Titel
Gottschalk
(Godeschalk), altdeutscher Mannesname, s. v. w. guter Diener oder Gottes Diener. Merkwürdig sind:
1) (Gottschalk
von Orbais) Theolog des 9. Jahrh., Sohn eines sächsischen
Grafen, Bere, wurde infolge eines
Gelübdes schon in zarter
Jugend dem
Kloster zu
Fulda
[* 2] übergeben. Nachdem ihn auf seinen dringenden
Wunsch eine
Synode zu
Mainz
[* 3] 829 seiner
Klostergelübde entbunden hatte, ward er auf Anstiften seines
Abtes
Hrabanus Maurus von
Ludwig dem
Frommen genötigt, sie nochmals
abzulegen. Im
Kloster Orbais
(Diözese
Soissons) studierte er nun die
Schriften der
Kirchenväter, besonders des
Augustinus, und
fand sich von ihnen so angezogen, daß er nicht nur ihre
Ansichten von der
Erbsünde adoptierte, sondern
auch die
Lehre
[* 4] von der
Prädestination (s. d.) in strengster Auffassung sich zu eigen machte.
Wegen dieser
Ansichten, die Gottschalk
auf einer
Reise nach
Italien
[* 5] offen lehrte, von
Hrabanus Maurus, der unterdessen
Erzbischof von
Mainz geworden war, zur Rechenschaft gezogen, erschien in
Mainz und überreichte sein
Glaubensbekenntnis
dem
Erzbischof; dieser aber ließ ihn sofort auf einer
Kirchenversammlung daselbst 848 als
Ketzer verdammen und seinem Metropolitan
Hinkmar,
Erzbischof von
Reims,
[* 6] zur weitern Bestrafung überantworten. Gottschalk
ward von diesem 849 seines Priestertums entsetzt und
so lange gegeißelt, bis er seine
Lehre schriftlich dem
Feuer preisgab. Zu lebenslänglicher Kerkerhaft
verurteilt, widerrief er seinen
Widerruf und starb, unversöhnt mit der
Kirche und ungebeugt, 868 im Gefängnis.
Vgl. Borrasch,
Gottschalk
von Orbais
(Thorn
[* 7] 1868);
Köhler in der »Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie« 1878.
2) Fürst der Obotriten, Wagrier und Polaben, Udos Sohn, im St. Michaeliskloster zu Lüneburg [* 8] erzogen, zeigte sich erst dem Christentum feindlich, schloß dann aber mit Herzog Bernhard II. von Sachsen [* 9] Frieden. Nach längerer Abwesenheit am Hof [* 10] Knuts d. Gr. von Dänemark [* 11] kehrte er 1043 in seine Heimat Mecklenburg [* 12] zurück, gründete hier im Einvernehmen mit Erzbischof Adalbert II. von Hamburg-Bremen ein großes Wendenreich, in welchem er ¶
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durch Anlegung von Bistümern und Klöstern das Christentum ausbreitete, wurde aber bei einem Aufstand des heidnischen Volkes in der Kirche zu Lenzen erschlagen und sein Reich zerstört. Sein Geschlecht erlosch um 1125.