Gottlieben
(Kt. Thurgau,
Bez. Kreuzlingen).
403 m. Gem. und Pfarrdorf, am linken Ufer des
Rhein und an dessen Eintritt in den
Untersee, 500 m
n. der Station
Tägerwilen der Linie
Konstanz-Etzwilen-Schaffhausen. Dampfschiffstation. Zollamt.
Fähre über den
Rhein. 47
Häuser, 265 zur
Mehrzahl ref. Ew. Fischfang und Fischhandel. Rosshaarflechterei, Holzschnitzerei. Eine Gerberei. Der Kreis Gottlieben
umfasst
die Gemeinden
Emmishofen, Gottlieben
,
Tägerwilen und
Waldi. Früher trug der jetzige Bezirk
Kreuzlingen den Namen Gottlieben
,
und das Dorf Gottlieben
war bis 1869 dessen Bezirkshauptort. Wie der Name andeutet, muss Gottlieben eine Siedelung religiösen
Ursprunges sein. Der
Bischof von Konstanz hatte den Bewohnern dieses
Ortes die Erwerbung von Grundbesitz verboten, ihnen aber
dafür auf einem bestimmt abgegrenzten Gebiet das ausschliessliche Recht des Fischfanges verliehen, wofür sie
ihm für seine Tafel jährlich 10000 frische Fische zu
¶
mehr
liefern verpflichtet waren. Als die Bevölkerung an Zahl zurückging, wurde dieser Tribut auf 5000 Fische ermässigt und 1646 durch
eine Steuer in barem Geld ersetzt. Heute ist der Ertrag des Fischfanges in Gottlieben
wegen des Aufschwunges dieses Gewerbes
in Ermatingen und Konstanz lange nicht mehr so gross wie früher. Bischof Eberhard von Konstanz erbaute 1250 in
Gottlieben
ein von zwei mächtigen gotischen Türmen flankiertes Schloss, das lange Zeit eine der bischöflichen Residenzen
war. In einem der Türme wurde zur Zeit des Konziles von Konstanz Papst Johannes XXIII. gefangen gehalten, weil er die Wahl
des Papstes Martin V. nicht anerkennen wollte; zu gleicher Zeit war 1415 vor seinem Feuertod auch der
Reformator Johannes Huss aus Prag hier Gefangener, und 1453 wurde der Chorherr Felix Hämmerlin von Zürich
hier eingekerkert. 1499 besetzten
die Schwaben das Schloss, und 1633 nahm hier der schwedische General Horn Quartier, um eine Brücke über den Rhein
zu schlagen und Konstanz anzugreifen. 1692 sank ein unterwaschener Uferstrich mit 4 Häusern in den See. Die Königin Hortense,
Mutter Napoleons III., hatte vor ihrer Uebersiedelung nach Arenenberg das Schloss Gottlieben
1810 angekauft. Münzen aus keltischer
und römischer Zeit; Alemannengrab. Vergl. Gottlieben
nach seinen gegenwärtigen und bisherigen Schicksalen (Thurgauer Neujahrsblatt.
1831).