(Kt. Neuenburg,
Bez. Boudry).
495 m. Gem. und Dorf, nahe dem
Neuenburgersee, über der Strasse und Bahnlinie
Neuenburg-Yverdon, 500 m
n. der Station Gorgier-Saint Aubin der Linie
Neuenburg-Lausanne und 700 m nw. der Dampfschiffstation
Chez le Bart. Postbureau,
Telegraph, Telephon. Gemeinde, mit
Les Auges,
ChampBettens,
Derrière Moulin und
Les PrisesCornu: 167
Häuser, 1002 reform. Ew.;
Dorf: 75
Häuser, 112 Ew. Kirchgemeinde
Saint Aubin. Acker- und Weinbau, Holzhandel. 2
Fabriken von Uhrenmacherartikeln,
Mühle
und Oelmühle. Pensionnat und Gasthöfe. Die Geschichte des
OrtesGorgier ist mit derjenigen des
SchlossesGorgier eng verknüpft. In dem die Neocomschichten oberhalb Gorgier durchschneidenden
Tobel mehrere senkrecht aus dem Boden
aufspringende Quellen, die das im Valangienkalk versickernde und unterirdisch abfliessende
Wasser sammeln und am Kontakt mit
den das
Tobel einem Damm gleich quer abschliessenden, undurchlässigen Hauterivienmergeln zu Tage treten. Pfahlbauten. Vergl.
die Art.
Béroche (La) und
Saint Aubin.
Die heutige architektonische Gestaltung des
Schlosses ist ein Erzeugnis verschiedener Zeitabschnitte. Bemerkenswert sind ein
mächtiger mittelalterlicher
Turm, ein Wohnflügel mit schönen Skulpturen aus dem 16. Jahrhundert und
zwei aus derselben Zeit stammende, gut erhaltene Fallbrücken; das im Renaissancestil gehaltene Hauptgebäude und die in
gotischem Stil erbaute Schlosskapelle sind zu Beginn des 19. Jahrhunderts neu aufgeführt worden. Das sorgfältig verwahrte
Schlossarchiv geht bis zum 13. Jahrhundert zurück und enthält wertvolle Materialien zur
Neuenburger
Geschichte.
Der Name Gorgier erscheint zum erstenmal in einer Urkunde aus 1252 als derjenige eines Vasallengeschlechtes des mächtigen
Dynastenhauses derer von
Estavayer. Ein Zweig dieses letzteren besass 1340 selbst das
SchlossGorgier, das
er bis 1433 behielt,
in welchem Jahre
Jean I. von
Neuenburg-VaumarcusSchloss und
Herrschaft um 11000 Goldgulden ankaufte. Sein
Sohn
Jean II. nahm als
Rat des Herzogs von Burgund 1476 Stellung gegen die
Eidgenossen, weshalb er zum Verlassen des Landes
gezwungen ward. Hierauf zerfiel das schon seit einiger Zeit vernachlässigte
SchlossGorgier in Trümmer und blieb in diesem
Zustande, bis Claude III. von
Neuenburg-Vaumarcus nach seiner Heirat mit der reichen Gräfin Ursula von
Fürstenberg sich 1564 entschloss, es wieder neu aufzuführen und zu seiner ständigen Wohnstätte einzurichten. Das begonnene
Werk wurde unter Claudes Sohn, dem mit der Tochter des berühmten Nikolaus von
¶
mehr
Wattenwil vermählten Beat Jacob, 1620 vollendet, worauf das SchlossGorgier das Herz und Zentrum der Baronie Gorgier, d. h.
beinahe der ganzen Béroche ward. Nachdem 1718 das HausNeuenburg
erloschen war, ging das Schloss an den Grafen von Grammont-Châtillon,
dann von 1730-1749 an den Marquis von Cheilaz über. Nach dem Tode der Marquise kamen Schloss und Herrschaft
neuerdings an den Landesherren, d. h. an König Friedrich II. von Preussen, der beide im selben Jahre noch seinem Geheimen
RatJean Henri d'Andrié zu Geschenk gab.
Dessen Grossneffe, Charles Henry Vicomte de Gorgier, sah sich 1813 gezwungen, sein Erbteil an den Grafen James
Alexandre de Pourtalès zu verkaufen, der nun zusammen mit seinem Sohne Henri die grossen Restaurationsarbeiten ausführte,
die dem Schloss heute noch seinen architektonischen Stempel aufdrücken. Später wechselte das SchlossGorgier noch mehrfach
den Eigentümer; heute gehört es Antoine Borel, der es zu einem der schönsten Wohnsitze der französischen Schweiz umgestaltet
hat.