Gonzen
,
der Endkopf des südöstlichen Ausläufers der Churfirsten (s. d.), welcher sich hoch über Sargans, angesichts von Ragaz, zu schroffen Wänden aufbaut (1833 m) und die Thalbahnen der Rhein- und Linthlinie scheidet, ist der einzige Sitz eines belangreichen Eisensteinbaues in den Schweizer Alpen. [* 2] Nicht nur ist dieses Erzlager das bedeutendste der Schweiz, [* 3] sondern auch in mineralogischer und geschichtlicher Beziehung das interessanteste (vgl. Delémont).
Wahrscheinlich wurde es schon zur Römerzeit ausgebeutet, gewiß aber seit länger als 800 Jahren. Es hat eine Länge von 1200 m bei einer vielleicht ebenso großen Breite [* 4] und einer Mächtigkeit von 6 m auf weiten Strecken. Die Hauptmasse ist Roteisenstein, doch treten auch Manganerze in einer Mächtigkeit von 1-1,5 m auf. Werden dieselben mit dem Roteisenstein gehörig gattiert, so erhält man ein vorzügliches Spiegeleisen für die Gußstahlfabrikation. Im Hochofen des nahen Plons werden die Erze, jährlich etwa 30,000 Doppelzentner (à 40 Proz. Eisengehalt), verschmolzen; doch rentiert der Betrieb nur in Zeiten hoher Eisenpreise und wird zeitweise eingestellt. ¶
Im Geographisches Lexikon der SCHWEIZ, 1902
Gonzen
oder Gonze (Kt. St. Gallen,
Bez. Sargans).
1833 m. Gipfel, am SO.-Ende der Kette Churfirsten-Alvier, bei Sargans im Winkel
zwischen Rheinthal und Seezthal stolz aufragend. Kann von Sargans aus über den Gonzewald bestiegen werden. Bewundernswerter
Faltenbau der Malm- und Doggerschichten. Die untern Hänge bewaldet, oben mit hohen Felswänden gekrönt. Besteht aus Dogger
und Malm und bildet den Gewölbekern der ganzen Kette. Zwischen dem Gipfel des Gonzen
und dem Gonzewald
hat man seit undenklichen Zeiten im Jurakalk Eisenerz abgebaut. Die Nachrichten über diesen Betrieb reichen bis zum Jahr 1200 hinauf,
doch ist es wahrscheinlich, dass hier schon die Römer Eisen abbauten. Da das Erz 50-60% reines Eisen enthält, darf es als
ein gutes Rohmaterial zur Eisengewinnung angesprochen werden. Es findet sich zusammen mit Pyrit, Jaspis,
Thon, Quarz, Calcit, Baryt, Eisenglanz, Fluorit, Chlorit, Hausmannit, Rhodochrosit, Wiserit etc. Das geförderte Erz
wurde in Plons, im Seezthal 2 km nw. Mels, verhüttet und eignete sich besonders zur Herstellung von Schmiedeeisen und Bessemerstahl,
konnte aber seiner Härte und Sprödigkeit wegen nicht gut zu Gusseisen verarbeitet werden. Der Erzgang,
der zum grössten Teil aus dichtem Boteisenerz (Hämatit) oder Magneteisenerz besteht und von Manganerzen begleitet ist,
liegt mitten im Jurakalk und kann bis zu 1,52 m Mächtigkeit anschwellen. Er kann in den gefalteten Schichten auf eine Strecke
von mindestens 1 km verfolgt werden und wurde in den normal gelagerten Schichten des O.-Hanges und den
überkippten Schichten des W.-Hanges zwischen 1250 und 1450 m Höhe bergmännisch abgebaut.
Die (abgewickelt gedachte) Fläche des noch abbaufähigen Eisenerzlagers ist auf 450000 m2 geschätzt worden. Prof. Heim
hat vor wenigen Jahren nachgewiesen, dass das Lager sich im mittlern Malm (Sequan) und nicht im Dogger
(wie die Mehrzahl der ähnlichen Vorkommnisse in den Kalkalpen) befindet. Der immer nur sehr unregelmässig betriebene Abbau
ist heute ganz eingestellt. Vergl. Zweifel, B., und A. Gutzwiller. Das Bergwerk am Gonzen
(Ber. der naturf. Ges. St. Gallen.
1875/76).
- Heim, Alb. Ueber das Eisenerz
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am Gonzen
(Vierteljahrsschr. der naturf. Ges. in Zürich.
45, 1900).