* 2] erlernte daselbst die Theaterdekorationsmalerei unter dem Hofmaler J. ^[Johann] Gerst, besuchte daneben jedoch auch die Akademie. 1838 als Theatermaler am Königsstädtischen Theater [* 3] angestellt, gab er nach 14 Monaten diese Stellung auf und bereiste nun die Schweiz [* 4] und Südfrankreich mit den Pyrenäen, Italien [* 5] und Sizilien, [* 6] von wo er 1843 zurückkehrte. Mit Gerst führte er dann das Atelier gemeinsam, wandte sich jedoch bald ganz der Staffeleimalerei zu, die Landschaft und mit besonderer Vorliebe das Architekturstück, in erster Linie das architektonische Interieur, kultivierend. Im Anfang der 50er Jahre führte er im Neuen Museum zu Berlin zwei Wandgemälde mit Rekonstruktionen des alten Athen [* 7] und Olympia aus. Um dieselbe Zeit fertigte er im Auftrag des Königspaars eine Sammlung von 94 Ansichten aus Stolzenfels, Potsdam [* 8] und Umgebung, Charlottenburg [* 9] etc. in der damals noch wenig, aber von ihm mit großer Meisterschaft geübten Aquarelltechnik aus.
Bereits 1852 erhielt er die kleine und 1854 die große goldene
Medaille der
Berliner
[* 10]
Ausstellung. Seit 1851 Hofmaler, wurde
er 1855 zum
Professor ernannt. Nach einer sehr umfangreichen, stets von großen Erfolgen gekrönten Thätigkeit starb er in
Berlin. Gräb
war der hervorragendste Architekturmaler, den die deutsche
Kunst bis jetzt besessen. Mit einer
tiefen Kenntnis der
Perspektive verband er ein gründliches architektonisches
Wissen, große
Kraft
[* 11] und Tiefe der
Farbe, die
Kunst
einer feinen
Beleuchtung
[* 12] und die Fähigkeit, trotz der peinlichsten
Treue in der Wiedergabe aller
Details stets den
Eindruck
des Großartigen zu erreichen.
Seine Hauptwerke sind:
Kreuzgang im
Dom zu
Regensburg
[* 13] (1853), im
Chor des
Doms zu
Halberstadt
[* 14] (1854,
Berlin, Ravené),
Hof
[* 15] mit der
Kapelle
Pazzi an
Santa Croce zu
Florenz
[* 16] (1858), die
Gräber der
Scaliger zu
Verona
[* 17] (1859),
Gräber der
Familie
Mansfeld in der Andreaskirche
zu
Eisleben
[* 18] (1860,
Berliner Nationalgalerie), Chorabschluß in der Frauenkirche zu
Halberstadt (1865), die
Gräber der
Herzöge und
Grafen zu
Württemberg
[* 19] im
Chor der Georgenkirche zu
Tübingen
[* 20] (1866),
Chor der
Kirche
San Lorenzo zu Flums
am
Walensee in der
Schweiz (1868), der
Lettner im
Dom zu
Halberstadt (1870,
Berliner Nationalgalerie), in der Frauenkirche zu
Arnstadt
[* 21] (1871), im St. Luciusdom zu
Chur
[* 22] (1874), die
Kanzeln am
Dom zu
Freiberg
[* 23] in
Sachsen
[* 24] (1878) und
Kreuzgang am
Dom zu
Würzburg
[* 25] (1883). -
Sein Sohn
Paul Gräb
, geb. 1842 zu
Berlin, ist ebenfalls ein tüchtiger
Architektur- und Landschaftsmaler,
der namentlich in Miniaturbildern auf
Elfenbein den
Vater an Feinheit erreicht.