Gorilla
(Troglodytes Gorilla Sav., Gorilla gina Geoffr.), Affe aus der Familie der schmalnasigen Affen (Catarrhini) und der Unterfamilie der Anthropomorphen, der größte der menschenähnlichen Affen, wird 2 m hoch, besitzt einen mächtigen Kopf mit hohem Scheitel- und Hinterhauptskamm, mächtigen Nackenmuskeln, mit starker Prognathie nach vorn hervorragendem Gesichtsteil, nicht großen Ohren und Augen, letztere überdacht von mächtigen Wülsten, breiter, sehr flacher, stumpfspitziger Nase mit breiten Nasenflügeln, ziemlich niedriger Oberlippe und wulstigen Hautpartien, welche das einen wild tierischen Ausdruck zeigende Gesicht einrahmen. Am Rumpf und an den Gliedern tritt die herkulisch entwickelte Muskulatur hervor, der Hals erscheint, von vorn gesehen, wie eingegraben zwischen den starken, gewölbten Schultern, die Brust ist breit und gewölbt, der ganze Rumpf sehr lang; die mächtigen Vorderextremitäten, in allen Teilen gleichmäßig stark, sind verhältnismäßig nicht viel länger als beim Menschen, die Hände groß und breit mit kurzem Daumen. Die Oberschenkel sind abgeflacht, aber doch stark und muskelreich, an den Unterschenkeln zeigt sich mehr Wadenbildung als beim Schimpansen und Orang-Utan. An dem langen, breiten Fuß ist die große Zehe ungemein entwickelt und wie ein Daumen beweglich. Das erwachsene Weibchen ist viel kleiner als das Männchen und schmächtiger gebaut, auch fehlen die Kämme am Kopf, und die Wülste über den Augen sind weniger stark entwickelt. Bei den Jungen ist der Kopf mehr gerundet und die Kiefergegend weniger prognath, so daß der Kopf etwas unverkennbar Menschenähnliches besitzt; die Gliedmaßen sind bereits robust, aber weniger mächtig, Hände und Füße kürzer und schmäler als beim alten Tier. Die Haut des Gorillas ist runzelig, tief schwarz, die Behaarung nicht sehr dicht, besonders spärlich an Brust und Bauch, an der Innenseite der Gliedmaßen, auf Fuß- u. Handrücken. Gesicht, Handteller und Fußsohlen sind kahl. Gewölbte, breite Nägel decken Finger- und Zehenspitzen. Die Behaarung ist auf dem Scheitel braunrot, sonst fahlgrau bräunlich und schwarzbraun meliert, an den Unterarmen und Unterschenkeln schwärzlichbraun. Der Gorilla findet sich in den dichten, feuchten Küstenwäldern der westafrikanischen Tropenwelt auf ziemlich beschränktem Gebiet, etwa zwischen dem Äquator und dem 5.° südl. Br. Hier führt er hauptsächlich ein Baumleben. Er klettert geschickt, nährt sich von den roten Früchten einer Anonacee, wildem Zuckerrohr, verwildertem Ananas und bestiehlt auch die Yams-, Maniok-, Zuckerrohr- und Sorghumfelder der Eingebornen. Er bildet Gemeinschaften von 1-3 Familien und wechselt öfters den Aufenthalt. Etwa 2 m über der Erde baut er sich ein Nachtlager auf starken Ästen aus Knüppeln, Laub und Moos, welches er aber höchstens drei- bis viermal benutzt. Auf der Erde läuft er gewöhnlich auf allen vieren. Die Eingebornen schildern den Gorilla als ein gar fürchterliches Tier, und der Reisende Du Chaillu erzählte von ihm haarsträubende Geschichten, die aber durch andre auf ein bescheidenes Maß zurückgebracht worden sind. Danach erscheint der Gorilla im ganzen als ein feiges Tier, welches beim geringsten Geräusch flieht. Angeschossen und in die Enge getrieben, verteidigt er sich aber mit großer Energie und bringt den Jäger durch sein furchtbares Gebiß und seine riesige Muskelkraft in große Gefahr. Junge Gorillas sind bis jetzt nur selten lebend nach Europa gebracht worden, das Berliner Exemplar erwies sich als höchst intelligent und freundlicher Behandlung überaus zugänglich. Der Gorilla ist uns erst seit dem 16. Jahrh. bekannt geworden, wo Battel, ein englischer Abenteurer, die ersten Nachrichten gab. Genauere Nachrichten lieferten nach 1840 Wilson, Savage und Ford. Die Nachricht des
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karthagischen Seefahrers Hanno über die von ihm und seiner Mannschaft bei Sierra Leone bekämpften Gorilloi begeht sich auf den Schimpansen. Ein junger Gorilla erschien zuerst 1861 in Wombwells Reisemenagerie, einen zweiten brachte Falkenstein 1876 ins Berliner Aquarium, wo er länger als ein Jahr gelebt hat. Vgl. Hartmann, Der Gorilla (Leipz. 1879).