Goya
y
Lucientes
(spr. gōja i ludsiéntes),
Don Francisco de, span.
Maler, geb. zu
Fuente de
Todos in
Aragonien, bildete sich auf der
Akademie von
Saragossa,
[* 2] ging dann nach
Madrid
[* 3] und von da, durch abenteuerliche
Streiche
fortgetrieben, nach
Rom.
[* 4] Im J. 1788 kehrte er nach
Madrid zurück, wo er zuerst Kirchenbilder unter der Leitung und dem Einfluß
des damals in
Madrid anwesenden
Mengs malte. In sein eigentliches
Fahrwasser lenkte Goya
y Lucientes
erst ein, als er farbige
Kartons für die königliche Gobelinsmanufaktur ausführte, auf denen er lebhaft bewegte, realistische
Szenen aus dem Volksleben
darstellte. Dieselben fanden solchen Beifall, daß er eine große
Menge von derartigen Genrebildern,
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mehr
allerdings in sehr flüchtiger und skizzenhafter Behandlung, schuf, welche sich meist in spanischem Privatbesitz befinden.
In seinen Porträten (Reiterbildnis Karls IV. und Karl IV. und seine Familie, Madrid, Museum) schließt er sich äußerlich an
Velasquez an. 1799 wurde er Hofmaler, 1795 Direktor der Akademie von San Fernando. Seine Geschicklichkeit in der
Malerei a fresco und a tempera bekunden die Figuren von San Antonio de la Florida, wovon einige sehr gelungene Porträte
[* 6] sind,
die zwei kleinen Kuppeln des Tempels del Cilan in Saragossa und die Malereien in seinem Landhaus am Ufer des Manzanares. In seine
letzten Jahre fallen die Werke: der heil. Joseph von Casalanz in der Kirche von San Antonio Abad in Madrid,
eine heilige Familie für den Herzog von Noblejas, Santa Yusta
und Santa Rufina in der Kathedralkirche von Sevilla
[* 7] und ein Gemälde,
in welchem er sich selbst und den Arzt Arrieta abbildete, wie dieser ihm eine Arznei reicht.
Der Schwerpunkt
[* 8] seiner künstlerischen Bedeutung beruht jedoch in seinen Radierungen, welche ebensosehr durch geistvolle, bravourmäßige
Technik wie durch lebendige Auffassung fesseln. In diesen Radierungen ist er ein bitterer Satiriker der politischen, kirchlichen
und gesellschaftlichen Zustände seiner Zeit. Eine 1793 bis 1798 entstandene Sammlung derselben ist unter dem Namen Caprichos
bekannt, eine andre trägt den Titel: »Los desastres de la guerra« (das Unglück des Kriegs). Goya
y Lucientes
starb in
Bordeaux.
[* 9] Er besaß eine bewundernswerte Geschicklichkeit, mit wenigen Pinselstrichen ein Individuum auf das treffendste zu
charakterisieren; aber durch zu sichtbar hervortretendes Streben nach Effekt und eine nicht selten an Nachlässigkeit
grenzende Kühnheit werden seine Schöpfungen oft zu manieriert und inkorrekt in der Zeichnung. Ein echter Spanier, wußte er
allen seinen Werken ein nationales, volkstümliches Gepräge zu geben.
Vgl. Yriarte, Goya
y Lucientes
, sa biographie etc. (Par. 1867);
Lefort, Francisco Goya
y Lucientes
, étude biographique et critique (das. 1877).